Norderstedt. Quickborner Gunter Hüfner (53) arbeitet in der Betreuung einer Schule. In dem Bereich werden auch weiterhin Quereinsteiger gesucht.
Wenn der Unterricht zu Ende ist, beginnt für Gunter Hüfner der Hauptjob. Kinder der Klasse 4b stürmen dann auf ihn zu, wollen von ihrem Schultag erzählen. Später wird er mit ihnen basteln, am Kickertisch stehen, Fußball spielen oder Lego bauen – und natürlich auch die Hausaufgaben erledigen und in der Mensa Mittag essen. Aber zuerst steht eine Übergabe mit der Lehrkraft an, wie Hüfner sagt: „Ich muss natürlich wissen, welche Kinder da sind, welche fehlen. Und wie der Tag verlief, ob es Streit zwischen Schülern gab, über den wir dann noch mal reden müssen. Solche Dinge.“
Betreuung: Quereinsteiger als Nachmittagsbetreuer an Schulen
Gunter Hüfner, 53 Jahre alt, ist Nachmittagsbetreuer an der Grundschule Friedrichsgabe. Jeden Tag ab 13 Uhr kümmert er sich um die Kinder in der Klasse 4b, die nach dem Unterricht auf dem Schulgelände bis in die Nachmittagsstunden betreut werden. Er arbeitet 16 Stunden in der Woche in diesem Job, den er „sehr gerne mag“, wie er sagt. Gunter Hüfner: „Es macht einfach Spaß, die Entwicklung der Kinder zu sehen.“
Angestellt ist Hüfner bei der Gesellschaft Bildung Erziehung Betreuung (BEB), einer gemeinnützigen GmbH, die für zwölf Norderstedter Grundschulen und acht weiterführende Schulen die Nachmittagsbetreuung organisiert. An der Grundschule Friedrichsgabe arbeiten 16 Nachmittagsbetreuer, insgesamt sind 185 für die BEB tätig. „Etwa zwei Drittel von ihnen sind Quereinsteiger“, sagt Elke Kölln-Möckelmann, kaufmännische Geschäftsführerin der BEB.
Einer von ihnen ist Gunter Hüfner. Er war in seinem früheren Berufsleben in der Gastronomie tätig. „Nach dem Abitur habe ich Koch gelernt, dann an einer Hotelfachschule in der Schweiz mein Diplom gemacht“, erzählt Hüfner. Nach vielen Stationen war er zuletzt Wirtschaftsdirektor des Steigenberger-Hotels in der Hamburger Innenstadt. Und dann bekamen er und seine Frau, die in einem Unternehmen im Management tätig ist, zwei Kinder.
Betreuung: Familienfreundlichkeit als wichtiger Grund für die Wahl
Gunter Hüfner kündigte seinen Job, stellte das Familienleben in den Vordergrund. Er kümmerte sich jahrelang zu Hause um die Kinder, engagierte sich auch im Hockeyverein und als Elternvertreter. Als die Kinder dann Teenager waren, wollte Gunter Hüfner wieder arbeiten, allerdings „nicht in der Hotellerie.“ Denn „das hätte bedeutet, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten, das Familienleben wäre gestört gewesen“.
Hüfner, der in Quickborn lebt, suchte also „eine Arbeit, die Spaß macht und die ich als sinnvoll empfinde“ – und fand vor vier Jahren den Job als Nachmittagsbetreuer in Norderstedt. Wie die meisten seiner Kollegen, betreut er eine Klasse von der Einschulung bis zum Ende der Grundschulzeit. „Da entsteht schon eine besondere Bindung“, sagt er. „Die Kinder fassen Vertrauen zu einem, erwarten aber auch, dass man ihnen zuhört und sie ernst nimmt.“
Betreuung: Aus der Fernmeldetechnik über Umwege in die Betreuung
Sein berufliches Engagement an der Schule hat er kürzlich ausgeweitet. Seit vier Monaten betreut Hüfner ein Kind, das besondere Unterstützung benötigt, zusätzlich an drei Tagen vormittags im Unterricht, als Schulbegleiter. Bei diesem Job ist er bei der Lebenshilfe Stormarn angestellt.
Den Quereinstieg in die Kinderbetreuung wagte auch Ute Petzky. Die 56-Jährige Tangstedterin, die an der Grundschule Friedrichsgabe eine erste Klasse betreut, ist eigentlich gelernte Fernmeldetechnikerin, später arbeitete sie im Büro eines Sanitärbetriebs und war danach Hausfrau, ehrenamtlich zudem sehr aktiv bei der Schwimmgemeinschaft Wasserratten Norderstedt. „Als mein Sohn aus dem Gröbsten raus war, wollte ich gerne wieder arbeiten“, sagt Petzky. „Eine Freundin ermutigte mich dann, mich hier zu bewerben.“
Fünf Jahre ist das her. Eine Entscheidung, die Ute Petzky nicht bereut hat: „Es ist schön, mit jungen Menschen umzugehen. Man muss ständig aktiv sein, kann sich auch etwas bewegen. Das ist besser, als im Büro zu sitzen.“
Betreuung: Weitere Quersteinsteiger werden gesucht
Kerstin Jeschkeit brachte schon Erfahrung in der Kinderbetreuung mit, als sie zur BEB kam – bis sie hier ihre Berufung fand, gab es aber ein paar Umwege. „Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau, habe früher in einem Supermarkt gearbeitet“, erzählt die 52-Jährige, die in Hasloh wohnt. Später jobbte die Mutter zweier Töchter bei H & M, dort war es allerdings „nicht ganz so einfach, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen“. Also kündigte sie und machte eine Ausbildung zur Tagesmutter bei der Diakonie Pinneberg. Sie betreute Kinder bei sich zu Hause, ab einem gewissen Alter war das dann „schwierig mit den eigenen Kindern“. Sie wechselte wieder den Job, arbeitete bei einem Caterer – der auch die Grundschule Friedrichsgabe mit Essen versorgte.
