Elmshorn. Im Industriemuseum ist das Gerät gerade zum „Objekt des Monats“ geworden. Was es damit auf sich hat, wissen nur wenige.

Groß und klobig sieht das Gerät aus, und ist nahezu vollständig aus Holz. Einzig die drehbaren Teile sind aus Metall. Und wenn es in Betrieb ist, wird’s laut. Die Windfege, die im ersten Obergeschoss ausgestellt wird, ist das sogenannte „Objekt des Monats“ im Industriemuseums Elmshorn. Aber was hat es damit auf sich?

Gebaut wurde das Gerät vermutlich um 1860. Der Seestermüher Landwirt Franz Breckwoldt (1904-1992), der landwirtschaftliche Geräte und volkskundliche Objekte zusammentrug, überließ sie mit seiner umfangreichen Sammlung in den 80er-Jahren dem Museum.

Die unter dem plattdeutschen Namen „Stövkist“ bekannte Windfege, die in Schleswig-Holstein bis in die 50er- und 60er-Jahre vereinzelt genutzt wurde, kann viel über die Mechanisierung der Landwirtschaft erzählen und hat es jetzt sogar ins Fernsehen geschafft. In einem Beitrag des Norddeutschen Rundfunks wurde das Gerät unter der Rubrik „Fundstücke“ vorgestellt – noch immer ist der Film in der ARD-Mediathek verfügbar.

Heutzutage herrscht zur Erntezeit auf den Feldern und Straßen in Schleswig-Holstein reges Treiben. Hoch technisierte landwirtschaftliche Maschinen sorgen dafür, dass im Akkord die Ernte eingebracht wird. Vor gut 150 Jahren sah das noch anders aus, die Landwirtschaft war damals ein mühsames Geschäft. Viele Arbeitsschritte, die heute gebündelt von einer Maschine übernommen werden, mussten mit vielen Tagelöhnern bewerkstelligt werden. So mähten Schnitterkolonnen das Getreide mit der Sense. Helferinnen banden das Korn zu Garben, die dann mit einem Pferdewagen zum Hof gezogen wurden. Und da ging die Arbeit erst richtig los.

Weizen von Spreu und Spelzen trennen – dafür brauchten früher viele Menschen viele Tage. Mit einer Holzschaufel wurde das ausgedroschene Korn in die Luft geworfen, sodass durch den Windzug in der großen Diele das schwere Getreide vom Kaff und den leichten Körnern getrennt wurde. „Worfeln“ heißt der Arbeitsschritt. Später wurde das Verfahren durch Kornsiebe vereinfacht, doch es blieb eine mühsame Arbeit, an der die gesamte Hofbelegschaft beteiligt war.

Eine große Entwicklung erlebt die Landwirtschaft dann im 19. Jahrhundert mit der industriellen Herstellung von Düngemitteln. Die Erträge auf den Äckern steigen deutlich und es setzten sich Maschinen durch, die die Arbeit auf den Feldern rationalisieren. Die Windfege, auch Staubmühle, Kornfege, Windsichte, Fegemühle, Blähmühle, Getreidewinde, Getreidewehe oder Getreideputzmühle genannt, kann als eines der frühen Geräte in dieser beginnenden Mechanisierung der Landwirtschaft genannt werden.

Das Industriemuseum Elmshorn ist Heimat des „Objekt des Monats“. Ein Besuch lohnt aber nicht nur wegen der Windfege.
Das Industriemuseum Elmshorn ist Heimat des „Objekt des Monats“. Ein Besuch lohnt aber nicht nur wegen der Windfege. © Industriemuseum Elmshorn | Unbekannt

Die Niederländer setzten diese Maschine im 17. Jahrhundert erstmals ein. Doch erst um 1800 eroberte die Windfege Schleswig-Holsteins Bauernhöfe, die diesen Reinigungsprozess deutlich vereinfachte. Nun schafften zwei Arbeiter die gleiche Arbeit in wenigen Tagen.

Die Elmshorner Windfege besteht aus einem 1,5 Meter langen und 1,2 Meter hohen Holzkasten, in dem sich ein Flügelrad mit fünf Flügeln befindet. Über die seitliche Handkurbel wird dieses Rad in Schwung gebracht, so dass es einen Windstrom erzeugt. Nachdem das Getreide mit dem Dreschflegel ausgedroschen wurde, kann es oberhalb der Maschine in den regulierbaren Trichter eingefüllt werden. Anschließend fällt es durch den Windstrom, sodass die guten, schweren Körner auf den Boden fallen und die unerwünschten Verunreinigungen aus dem Gerät herausgeblasen werden – das Getreide wurde windgefegt.

Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Windfege zugunsten der Dreschmaschine an Bedeutung. Um diese zu betreiben, benötigte man die sogenannten Dampflokomobile. Bauer Breckwohldt investierte 1911 etwa 10.000 Goldmark in solch eine Lokomobile, die er bis 1965 in Betrieb hatte. Jedoch war man immer noch auf eine große Mannschaft von Tagelöhnern angewiesen, um den Dreschvorgang zu Ende zu bringen.