Elmshorn. An der Heinrich-Hertz-Straße gibt es seit knapp zwei Jahren einen Co-Working-Space. Wie alles begann

Wer die alte Lagerhalle an der Elmshorner Heinrich-Hertz-Straße betritt, stößt als erstes auf eine offene Küche mit einem langen Tresen und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Gemütlichkeit strahlen auch die großen Sofas aus, die sich auf den riesigen Raum verteilen. Ins Auge fallen mehrere Tische aus massivem Holz und diverse kleine abgetrennte Abteile, in denen Personen ihrer Arbeit nachgehen. Willkommen in der Smart Factory Elmshorn, einem der dem ersten Co-Working-Space im Kreis.

Elmshorn: Co-Working-Space an der Heinrich-Hertz-Straße

Geschaffen haben ihn Vartan Galstyan und Paul März, beide 31 Jahre alt. „Wir kannten ähnliche Konzepte aus Hamburg“, berichtet Paul März. Schnell sei die Idee aufgekommen, so etwas auch im Kreis Pinneberg zu implementieren. Und ebenso schnell kamen die Jungunternehmer auf den Standort an der Heinrich-Hertz-Straße, wo seit 1968 das damalige Fernmeldezentralzeugamt angesiedelt war. Zuletzt befand sich dort ein großes Telekom-Technikzentrum, jedoch zog sich das Unternehmen nach und nach von einem Großteil des riesigen Geländes zurück.

Das etwa 100.000 Quadratmeter große Areal mit den vielen großen Hallen erwarb das Elmshorner Wohnungsbauunternehmen Semmelhaack und machte daraus einen Gewerbepark, in dem sich bis heute etwa 75 unterschiedliche Firmen angesiedelt haben. Dazu gehört auch die Smart Factory, die mehr als 1500 Quadratmeter Fläche belegt. Entstanden ist sie in einer der Hallen, die einst der Telekom als Möbellager diente.

Vartan Galstyan und Paul März trugen ihre Idee eines Co-Working-Space mit bis zu 160 Arbeitsplätzen der Stadt Elmshorn und einem Arbeitskreis der Arbeitsagentur vor, der sich hochkarätig besetzt mit dem Thema Digitalisierung befasste. Überall stießen sie auf offene Ohren – auch beim Immobilieneigentümer Semmelhaack, der ihnen im Dezember 2019 das Go für die Smart Factory gab und die Herrichtung übernahm.

Elmshorn: Smart Factory bietet Platz für bis zu 160 Personen

„Für mich ist das eine Herzensangelegenheit, schließlich bin ich hier aufgewachsen“ erzählt Paul März. Im Juli 2020 erfolgte die Eröffnung – mitten in der Corona-Pandemie. Folglich hielt sich das Interesse zunächst in Grenzen. Das änderte sich jedoch schnell. Besonders die sogenannten Office Cubes, die Firmen ein kleines eigenes Zuhause innerhalb der Smart Factory bieten, erfreuten sich großer Beliebtheit.

Die Glaskästen gibt es für kleine Teams mit ein bis drei Personen (15 Quadratmeter), für mittelgroße Teams mit bis zu vier Personen (20 Quadratmeter) und schließlich für Firmen mit bis zu acht Mitarbeitern (30 Quadratmeter). „Wir sind mit acht Office Cubes angefangen, die waren nach zwei Monaten komplett vermietet“, so März. Inzwischen wurde mehrfach angebaut. Bis zu 24 dieser Glaskästen, die auch für kurze Laufzeiten ab sechs Monaten gemietet werden können, passen in die einstige Lagerhalle.

Paul März (links) mit zwei seiner Mieter - Thomas Becken und Barbara Sievers von „Fit &  Flex
Paul März (links) mit zwei seiner Mieter - Thomas Becken und Barbara Sievers von „Fit & Flex", die ihre Firma aus einem Office Cub heraus betreiben. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Steuerberater, Marketingagentur, Software- oder Transportunternehmen sowie die Sportvermittler von Fit & Flex – sie alle haben ihren Firmensitz in der Smart Factory gefunden. Auch M-Works, ein Dienstleister für individuelle Sondermaschinen, Produktions- und Automatisierungslösungen, arbeitet von dort aus.

Elmshorn: Arbeitsplätze für Studenten und Selbstständige

Die Smart Factory verfügt auch über einen Gemeinschaftsarbeitsbereich an langen Tischen, der sich etwa für Studenten, Selbstständige oder auch Homeoffice-Flüchtlinge eignet. Für Studenten beginnen die monatlichen Preise ab 50 Euro. Auch feste Schreibtische können gebucht werden, die Laufzeiten sind flexibel und monatlich kündbar. Strom, Internet sowie Tee, Wasser und Kaffeeflatrate sind inklusive. Selbst Tagestickets für den Gemeinschaftsbereich sind ab 15 Euro buchbar – ebenso wie drei Konferenzräume mit Größen von 70, 85 und 87 Quadratmetern, die auch stundenweise genutzt werden können.

Gerade letztere sind gut gebucht. Und auch Firmenveranstaltungen finden in der Smart Factory statt. Die Sparkasse mietete sie für einen Kundenevent, die SPD verlegte den Auftakt in die heiße Wahlkampfphase zur Landtagswahl dorthin und selbst der Kreistag tagte für die Wahl der neuen Landrätin in der Location. Grund genug für die beiden Jungunternehmer, positiv in die Zukunft zu sehen. „Wir wollen weiter wachsen“, sagt Paul März. Denn noch ist Platz in dem Co-Working-Space – einem der coolsten Arbeitsplätze der Stadt.