Kreis Pinneberg. Mediziner fordern mehr Gehalt und wollen hohe Arbeitsbelastung nachts und an Wochenenden begrenzen.
Der Marburger Bund hat für den heutigen Donnerstag bundesweit 55.000 Klinikärzte zum Warnstreik aufgerufen. In Schleswig-Holstein seien es 2000 Ärzte von 13 kommunalen Krankenhäusern, sagt Nicole Brandstetter vom Marburger Bund. Ein Großteil von ihnen werde nicht zur zentralen Kundgebung nach Frankfurt fahren, sondern vor dem Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster auf die Forderungen der Ärzteschaft für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. Brandstetter rechnet dort mit 70 streikenden Ärzten. Auch etwa ein Dutzend der 350 Ärztinnen und Ärzte der Regio Kliniken aus Pinneberg und Elmshorn würden dort erwartet.
Ärzte streiken für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen
Herta Laages, Betriebsratsvorsitzende bei den Regio Kliniken, sagt dazu: „Ich gehe davon aus, dass die Kollegen in den einzelnen Fachabteilungen sich so abgestimmt haben, dass die Versorgung der Patienten sichergestellt ist.“ Das bestätigt eine Ärztin der Regio Kliniken dem Abendblatt, die ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Ärztin betont: „Es gibt einen Notfallplan.“ Für die betroffenen Ärzte gehe es vor allem um die enorme Arbeitsbelastung und Nicht-Planbarkeit von Bereitschaftsdiensten an Wochenenden, erklärt die Medizinerin. So solle im neuen Tarifvertrag für kommunale Arbeitgeber die bisherige Regelung, höchstens vier Nachtdienste pro Monat zu absolvieren, zu Ungunsten der Beschäftigten wieder abgeschafft werden.
Je Nachtschicht würden schon heute vier Stunden nicht als Arbeitszeit gewertet, sagt die Ärztin der Regio Kliniken. „Diese enorme Arbeitsbelastung führt dazu, dass viele Ärzte müde und erschöpft sind, sich krank melden und vor dem Burnout stehen“, klagt sie. Viele Ärztinnen würden dies nur durch Teilzeitarbeit durchstehen können. Weil die hohe Arbeitsbelastung ein „Dauerzustand“ sei, leide darunter die Weiterbildung der Ärzteschaft und letztlich auch die medizinische Versorgung der Patienten.
Ärzte wollen Dienstzeiten besser planen können
Nicole Brandstetter vom Marburger Bund vergleicht die Belastung der Bereitschaftsdienste am Wochenende, bei denen die Ärzte bis zu 13 Stunden im Einsatz seien, mit einem Beispiel aus dem Flugverkehr: „Kein Passagier würde sich in einen Flieger setzen, in dem der Pilot bereits nonstop nach Südafrika und zurück geflogen ist.“ Für einen Patienten sei das nicht möglich. „Der muss zum Arzt, wenn es notwendig ist.“ Für die Kollegen in den kommunalen Kliniken müsse es künftig möglich sein, ihre Dienstzeiten besser planen zu können. „Manche Ärzte wissen mittwochs noch nicht, ob sie am Wochenende arbeiten müssen. Da ist eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf komplett hinfällig.“
Darum fordert der Marburger Bund, dass die Ärzte und Ärztinnen künftig an höchstens zwei Wochenenden im Monat arbeiten und höchstens vier Bereitschaftsdienste leisten müssten. Zudem soll sich das Gehalt um 5,5 Prozent und das für die Bereitschaftsdienste um 25 Prozent erhöhen.