Elmshorn. Friederike Driftmann ist Hauptgesellschafterin im Elmshorner Lebensmittel-Unternehmen. Das sind ihre Ziele.
Sie ist Juristin, hat promoviert und ist Hauptgesellschafterin in der siebten Generation des für seine Haferflocken bekannten Elmshorner Lebensmittelherstellers Peter Kölln. Das Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 140 Millionen Euro. Einen genauen Zeitpunkt, wann Friederike Driftmann in die operative Geschäftsführung des Familienunternehmen eintritt, gibt es noch nicht. Denn Geschäftsführer Christian von Boetticher, ehemaliger Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins und seit 2015 als Externer für das Unternehmen tätig, soll noch bis 2025 im Amt bleiben.
Peter Kölln: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und New Work
Die Tochter des 2016 verstorbenen ehemaligen Geschäftsführers Hans Heinrich Driftmann, der in die Kölln-Familie eingeheiratet hat, will sich aber nicht auf der Tradition ausruhen. Mehr noch: Tradition soll nicht zum Arbeitsbegriff werden. Modernisierung steht auf dem Plan.
„Wir haben drei große Projekte, die uns in diesem Jahr wirklich beschäftigen“, so die 30-Jährige. Konzepte für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und New Work wurden und werden weiterentwickelt und sollen perfektioniert werden.
Der Haferflocken- und Müslihersteller ist an seinem Hauptsitz an der Westerstraße seit 2021 klimaneutral. Kölln hatte die Klimaneutralität ursprünglich für 2025 ins Auge gefasst. Mit der Umstellung auf Ökostrom seit 2014 spart Kölln jährlich beispielsweise etwa 4000 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein, weitere Energiesparmaßnahmen sind in der Entwicklung.
Peter Kölln: Transportwege sollen möglichst kurz sein
Darüber hinaus setze sich die Firma für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und ökologisch sensiblen Rohstoffen ein: So achte das Unternehmen darauf, dass Transportwege möglichst kurz sind, Verpackungsmaterialien minimiert werden und nachhaltige Rohstoffe zum Einsatz kommen. Als Familienunternehmen will Kölln im Bereich Nachhaltigkeit jedoch „nicht nur das machen, was jeder macht, sondern konzeptionell in der Zusammenarbeit mit der Universität Witten/Herdecke gucken, wie wir uns von Jahr zu Jahr in unsere Nachhaltigkeit verbessern“, so die Elmshornerin. Leiter des Nachhaltigkeitsprojekt ist Driftmanns Schwager, Toby Glismann. „Es ist uns besonders wichtig, das Thema Nachhaltigkeit auch von der Familie begleiten zu lassen“, sagt Friederike Driftmann.
Köllns Umweltbewusstsein wird für Endverbraucher auch in den Lebensmittelgeschäften sichtbar. Mit sechs Varianten des „1820 Bio Vollkorn-Müsli“ brachten die Hafer-Experten zum 200-jährigen Bestehen im Dezember ein Sortiment auf den Markt, das die traditionsreiche Geschichte mit dem Anspruch an eine nachhaltige Lebensweise einer neuen Verbrauchergeneration verbindet. Allesamt basieren sie auf deutschem Bio-Getreide, der in den schokoladigen Mischungen verwendete Kakao ist „Rainforest Alliance“-zertifiziert, und für die Knusper Müslis wurde zu deutschem Rübenzucker und nicht zu Sirupen gegriffen.
Peter Kölln: Einsatz für mehr Nachhaltigkeit
Und nicht nur das: Vor dem Hintergrund, dass Beutel die beliebteste Verpackung im Bio-Müsli-Segment sind, präsentieren sich die neuen Müslis in einem vierkantgesiegelten Beutel. Ausgewählt wurde dafür eine Folie mit guten Voraussetzungen für die Wiederverwertung, bestätigt durch das Zertifikat „Made for Recycling“ von Interseroh.
Was Friederike Driftmann erhalten will, ist die Tradition der Marke Kölln und die familiäre Unternehmenskultur. Und es reiche dabei nicht aus, sich auf Facebook, Instagram oder Tiktok zu präsentieren. „Wir stärken gerade das Online-Marketing extrem und probieren auch neue Kanäle in der Unternehmenskommunikation aus“, denn es gelte, digital erlebbarer für junge Zielgruppen, potenzielle Bewerber und Auszubildende zu werden. So könne man nachfolgenden Generation zeigen, wofür Kölln steht und wie Unternehmertum und Verantwortung in Elmshorn definiert wird, erklärt Driftmann.
Einen Einblick hinter die Kölln-Kulissen – etwa als Einführung für Außenstehende in den Betrieb – erarbeitet die Juristin derzeit gemeinsam mit einem großen Team von Auszubildenden. Ziel sei, dem Unternehmen ein Gesicht zu geben. Denn Kölln sei ein Familienunternehmen im Food-Bereich, und keine Konzernmarke, keine internationale, anonyme Industriemarke. Driftmann: „Das Gesicht sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie wir als Familie“.
Peter Kölln: Arbeitsplatz als Ort der „gemeinsamen Inspiration“
Homeoffice, Digitalisierung, flexible Arbeitszeiten: Seit Corona hat sich die Arbeitswelt in eine neue, hybride Realität verschoben. Unternehmen denken deshalb mittlerweile anders darüber nach, wie sie Arbeitsplätze konzipieren. So will der Elmshorner Betrieb als Arbeitgeber an seinem Standort auch einen Platz der „gemeinsamen Inspiration“ schaffen. „Die Menschen müssen einen Grund haben, gern zum Arbeitsplatz zu kommen, und mehr dort finden als nur einen Schreibtisch und einen Computer“, so die Unternehmerin.
Ganz nach dem New-Work-Konzept des Sozialphilosophen Frithjof Bergmann sollen die Mitarbeiter ihre Persönlichkeit in ihre Arbeit einbringen und sich durch ihre Arbeit selbst verwirklichen können. Welcher Ort könnte dafür besser geeignet sein als die historische Villa auf dem Betriebsgelände, in deren Küche einst die Gründerväter Entscheidungen am Küchentisch fällten? Driftmann schwebt vor, diesen Ort zu einer Ideenschmiede, einem „Work Lab“ umzugestalten. Hier sollen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Teammitglieder und die Familie gemeinsam an Neuheiten arbeiten können. Pläne für die Renovierung des Gründerhauses sind in Arbeit. Die Umbaumaßnahmen des 100-jährigen Hauses, das seit 2020 leer steht, sollen im kommenden Jahr beginnen.
Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1795 zurück, als Hans Hinrich Kölln eine Grützmühle am Elmshorner Hafen erwarb. 1820 wurde das Unternehmen von seinem Sohn und Namensgeber Peter Kölln gegründet. Ein Jahrhundert später wurden die „Blütenzarten Köllnflocken“ in der hellblau-blauen Tüte als Markenzeichen eingetragen und sind wohl eine der bekanntesten und ältesten Sorten von Kölln und so etwas wie das Flaggschiff des Elmshorner Unternehmens.