Nein, ich schreibe heute nicht über Menschen, die Zapfsäulen fotografieren oder aus Protest gegen die zu hohen Spritpreise in Autokorsos Auffahrunfälle verursachen.

Heute möchte ich mich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für die vielen E-Mails bedanken. Und das kam so: Am vergangenen Sonnabend erzählte ich an dieser Stelle von Formulierungen kindlicher Logik gepaart mit großer Ernsthaftigkeit. Stichwort: Hinsesseln. Oder anders: Wenn Kinder noch nie dagewesene Worte erfinden. Und ich bat Sie um Ihre Wortschätze. Also, danke und bitte sehr:

Wenn etwas „muskelt“, dann schmerzt es am Oberschenkel. „Umfall“ statt Unfall. Oder der Satz „Mein Mund ist chilisch“, der erklärt, wenn das gleichnamige Gewürz zu sehr am Gaumen brennt. Renate aus Elmshorn schrieb, dass sie und ihr Sohn – damals fünf Jahre alt – eine Mutter-Kind-Gruppe für Selbstverteidigung besuchten. Während sich alle aufwärmten, was der Kleine als sehr anstrengend empfand, gab der Trainer Anweisungen, was dem Sohn irgendwann zu bunt wurde: „Ja, du faulst da rum, und wir müssen uns quälen!“ Der Ausdruck „rumfaulen“ existiert bis heute im alltäglichen Gebrauch der Familie.

Ein Vater berichtete von seinem kleinen Sohn, dass dieser beim Anblick einer am Ufer watschelnden Ente erstaunt ausrief: „Oh, die hat ja Gluckerfüße!“

Ein neuer Superheld war geboren – der Thermometer

Heidi aus Tornesch erzählte in einer Mail von ihrer Tochter: „Mama, steck doch mal wieder eine Wunderkerze an, ich habe schon so lange keine mehr abgewundert.“ Oder Maike aus Langeln: „Meine Tochter, nachdem ich ihr sagte, dass wir es heute leider nicht zum Reiten schaffen: Mami, damit hast Du mich aber ganz schön runtergemuntert!“ Und dann natürlich Justin, damals sechs, der gerne mit Actionfiguren spielte, wobei der Terminator es ihm besonders angetan hatte. In besonders gefährlichem Ton rief er: „Achtung, Achtung, ich bin der Thermometer!“ Ein neuer Superheld war geboren – bleib stehen, du Schurke, ich mess gleich Fieber!

Dass Worterfindungen den Menschen ein Leben lang begleiten können, teilte Susanne aus der Stadt Barmstedt mit, deren Kinder inzwischen erwachsen sind, sich bis heute aber „abverreden“, wenn sie sich mit Freunden treffen wollen. „Am besten“, so schrieb sie weiter, „ist allerdings unser Synonym für ein damenhaftes Bekleidungsstück, das noch immer in Gebrauch ist: der Brustbehälter“. Ich denke, alle wissen genau, was gemeint ist.

Und zum Abschluss Gisela, die von einem Geburtstag ihres Mannes berichtete, der eine Klarinette geschenkt bekommen hatte. Der damals dreijährige Enkel informierte die eintreffenden Besucher: „Opa ist noch in seinem Zimmer. Er hat da ‘ne kleine Nette und spielt mit ihr.“ Ich wette, die abverredeten Gäste haben sich darauf mächtig einen abgewundert.