Kreis Pinneberg. Für viele war der Pflichttausch des alten „Lappens“ wegen Terminmangels unmöglich. Wie Pinneberg das Problem nun lösen will.

Die Frist zum Führerscheinumtausch – sie läuft für die Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 am Mittwoch ab. Doch viele Betroffene konnten ihren „Lappen“ bisher nicht tauschen, weil es keine freien Termine bei der Kreisverwaltung gibt. Nach dem Abendblatt-Bericht von voriger Woche haben sich mehrere Leser gemeldet, die wochenlang vergeblich über die Online-Terminvergabe versucht hatten, Zugang zu der Kreisbehörde zu bekommen. Inzwischen hat der Kreis reagiert und will den Termin-Stau auflösen.

Führerschein: Zunächst kein Buß- oder Verwarngeld

Dazu wird den Betroffenen ab sofort vorrangig die Möglichkeit angeboten, den Tausch per Post vorzubereiten. Welche Unterlagen dazu einzureichen sind, ist auf der Homepage www.kreis-pinneberg.de nachzulesen. Dort steht auch der Antrag zum Download bereit. Wenn alle Dokumente vollständig bei der Führerscheinstelle des Kreises eingegangen sind, dauere es einige Wochen, ehe dem Führerscheininhaber ein Termin vor Ort zum Austausch angeboten wird.

Dabei wird die neue Fahrerlaubnis ausgehändigt und die alte entwertet. Außerdem muss die Tauschgebühr von 25,30 Euro vor Ort gezahlt werden. „Die meisten Menschen wollen ihren alten Führerschein als Erinnerung mit nach Hause nehmen“, sagt Dörte Koppelmann, Leiterin Fachdienst Fahrerlaubnis beim Kreis Pinneberg. „Uns ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass der Pflichtumtausch für die Jahrgänge 1953 bis 1958 jetzt zügig passieren muss, aber die enge Terminlage nicht zum Nachteil für die Betroffenen führt.“

So werde zwar die Umtauschfrist nicht verlängert, jedoch verzichte der Staat auf die Erhebung eines Buß- oder Verwarngeldes. Auch bleibe der Führerschein bis zum Austausch weiter gültig. Laut Koppelmann gab es noch vor einigen Monaten kaum Nachfragen zu dem Thema, obwohl die Fristsetzungen schon länger bekannt waren. So wäre im Sommer 2021 der Pflicht-Umtausch kein Problem gewesen.

Führerschein: Nachfrage nach Umtauschterminen zu groß

Aktuell könne die hohe Nachfrage nicht mehr befriedigt werden – auch vor dem Hintergrund, dass die notwendigen Zutrittsregelungen wegen der Corona-Pandemie die Sache deutlich verkomplizieren. Seit November herrsche ein großer Andrang auf die Termine. Die Telefone stehen laut Koppelmann nicht mehr still. Zurzeit seien alle täglichen Termine ausgebucht.

Wer es dennoch versuchen möchte, dem empfiehlt sie, morgens die Online-Terminvergabe aufzurufen. Zu diesem Zeitpunkt würden die nächsten offenen Termine freigeschaltet. Wer Fragen hat, kann diese per Mail an fuehrerschein@kreis-pinneberg.de stellen.

Vom jetzt möglichen Tausch per Post verspricht sich das Straßenverkehrsamt nicht weniger als eine Entspannung der Situation: „Wir hoffen sehr, dass viele Menschen diese Möglichkeit nutzen“, so Koppelmann. Das sei auch gerade vor dem Hintergrund wichtig, dass im Januar 2023 die Frist für weitere Jahrgänge ausläuft. „Wenn die nächsten Jahrgänge nicht bis zum Ende der Tauschfristen warten, würde uns das sehr helfen.“ Das aber sollte dann erst ab März passieren.

Führerschein: Nächste Jahrgänge für Pflichttausch warten

Die nächsten, die ihre alten Führerscheine eintauschen müssen, sind die Jahrgänge 1959 bis 1964. Es folgen die Jahrgänge 1965 bis 1970 bis 19. Januar 2024. Für die Geburtsjahrgänge 1971 und später endet die Frist am 19. Januar 2025. Wer vor 1953 geboren ist und als Führerscheininhaber oder -inhaberin noch am Straßenverkehr teilnimmt, kann sich bis 19. Januar 2033 Zeit lassen. Diese Fristen gelten für Führerscheinbesitzer, die ihre Fahrerlaubnis bis zum 31. Dezember 1998 erworben haben.

