Pinneberg. Im Pinneberg Museum eröffnet die Ausstellung über die Historie der Dingstätte 25. Es waren 167 wechselvolle Jahre.

Eine spannende Ausstellung, die Vergessenes und kaum Bekanntes ans Licht holt, hat jetzt im Pinneberg Museum eröffnet. Kuratiert wurde sie von Jana Stoppel, Archäologin und Museumspädagogin, die ein zweijähriges Volontariat im Museum absolviert. Die Schau heißt „Ein Haus macht Geschichte“ und erzählt an den 167 Jahren, die das Haus an der Dingstätte 25 steht, die Historie des Museums.

Pinneberg: Wechselvolle Geschichte sichtbar machen

Ergänzt durch Angebote an Kinder und Jugendliche reflektiert sie Zeitströmungen, gesellschaftliche Prozesse und deren Verdinglichung am Beispiel von Alltagsgegenständen, Protestformen oder Mode. Der dänische König Frederik VII etwa, der mit seinem Federwisch auf der Fellmütze und der schmucklosen Uniform heute ziemlich gestrig wirkt, war 1848, als er den Thron bestieg, ein fortschrittlicher Mann.

In den Jahren 1854/55 ließ er das hübsche Haus errichten. Sein Ziel: Verwaltung und Justiz sollten getrennt werden, was ihm allerdings nicht gelang, denn das Gebäude diente als „Geschäftslocal“ des Landdrosten, und im ersten Stock wurde Gericht gehalten. Das änderte sich erst, als Frederik VII schon tot war, nämlich im Jahr 1892 mit dem Bau des Kreishauses am Rübekamp, in das das Landratsamt einzog. 1908 wechselte das Amtsgericht in das schöne, neue Gebäude an der Bahnhofstraße 17.

Pinneberg: Elf Jahre als provisorisches Jugendzentrum

König Frederik VII hatte am Anfang eh andere Sorgen: Er war mit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung konfrontiert, die später mit dem Rückzug Dänemarks und dem Sieg Preußens und Österreichs endete. Ein Foto vom letzten Landdrosten Ludvig Nicolas von Scheele liegt in einer Vitrine, ebenfalls unter Glas liegt eine Verfügung zur Bürgerbewaffnung vom März 1848, unterzeichnet von der provisorischen Regierung in Kiel. Auf Königsblau prangt die Figur des Königs Frederik VII in Uniform.

Ihm zur Linken hat Jana Stoppel allerhand Darstellungen des schmucken Backsteinhauses an die Wand gehängt. Grafiken und Fotos in Schwarz-Weiß und Farbe aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Jedes Bild lässt sich hochklappen. Darunter ist ein Text zu lesen, wofür zur Zeit der Aufnahme das Haus gerade genutzt wurde. 1908 zog das Kreissteueramt dort ein, nach 1933 nutzte es die Kreisbauernschaft, ab 1935 die NSDAP, nach 1945 diverse Ämter.

Dieses Plakat wurde nach dem Original aus den 70er-Jahren gemalt.
Dieses Plakat wurde nach dem Original aus den 70er-Jahren gemalt. © Katja Engler | Katja Engler

Ein zweiter, größerer Schwerpunkt der mit blickdichten Vorhängen getrennten Schauräume liegt auf der Zeit 1973 bis 1984, als das Gebäude als provisorisches Jugendzentrum diente. Hierfür hat Jana Stoppel privat auf ebay einen Original-Kicker-Tisch erworben und Jugendzentrumsatmosphäre mit Teestube geschaffen. An der Wand hängt ein Regal mit Baumwoll-Teenetzen und Papierbeuteln für unterschiedliche Teesorten. Ein Tisch mit Stühlen lädt zum Setzen ein, Besucher können in einer Chronik des Jahres 1977 blättern. Auf der Fensterbank liegen Langspielplatten von Simon & Garfunkel und Joan Baez, an der Wand hängt ein Plakat von Led Zeppelin.

Pinneberg: Die Geschichte des Stadtmuseums

Protest gegen die Schließung des Jugendzentrums.
Protest gegen die Schließung des Jugendzentrums. © Katja Engler | Katja Engler

Fotos und Texte zeigen, dass es eine Zeit des Aufbruchs war. Es ging um Frauenrechte, den Muff an den Universitäten, um soziale Gerechtigkeit und Abrüstung. Als das Jugendzentrum 1976 geschlossen werden sollte, gab es Riesenproteste, die fotografisch dokumentiert sind. Und es entstand ein Plakat, das den damaligen Bürgermeister Hans-Hermann Kath mit Knarre zeigt, der eine Hose durchlöchert hat: Demokratie im Jugendzentrum Pinneberg – Tote Hose?

„Ich habe die Ausstellung so gemacht, dass man einen schnellen Überblick gewinnen, sich aber auch zwei Stunden Zeit nehmen kann, um einzutauchen in die einzelnen Themen“, sagt Jana Stoppel. Das dritte Hauptthema ist die Geschichte des Museums, die Inventarisierung und das Handwerk des Ausstellungmachens. Genannt werden einzelne Menschen wie die frühere Schulleiterin Gisela Redlich, die unzählige ehrenamtliche Stunden für das Haus gearbeitet und es so mit am Leben erhalten hat.

1993 fehlten 95.000 Mark, um eine einzige Stelle zu schaffen, und 2003 sollte es nochmals geschlossen werden. Es kam anders: Ina Duggen-Below wurde Direktorin, die sie 27 Jahre blieb – mit insgesamt mehr als 70 Ausstellungen.

„Ein Haus macht Geschichte“ Fr 8.4. bis 3.10., Di, Mi, Fr 17-19.00, Do 11-13.00 und 15-17.00, Sa 11-13.00, So-17.00. Eintritt 4,-