„Den Kollegen von der BEB fiel dann irgendwann auf, dass ich immer viel mit den Kindern kommunizierte. Irgendwann sagten sie mir, dass ich auf der falschen Seite arbeite“, erzählt Kerstin Jeschkeit. Und so wechselte sie vor vier Jahren von der Schulkantine in die Kinderbetreuung. Sie betreut die Klasse 4c, und ist auch ab 6.30 Uhr in der Frühbetreuung tätig: „Das ist immer eine sehr, sehr schöne Zeit. Man hat dort Kinder aus allen Altersstufen, wir basteln, spielen Spiele, machen eine Menge Sachen.“ Nachmittags ist sie, wie Gunter Hüfner, auch für die Hausaufgabenbetreuung zuständig.
„Man übt mit ihnen Lesen, Schreiben und Mathematik, gibt ihnen viel mit fürs Leben“, sagt sie über ihren Job, den sie als „sehr erzieherisch“ bezeichnet. Ute Petzky sagt: „Bei manchen Kindern fehlt es an Sozialverhalten.“ Ihrer Meinung hat das auch damit zu tun, „dass die Kleinen wegen Corona viel von der Kita-Zeit verpasst haben“. Aber dass es auch herausfordernde Situationen gebe, gehöre zum Job. Ute Petzky: „Man muss in diesem Beruf spontan sein, aber auch reflektiert. Man muss in der Lage sein, sich immer zu fragen, ob man richtig gehandelt hat. Dann ist man hier richtig aufgehoben.“
Betreuung: Eine Herausforderung im Job ist der Lautstärkepegel
Wer sich von dieser Beschreibung angesprochen fühlt, kann sich bei der BEB bewerben. Es gibt immer Bedarf, „aktuell sind zum 1. März acht Stellen offen“, sagt Elke Kölln-Möckelmann. Quereinsteiger seien weiterhin sehr willkommen, das betont auch Yasser Elsokkary, Betreuungsleiter an der Grundschule Friedrichsgabe. „Wir haben bis jetzt wirklich sehr gute Erfahrungen mit Leuten aus anderen Berufsfeldern gemacht. Es gab bisher keinen Fall, in dem es überhaupt nicht lief.“
Mitbringen müsse man „Teamfähigkeit, Flexibilität, Pünktlichkeit“ und natürlich „Spaß an der Arbeit mit Kindern“, so Elsokkary. Außerdem müssen Bewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Warum, erklärt Elke Kölln-Möckelmann: „Es ist uns wichtig, dass jemand schon mal gezeigt hat, dass er sich in einem Beruf bewähren kann.“
Bestandteil des Bewerbungsprozesses sind mehrere Hospitationstage in der Nachmittagsbetreuung, in der Regel drei. Findet man danach zusammen, erhalten die angehenden Betreuer Unterricht an der Volkshochschule. „Das sind fünf Module à zwei Tage“, sagt Elke Kölln-Möckelmann. „Das unterfüttern wir dann mit weiteren Schulungen und Fortbildungen, die wir anbieten.“ Yasser Elsokkary betont: „Die Bereitschaft, Neues zu lernen, ist sehr wichtig.“ Und er sagt auch: „Eine der Herausforderungen des Jobs ist die Lautstärke der Kinder. Bewerber sollten eine gewisse Belastbarkeit mitbringen.“
Betreuung: Kindern vermitteln, die Schule ernst zu nehmen
Dass es bei den Schulkindern durchaus auch mal lauter zugehen kann, bestätigt auch Gunter Hüfner. Aber er sagt auch: „Ich habe den Kindern relativ schnell klar gemacht, dass ich möchte, dass sie im Klassenzimmer ruhig sind. Jeder findet seinen Weg.“ Er sieht sich als „eher strengen“ Betreuer, sieht es als seine Aufgabe, den Kindern den Wert von Bildung und Fleiß zu vermitteln. Hüfner: „Es ergeben sich für die Kinder einfach andere Möglichkeiten im Leben, wenn sie die Schule ernst nehmen.“
Offenbar kommt Hüfner damit an bei den Kindern. Auf die Frage, was ihr in der Nachmittagsbetreuung am besten gefällt, sagt die zehn Jahre alte Roselind aus der 4b: „Hausaufgaben machen!“