Wedel. Auf Kaser entfielen 55,87 Prozent der Stimmen, Schmidt erhielt 44,13 Prozent und muss nach 18 Jahren gehen. Die Wahlbeteiligung lag bei 34,45 Prozent.
Die Stadt Wedel bekommt einen neuen Bürgermeister: Bei der Stichwahl am Sonntag setzte sich der 59 Jahre alte Gernot Kaser überraschend klar gegen Amtsinhaber Niels Schmidt durch. Auf Kaser entfielen 55,87 der Stimmen, Schmidt erhielt lediglich 44,13 Prozent, die Wahlbeteiligung lag bei 34,45 Prozent. Bei der Wahl vor zwei Wochen hatten noch 39 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Schon als neun von 16 Wahlbezirken ausgezählt waren, glaubte Herausforderer Gernot Kaser fest an den Sieg – und gab ein erstes Statement ab. „Ich bedanke mich bei den Menschen, die mich gewählt haben, ich bedanke mich für das Vertrauen“, sagte der gebürtige Österreicher.
In Wedel gebe es viele Herausforderungen, die mit Beginn seiner Amtszeit am 1. Mai in den kommenden sechs Jahren angegangen werden müssten. Beispielsweise die Themen Kinder, Klima und Wohnen. Aber auch dies lag Kaser am Herzen: „Ich sage drei Worte: Bürgernähe, Bürgernähe, Bürgernähe.“
Er habe sich den Sieg gewünscht, sonst wäre er nicht angetreten. Aber mit dem Sieg habe er nicht unbedingt rechnen können. Nun gelte es, gemeinsam mit dem Rat und den diversen Initiativen die Dinge anzupacken. Aus seinen beiden Firmen werde er sich zurückziehen, so Kaser, denn schließlich sei Bürgermeister ein Vollzeitjob.
Gernot Kasers Amtszeit beginnt am 1. Mai
Der unterlegene Niels Schmidt sagte: „Ich bin enttäuscht, aber so ist die Demokratie. Ich gratuliere Herrn Kaser und wünsche ihm eine gute Hand. Die Stichwahl ist eben eine Wundertüte. Das Leben geht weiter.“ Schmidt hatte am Sonntag gegen 14 Uhr mit seiner Ehefrau Susanne in der Altstadtschule gewählt. Anschließend besuchte er gemeinsam mit dem Wahlleiter Ralf Waßmann alle 16 Wahllokale, um sich für das Engagement der Helferinnen und Helfer zu bedanken. Danach folgte noch etwas Ruhezeit in der eigenen Wohnung unweit des Rathauses, ehe Schmidt ab 18.30 Uhr dort die Auszählungen der Stimmen im Ratssaal verfolgte. Es war das erste Mal, dass Schmidt in seiner 18-jährigen Amtszeit in eine Stichwahl musste. 2004 bei seinem Sieg hatte Schmidt sich mit 50,1 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gegen zwei Bewerber durchgesetzt. 2010 folgte die Wiederwahl mit 84 Prozent, ehe Schmidt sich zuletzt 2016 mit 54,4 Prozent gegen Herausforderin Claudia Wittburg durchsetzte.
Gernot Kaser, der sich zuletzt eine leichte Erkältung eingefangen hatte, war von 18 Uhr an gemeinsam mit seinem Wahlkampfteam im Wedeler Rathaus. Im Gespräch mit dem Abendblatt hatte der 59-Jährige zuvor noch verraten, dass er sich zur „Feier des Tages“ sein Lieblingsgericht gewünscht hatte: Es gab Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Der selbstständige Unternehmer setzte am Sonntag auf die Abläufe vom 6. März, als noch insgesamt drei Kandidaten zur Wahl gestanden hatten. Diesmal ging es jedoch gute zwei Stunden später an die Wahlurne. Gernot Kaser, seine Tochter Viktoria (16) und Frau Klaudia (46) wählten um 13 Uhr im Wahllokal im Foyer des Johann-Rist-Gymnasiums. Tochter Tiffany (14) ist noch nicht wahlberechtigt.
Bei der Wahl am 6. März hatte Schmidt noch vorn gelegen
Im ersten Wahlgang am 6. März hatte Niels Schmidt 39,43 Prozent der 10.578 gültigen Stimmen erhalten – und damit eine Direktwahl mit über 50 Prozent Stimmanteil verpasst. Kaser erreichte mit 32,25 Prozent als zweitbester Kandidat die entscheidende Stichwahl. Tobias Kiwitt kam auf 25,85 Prozent der Stimmen und schied aus. Der wegen dubioser Impf-Aussagen bereits eigentlich von seiner Kandidatur zurückgetretene Christian Stolle kam dennoch auf 2,48 Prozent.
Einen eindringlichen Appell hatte indes Wedels Stadtpräsident Michael Schernikau noch in der vergangenen Woche an die Wahlberechtigten in Wedel gerichtet. Sie mögen ihr demokratisches Recht am Sonntag auf eine Stimmabgabe unbedingt wahrnehmen, um direktes Interesse an der konkreten Entwicklung Wedels zu zeigen. Er habe sich nicht wohlgefühlt in seiner Funktion als Stadtpräsident, als er erleben musste, dass „beim ersten Wahlgang 61 Prozent der Wahlberechtigten nicht wählen“. Nun: Am Sonntag dürfte der Stadtpräsident bei einer Wahlbeteiligung von unter 35 Prozent wieder nicht zufrieden gewesen sein.