Führerscheine, die nach dem 1. Januar 1999 ausgestellt worden sind, unterliegen anderen Fristen, Stichtag ist auch hier jeweils der 19. Januar. Die Ausstellungsjahre 1999 bis 2001 sind im Januar 2026 an der Reihe, 2002 bis 2004 dann im Januar 2027, 2005 bis 2007 im Januar 2028. Die folgenden Ausstellungsjahre haben jeweils ein Jahr länger Zeit, also 2008 muss bis 2029 tauschen, 2009 bis 2030 und so weiter. Den Abschluss bilden die Führerscheine, die 2012 sowie bis zum 18. Januar 2013 erworben wurden. Sie müssen bis 19. Januar 2033 ausgetauscht sein.

Das Sagen unsere Leser – Briefe zum Thema Führerscheintausch

Dauert nur noch 24 Jahre...

„Ich fühle mich von den Aussagen etwas auf den Arm genommen. Ich bin Geburtsjahr 1957 und versuche seit Oktober, ein Umtauschtermin zu ergattern. Da mein Führerschein 1980 nicht in Pinneberg ausgestellt wurde, forderte auch die Beantragung der Bestätigung Zeit. Seitdem versuche ich zwei- bis dreimal täglich, über den Online-Anmeldedienst einen Termin zu ergattern – vergeblich.

Da von Juli bis jetzt 2000 Führerscheine umgetauscht wurden, kann es bei 290.000 noch zu tauschenden Führerscheinen nicht mehr lange dauern bis alle dran waren, nach meiner Rechnung sind das etwas mehr als 24 Jahre. Schön zu hören, dass die Polizei noch keine Verwarngelder erheben will.“

Manfred Mildahn, Halstenbek

Ritt durch Behördendschungel

„Ich gehöre zum Jahrgang 1957 und versuche seit geraumer Zeit, beim Straßenverkehrsamt einen Termin für den Führerscheintausch zu erhalten. Erfolg: null. Nach dem täglichen Ritt durch den bürokratischen Dschungel stelle ich fest: keine Termine frei. Der Hinweis, dass man öfter mal vorbeischauen solle, da auch Termine storniert werden und diese dann frei wären, erscheint mir als Farce, da ich das bisher noch nicht erlebt habe.

Viel Mühe wurde auf den Seiten für das überflüssige und enervierende Gendern verwendet; aber das nur nebenbei. Aus diesen Erfahrungen ergeben sich für mich Fragen: Wie viel Termine werden pro Tag von der Führerscheinstelle eigentlich vergeben? Auch wenn, wie in dem Bericht genannt, die genaue Zahl der betroffenen Fahrlizenzen nicht bekannt ist, dürfte eine grobe Schätzung doch möglich sein. Diese Zahl könnte dann den Terminmöglichkeiten gegenüber gestellt werden. Die Prozedur der Terminvergabe ist umständlich.

Könnte man hier im digitalen Zeitalter nicht ein stückweit „proaktiver“ vorgehen? Vorschlag: Anmeldeformular online, elektronisch, mit allen erforderlichen Angaben, Terminvergabe meinetwegen per Zufallsgenerator zurück an Antragsteller und der antwortet mit Bestätigungslink innerhalb von 48 Stunden.“

Andreas Brügge, Wedel

Gegenteil von Bürgerservice

„Mitte Dezember habe ich mir die Seite zum Führerscheintausch angesehen und kam nach mehreren Versuchen auf die Seite mit den Terminen. Dort waren 20 Tage aufgelistet und bei jedem stand: „Keine freien Termine“. Darunter heißt es: „Es werden fortlaufend die nächsten Tage mit neuen Terminen von uns zur Verfügung gestellt.“ Ich habe es sogar mehrere Tage kurz nach Mitternacht versucht. Das Ergebnis war das gleiche: „Keine freien Termine“. Am 3. Januar habe ich beim Straßenverkehrsamt angerufen. Mir wurde gesagt, dass Termine nur online gebucht werden können und neue Termine um 5 Uhr eingestellt werden.

Also am nächsten Tag kurz vor 5 Uhr aufstehen, aber leider keine neuen Tage vorhanden. Einen Tag darauf wieder kein neuer Tag gelistet. Am dritten Tag um 5 Uhr erschien ein neuer Tag mit freien Terminen. Aber da mussten noch Daten eingegeben werden. In der Zwischenzeit kam die Meldung „Termin vergeben“. Alle anderen Termine waren nach fünf Minuten ebenfalls weg. Am vierten Tag hieß es somit: Noch etwas eher aufstehen, erneut durchklicken und um 5 Uhr die Terminseite aufrufen. Jetzt hat es tatsächlich geklappt!

Diese Situation muss den Verantwortlichen doch bewusst sein! Ich hätte erwartet, dass unter der Liste konkret steht, an welchen Tagen und zu welcher Uhrzeit neue Termine bereit stehen. Und das sollte dann nicht um 5 Uhr morgens sein. Das jetzige Verfahren ist das Gegenteil von Bürgerservice!“

Arnold Köhn