Pinneberg/Elmshorn. In Elmshorn, Pinneberg und auf Helgoland gingen tausende Menschen gegen Putins Krieg auf die Straße.

Wie viele andere hätte sich Ann-Kathrin Tranziska, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, bis vor Kurzem einen Krieg in Europa nicht vorstellen können. „Es ist wichtig für uns, ein Zeichen gegen Putins Krieg zu setzen“, sagte sie vor etwa 140 Teilnehmern einer Friedensdemo vor der Drostei in Pinneberg. Die Stadt habe es schon 2015 gut hinbekommen, Flüchtlinge willkommen zu heißen. Nun würden sich Stadtverwaltung und auch Sportvereine auf die Aufnahme von Menschen aus der Ukraine- vorbereiten.

Ukraine-Krieg: Tausende demonstrieren im Kreis für Frieden

Grünen-Politikerin Kerstin Stange sang mit den Pinnebergern „Bella Ciao“ und „Shalom aleichem“.
Grünen-Politikerin Kerstin Stange sang mit den Pinnebergern „Bella Ciao“ und „Shalom aleichem“. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Parteikollegin Katrin Stange verwies angesichts des weit verbreiteten Gefühls der Ohnmacht auf die Macht der Bilder. Tausende Menschen weltweit würden gegen den Krieg demonstrieren. Und diese Bilder würden auch Menschen aus der Ukraine und in Russland erreichen.

Vor dem Hintergrund des seit mehr als einer Woche andauernden Krieges in der Ukraine fanden am Sonntag im ganzen Kreis erneut Solidaritätskundgebungen statt. Jeweils um 13 Uhr fanden sich Menschen zu Friedensdemonstrationen in Pinneberg und in Elmshorn am Alter Markt ein, nachdem die parteiübergreifende Initiative „Solidarischer Kreis Pinneberg“ und das Bündnis für Demokratie Elmshorn zu den Kundgebungen aufgerufen hatte. Auch auf Helgoland beteiligten sich 150 bis 200 Menschen am Friedensmarsch von den Hummerbuden bis zum Rathausplatz.

Ukraine-Krieg: Kritik an der Aufrüstung der Bundeswehr

Auf dem Drosteivorplatz in Pinneberg versammelten sich etwa 140 Menschen für eine Friedensdemonstration.
Auf dem Drosteivorplatz in Pinneberg versammelten sich etwa 140 Menschen für eine Friedensdemonstration. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Die Solidarität hier im Kreis Pinneberg ist ein gutes Zeichen. In einer Zeit, in der wir uns hilflos fühlen, in der viele von uns Angst haben, ist es schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind und insbesondere, dass die Menschen in der Ukraine nicht alleine sind und wir solidarisch an ihrer Seite stehen“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Kai Vogel. „Putin, Ihr Handeln ist eine Schande!“

Als Sozialdemokrat schäme er sich leider auch für Gerhard Schröder. „Wie kann es sein, dass einem die Millionen wichtiger sind, als die eigene Seele? Gerhard Schröder, ich fordere dich auf, sofort jegliche Zusammenarbeit mit den Russen zu beenden und deine guten Beziehungen zu Putin endlich für den Frieden zu nutzen.“

Kritische Stimmen gab es zu der Entscheidung der Bundesregierung, Milliarden Euro für die Bundeswehr frei zu geben. „Es macht mir Angst, dass 100 Milliarden Euro in die Aufrüstung gesteckt werden. Da wo Waffen sind, findet Krieg statt“, sagt der Pinneberger Claus Reichelt. Eine andere Rednerin der Friedensbewegung sah dies genauso.

Ukraine-Krieg: Kirchengemeinden beten für den Frieden

In Elmshorn schloss sich ein breites Bündnis für Demokratie aus Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Vereinen und weiteren Akteuren zu einer Friedenskundgebung und einem Demonstrationszug durch die Innenstadt zusammen. Etwa 1500 Menschen gingen dort auf die Straße. Berührend: Die Ukrainerin Natalia Polaczek sang die ukrainische Nationalhymne. Thorsten Mann-Raudies sang „Sag mir, wo die Blumen sind“ und „Over the Rainbow“ und wurde von Werner Krämer-Lange auf der Gitarre begleitet. Zu den Rednern gehörten unter anderem Bürgermeister Volker Hatje, Helmut Welck von der Friedensbewegung, Björn Hildebrand von Fridays for Future, Propst Thielko Stadtland, Nicole Haack (Ver.di) und Politiker.

Auch die Kirchen rücken zusammen. Es wird überkonfessionell gebetet und wechselseitig zum Gebet eingeladen. Viele Kirchengemeinden im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf haben beschlossen, von Montag an um 12 Uhr ein Friedensgeläut erklingen zu lassen. „Damit wollen sie ein unüberhörbares Zeichen für den Frieden setzen“, sagt Propst Thielko Stadtland. „Die Glocken sollen erst wieder schweigen, wenn der Krieg in der Ukraine beendet ist.“ Gottesdienste sind auf www.kk-rm.de und www.kirche-hamburg.de abrufbar.