Pinneberg/Schenefeld. Nach Betonkrebs im Pinneberger Altgebäude steht der zweite Interimsstandort fest. Dort finden auch Gerichtsverhandlungen statt.
Jetzt ist bekannt, welche zweite Interimsunterbringung das Amtsgericht Pinneberg nutzen wird. Neben Quickborn wird Schenefeld zeitweise zum Sitz der Behörde. Zum Sommer werden die 75 Mitarbeiter, die noch am maroden Standort an der Moltkestraße tätig sind, in das Bürogebäude Osterbrooksweg 42 bis 44 umziehen, teilt das Justizministerium mit. Bisher galt Wedel – und zwar das ehemalige Gebäude des Schneider Versands am Strandbaddamm – als Favorit für den zweiten Übergangsstandort. Nun ist es Schenefeld geworden.
In dem jetzt gewählten Gebäude befand sich früher der Firmensitz von Interschalt, die 2016 von dem finnischen Konzern Cargotec gekauft wurden und heute Teil der MacGregor-Gruppe sind.
In dem ehemaligen Interschalt-Komplex hat das Land insgesamt 2900 Quadratmeter angemietet. Dort werden die Abteilungen für Zivil-, Straf- und auch Familiensachen ihren Platz finden – und parallel die Gerichtsverfahren stattfinden, für die in Pinneberg bisher acht Säle zur Verfügung standen. Der Umzug ist notwendig, um das Gebäude in der Kreisstadt leer zu räumen und die Abriss- und Sanierungsarbeiten starten zu können.
Noch keine Entscheidung über genaues Sanierungskonzept
Im Mai 2021 musste der auf Betonstützen über einer Parkfläche stehende Westflügel des 1975 erbauten Amtsgerichts von einem Tag auf den anderen geräumt werden, weil dort schwere Bauschäden offenbar wurden. Gutachter stellten eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion, umgangssprachlich auch als Betonkrebs bekannt, in den Stützen fest. Weil die Tragfähigkeit der Fundamente dadurch beeinträchtigt ist, besteht für den Gebäudeteil eine Einsturzgefahr.
Anfang Oktober lag das Gutachten für den Ostflügel vor. Dort wurden auch Bauschäden festgestellt, die schnellstmöglich einer Sanierung bedürfen. Eine Einsturzgefahr besteht dort aber nicht. Während der Westflügel abgerissen werden muss, steht die Zukunft des zweiten Gebäudeteils nicht fest. Untersucht wird, was wirtschaftlicher ist – sanieren oder auch hier Abriss und Neubau.
Justizminister spricht von „gutem Ersatz“
„Wir sind froh, nun eine Lösung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtsgerichts in Pinneberg gefunden zu haben. Ich weiß auch aus persönlichen Gesprächen, wie belastend die derzeitigen Arbeitsbedingungen dort sind“, so Justizminister Claus Christian Claussen. Mit den Übergangslösungen sei ein „guter Ersatz“ gefunden worden.
Im Oktober 2021 hatten die 50 Mitarbeiter aus dem Westflügel eine Außenstelle in Quickborn bezogen. Dort sind die Bereiche Register, Grundbuch, Nachlass und Insolvenz untergebracht. Die dazugehörigen Akten – immerhin 30.000 Stück – konnten nur mit Hilfe von zwei Robotern geborgen werden. Der Standort Pinneberg wird frühestens in fünf Jahren wieder bezogen.