Kreis Pinneberg. Politiker treffen sich mit Bürgerinitiative Starke Schiene und machen Hoffnung auf mehr Züge Richtung Hamburg.

Das war mehr als die Vertreter der Bürgerinitiative Starke Schiene erwarten konnten. Seit gut acht Jahren kämpfen die Tornescher Mitstreiter um Gisela Hüllmann um bessere und schnellere Bahnverbindungen zwischen Elmshorn und Hamburg. Nun macht ihnen in Heidgraben eine Art Gipfeltreffen von Bundes-, Landes- und Kreispolitikern aller großen Parteien neue Hoffnung auf eine sehr baldige Verbesserung auf diesem Schienenengpass.

Zugverkehr: S-Bahn bald zwischen Elmshorn und Hamburg?

So berichteten die Landtagsabgeordneten Beate Raudies aus Elmshorn und Kai Vogel aus Pinneberg (beide SPD) sowie die Kreistagsabgeordneten Nadine Mai (Grüne) aus Uetersen und Martin Balasus (CDU) aus Wedel, die beide am 8. Mai für den Landtag kandidieren, was sich schon bald auf dieser Strecke für die Bahnpendler im Kreis Pinneberg verbessern soll. Flankiert wurde das überparteiliche Gipfeltreffen noch vom Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner (SPD) und dem FDP-Landtagsabgeordneten Stephan Holowaty aus dem Nachbarkreis Segeberg.

Demnach wären sogar zwischen 15 und 24 zusätzliche Zugverbindungen pro Stunde zwischen Tornesch und Hamburg möglich, wenn bis Anfang der 2030er Jahre das dritte und vierte Schienengleis errichtet sei, benannte Vogel als verkehrspolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion das Idealziel. Mit dem dritten und vierten Fernbahngleis wären dann auf einem eigenen Schienenbahngleis ein regelmäßiger S-Bahn-Verkehr zwischen Elmshorn und Hamburg möglich, der eine 15- bis 20-minütige S-BahnVerbindung in der Hauptverkehrszeit ermöglichen würde.

Zugverkehr: Mehr Regionalzüge zwischen Elmshorn und Hamburg

Im Idealfall würden darüber hinaus bis zu acht Regionalexpresszüge und jeweils bis zu vier ICE- und Regionalbahnen pro Stunde auf der meist frequentierten Bahnstrecke von ganz Schleswig-Holstein verkehren können. Im gerade vom Landtag frisch verabschiedeten landesweiten Nahverkehrsplan wird bis 2026 angekündigt, dass die Regionalexpresslinien 70 (Kiel – Hamburg Hauptbahnhof) und RE 7 (Flensburg/Kiel – Hamburg Hauptbahnhof) zwischen Neumünster und Hamburg jeweils in einem Halbstundentakt fahren sollen.

Ergänzt werden soll dieses Zugangebot von den beiden Regionalbahnen RB 61 und RB 71, die ebenfalls von Itzehoe und Wrist in einem halbstündigen Takt zwischen Elmshorn und der Hansestadt Fahrgäste zur Arbeit oder Schule nach Hamburg und zurück in den Kreis Pinneberg aufnehmen sollen. Die Zahl der direkten Regionalzüge zum Hamburger Hauptbahnhof würden sich dadurch für Fahrgäste in Tornesch und Pinneberg von einmal auf zweimal pro Stunde verdoppeln, heißt es in dem Papier.

Hinzu kämen zusätzliche Regionalbahnverbindungen zwischen Elmshorn und dem Bahnhof Altona, „sodass insgesamt bis zu vier schnelle Regionalbahn-Verbindungen von Tornesch und Pinneberg nach Hamburg möglich sind“, heißt es wörtlich in dem Nahverkehrsplan, der bis 2026 umgesetzt werden soll. Die jährlichen Kosten dafür werden auf sechs Millionen Euro veranschlagt.

Zugverkehr: Halbe Milliarde Euro für zwei zusätzliche Gleise

Für den Bau des dritten und vierten Fernbahngleises, die erst die S-Bahnverbindungen bis Elmshorn ermöglichen werden, wurde eine halbe Milliarde Euro an Investitionskosten genannt. Für die Landes- und Kreispolitiker stellen diese Verbesserungen ein dringliches Muss dar. „Noch nie war die Chance auf diese Verbesserungen größer als heute“, glaubt die SPD-Abgeordnete Beate Raudies. Die Ankündigungen der Bundesregierung zum Klimaschutz und ein landesweites Förderprogramm aus einem Sondervermögen von 180 Millionen Euro ließen diese Maßnahmen endlich realisierbar werden. Nur zu den Olympischen Spielen 1972 in Kiel-Schilksee oder zu Zeiten der Hamburger Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 seien die Chancen ähnlich groß gewesen, ist Raudies überzeugt.

„Land und Bund müssen hier Hand in Hand arbeiten“, forderte der CDU-Landtagskandidat Balasus aus Wedel. Und SPD-Bundestagsabgeordneter Ralf Stegner versprach: „Volle Fahrt voraus, damit die Elektrifizierung der Bahnstrecken in Schleswig-Holstein vorankommt.“ Die Anstrengungen für den Klimaschutz „sind jetzt der Turbo, den wir dafür brauchen“.

Zugverkehr: Priorität für Fernbahngleise?

Grünen-Kandidatin Nadine Mai ging in ihrem Statement sogar so weit, dass sie forderte, für die Modernisierung der Bahnstrecke die aus ihrer Sicht unnötigen Straßenbauprojekte wie den sechsspurigen Ausbau der A 23 oder den K 22-Ausbau zu stoppen. „Wir müssen alle Verkehre dem Klimaschutz unterordnen und sofort für eine direkte Schienenverbindung von Uetersen nach Hamburg kämpfen“, forderte sie.

Dem widersprach allerdings der Liberale Stephan Holowaty aus dem Nachbarkreis: „Wir dürfen diese Verkehrsprojekte nicht gegeneinander ausspielen. Wenn wir alles auf einmal wollen, wird am Ende gar nichts gebaut.“ Dem stimmten die CDU- und SPD-Politiker zu. Priorität müsse das dritte und vierte Fernbahngleis haben.

Der Bedarf sei dringend notwendig, waren sich alle einig. So rechne das Land damit, dass sich die Zahl der täglichen Bahnpendler allein aus dem Kreis Pinneberg von heute 30.000 auf 40.000 Menschen in den nächsten zehn Jahren erhöhen wird.