Uetersen. Umstrittenes Neubauprojekt an der Kleinen Twiete soll ökologisch und familienfreundlich werden. Am Ende entscheiden die Bürger.
Planer und politische Befürworter des umstrittenen Neubauprojekts „In den Apfelgärten“ an der Kleinen Twiete in Uetersen haben während eines Pressegesprächs Gegenwind aus der Bevölkerung zu spüren bekommen. „Wer gegen die Wiese ist, wird nicht mehr gewählt“, rief ihnen ein Walker zu, der die Kommunalpolitiker erkannt hatte. Denn gegen das Vorhaben hat die Bürgerinitiative „Lebenswertes Uetersen“ einen Bürgerentscheid initiiert (wir berichteten). Am 8. Mai wird parallel zur Landtagswahl über das 4,5-Hektar-Projekt abgestimmt.
„Viel ist bisher darüber gesprochen worden, was negativ an diesem Projekt sein soll“, sagt Christian Köhn von der Bonava-Unternehmenskommunikation bei dem Pressetermin am Rande des potenziellen Großbaugebietes. Das Unternehmen wolle die Planungen und die Intentionen vorstellen, die damit verbunden seien. „Wir wollen Häuser für Uetersener Familien schaffen“, betont Projektleiter Siemeon Voss. „Denn hier gibt es sonst nichts.“
Damit die Uetersener Familien zum Zuge kommen, soll ihnen ein mindestens zweimonatiges Vorkaufsrecht eingeräumt werden. Mit den 104 Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern sollen Angebote für Familien mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten geschaffen werden. Zudem finanziert die Bonava den Bau eines Kindergartens für bis zu 50 Kinder. Der Betrieb wird dann von der Stadt bezahlt. Auf der Kita ist der Bau von zehn geförderten Mietwohnungen geplant, die seniorenfreundlich gestaltet werden.
Im Neubaugebiet sollen 100 Bäume gepflanzt werden
Der Projektleiter betont die ökologischen Aspekte des Projekts: „Es soll hier auch in Zukunft sehr grün bleiben.“ So bleiben die Gräben erhalten, und an den Außenrändern wird ein vier Meter breiter Schutzstreifen geschaffen. Das Regenwasser soll komplett auf der Fläche versickern können. Dazu werden zwei Entwässerungssysteme geschaffen. Vier Bäume müssen für die Verkehrsanbindung in Richtung Kleine Twiete und Franz-Kruckenberg-Straße gefällt werden, sagt Voss. Im Neubaugebiet sollen dann 100 Bäume gepflanzt werden. Die wollen die Planer von Uetersener Baumschulern beziehen. Die Bonava-Planer betonen, dass bei der Schaffung des Wohnquartiers örtliche Handwerksbetriebe zum Zuge kommen sollen.
Jeder Haushalt bekommt in diesen Tagen ein Flugblatt
Die Apfelgärten sollen klimafreundlich geplant werden. So wird im KfW-40-Standard gebaut. Es gibt eine Vorrüstung für den Einsatz von Photovoltaikanlagen an allen Gebäuden. Mit einem Blockheizkraftwerk soll ein quartiersinterne Nahwärmenetze geschaffen. „Dann muss nicht jeder Hausbesitzer seine eigene Heizung bauen“, so Voss.
Klaus Seidler (BfB) hält den Aufstellungsbeschluss nach wie vor für richtig, mit dem Wohnraum geschaffen werden soll. Matthias Nowatzki (CDU) lobt den Rahmenvertrag, den die Stadt mit Bonava geschlossen hat, und der unter anderem den Bau eines Kindergartens vorsieht. „Besser, es wird hier Wohnraum geschaffen, als dass sich Gewerbe ansiedelt“, steht für Volker Werth (FDP) fest.
Mit dem Pressetermin hat Bonava eine Informationsoffensive gestartet. Jeder Uetersener Haushalt bekommt in diesen Tagen ein Flugblatt, mit dem das Projekt erläutert wird. Die Planer wollen das Gespräch mit den Nachbarn der Fläche sowie der Bürgerinitiative suchen. Auf der neuen Website www.apfelgarten-uetersen.de wird weitergehend informiert. Zudem soll es einen Newsletter geben. „Wir wollen alle mitnehmen“, sagt Köhn.
Seit 40 Jahren gibt es Bonava, die sich als führender Wohnprojektentwickler in Europa bezeichnet. Zumindest in der jüngeren Vergangenheit hat es kein Bürgerbegehren gegen ein Bonava-Projekt gegeben, erklärt der Pressesprecher. In Deutschland hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Fürstenwalde/Spree 1100 Mitarbeitende und machte 2021 einen Umsatz von 717 Millionen Euro. Der Gesamtkonzern setzte 1,5 Milliarden Euro um.