Quickborn. Die Beamten sollen wieder in die Innenstadt ziehen. Land lässt von privatem Investor bauen. Doch einen Haken gibt es noch.
Großer Gästebahnhof am Donnerstagvormittag in der Quickborner Feuerwache. Direkt nebenan, in der Marktstraße, wird bald die neue Polizeiwache inmitten eines neuen Wohnkomplexes entstehen. Im Herbst 2024 sollen die 19 Beamten, die 2008 in die Ernst-Abbe-Straße an den Stadtrand nahe der A7 in ein ehemaliges Firmengebäude verlagert wurden, wieder in die Innenstadt zurückkehren.
„Das ist ganz wichtig für die Entwicklung unserer Stadt. Die Polizei gehört in das Stadtzentrum. Sie kommt zurück ins Herz von Quickborn“ sagte Bürgermeister Thomas Köppl. „Es wird die modernste Polizeistation in ganz Schleswig-Holstein werden“, versprach der CDU-Landtagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Torsten Geerdts, vor der Vertragsunterzeichnung.
Denn das Land baut die neue Wache nicht selbst, sondern mietet die Räumlichkeiten für die Quickborner Polizeibeamten vom Bauunternehmen Semmelhaack. Für den Investor aus Elmshorn ist es bereits die vierte Polizeiwache, die er für das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein im Land errichtet, das die Immobilien des Landes verwaltet. „Wir haben schon die Polizeistationen in Tornesch, Wentorf und Brunsbüttel für das Land gebaut“, sagt Projektleiter Arne Parchent.
Anwohner kündigt Klage gegen den Neubau an
Das Land wird zunächst für 20 Jahre die neue Polizeistation mieten mit der Option, zu verlängern, erläutert Parchent. Beim Mietpreis seien beide Seiten „an die Schmerzgrenze“ gegangen, sagte er, ohne Zahlen nennen zu wollen. Die Polizeiwache selbst wird im vorderen Gebäude im Erdgeschoss auf einer Länge von etwa 50 Metern direkt an der Marktstraße liegen. Sie wird eine Nutzfläche von 520 Quadratmetern haben. Dahinter und überdacht in einem abgesperrten Bereich des Innenhofes werden die Parkplätze für sechs Polizeifahrzeuge sein.
Über der Polizeiwache werden auf drei Etagen und in einem weiteren Gebäude mit ebenfalls drei Stockwerken plus Staffelgeschoss insgesamt 55 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit 45 bis 120 Quadratmetern Wohnfläche errichtet. 20 davon werden sozial gefördert sein und mit einer Netto-Kaltmiete von 6,25 Euro für Mieter mit kleinem Geldbeutel angeboten.
In einem dritten Komplex daneben errichten die Stadtwerke, die in der Nähe ihre Zentrale haben, für drei Millionen Euro weitere 14 Wohnungen, die sie eigenen Mitarbeitern und denen der Stadt und Feuerwehr anbieten wollen. Insgesamt investiert Semmelhaack 15 Millionen Euro in das Projekt. „Wir werden langfristiger Partner für die Stadt und das Land sein. Wir verkaufen nichts“, sagte Parchent. Er rechnet mit der Baugenehmigung bis März/April. Baubeginn soll dann Anfang nächsten Jahres sein.
Für die Politik und Bürgerschaft geht damit ein langgehegter Wunsch endlich in Erfüllung. Nachdem die Polizei 2008 aus einem schimmelbefallenen Gebäude an der Pinneberger Straße an den Stadtrand umziehen musste, wurde der Ruf nach baldiger Rückkehr schnell laut. Der Stadtmarketingverein sammelte vor vier Jahren mehr als 2000 Unterschriften von Bürgern, die dies forderten. Parallel dazu begann die Suche nach einem geeigneten Standort. Ein Anbau neben dem Rathaus wurde dafür ebenso verworfen wie die Anmietung eines vorhandenen Bürokomplexes am Justus-von-Liebig-Ring.
Schließlich war es die SPD, die 2018 das ungenutzte Gelände der Stadtwerke an der Marktstraße ins Spiel brachte, das dann auch ausgewählt und planerisch mit einem neuen Bebauungsplan erschlossen wurde, der erst in dieser Woche Rechtskraft erlangt hat. „Wir sind für unseren Vorschlag anfangs belächelt worden“, erinnert sich SPD-Sprecher Karl-Heinz Marrek. „Aber unser Ziel war es, die Polizei aus dem Industriegebiet im Ortsteil Quickborn-Heide wieder an einen zentralen Standort in Quickborn zurückzuholen.“ Das sei nun gelungen.
Auch Staatssekretär Geerdts erinnerte an die zum Teil lästigen Forderungen – auch der CDU – aus Quickborn: „Da hatte ich 2017 noch gar nicht mein Büro in Kiel bezogen, als der Landtagskollege Peter Lehnert schon quengelte, die Polizeiwache in Quickborn müsse unbedingt wieder in die Innenstadt.“ Insofern sei er nun froh, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen sei.
Und auch die Polizeibeamten selbst freuen sich, dass sie nun bald „wieder sichtbar für die Bürger Quickborns sein werden“, sagte Stationsleiter Thilo Böhm. „Das ist ein gutes Signal.“
Nur einer ist darüber nicht sehr erfreut. Das ist Nachbar Thomas Tschechne, der direkt nebenan an der Marktstraße in Quickborns ältestem Haus, einer Reetdachkate von 1788 wohnt und um die Existenz einer ebenso alten Stileiche auf seinem Grundstück fürchtet. Denn die befindet sich direkt neben der Einfahrt zur Tiefgarage. Die Wurzeln der Eiche darunter sollen mit einer Stahl- oder Betonplatte geschützt werden. „Wir fühlen uns von dieser massiven Bebauung regelrecht eingemauert“, sagt Tschechne und kündigt an, sowohl gegen den B-Plan wie auch die Baugenehmigung zu klagen.