Schenefeld. Außerdem will die Stadt am Rande Hamburgs in diesem Jahr dem Ortskern ein neues Gesicht geben und 50. Geburtstag feiern.

Sanierung und Neugestaltung des Schulzen­trums Achter de Weiden, neuer Stadtkern: Schenefeld will 2022 in beiden großen Zukunftsprojekten einen großen Schritt vorankommen. Und ganz nebenbei feiert die Stadt ihren 50. Geburtstag. Am 1. Juli 1972 erhielt Schenefeld die Stadtrechte vom damaligen Kieler Innenminister Rudolf Titzck (CDU). Der runde Geburtstag soll vom 1. bis zum 3. Juli mit einem großen Festwochenende gefeiert werden, wenn die Corona-Pandemie es zulässt.

1. Stadtkern
Der Rahmenplan für den neuen Stadtkern, der auch ein Finanzierungskonzept enthält, soll voraussichtlich im März in der Ratsversammlung verabschiedet werden. „Das wird ein wichtiger Schritt“, so Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Noch wichtiger ist es ihr, die Bürger auf dem Weg zum neuen Stadtkern mitzunehmen. „Die Bürgerbeteiligung ist coronabedingt zuletzt leider ins Wasser gefallen“, so die Verwaltungschefin. Sie hoffe, dass es 2022 anders wird. „Ich würde gern zeigen, wie weit wir sind.“ Die Verabschiedung des Rahmenplans könne dafür ein guter Zeitpunkt sein.

„Wir rechnen mit öffentlichen Investitionen von etwa 65 Millionen Euro“, sagt Stadtplaner Ulf Dallmann. Je ein Drittel zahlen Bund, Land und Stadt. Das Geld wird für Grunderwerb, Straßenneubau und -verlegung, Gestaltung von neuen Plätzen und nicht zuletzt für den Bau des Bürgerzentrums benötigt, das Volkshochschule, Bücherei, Bürgerbüro und --laut Beschluss der Politik aus 2021 – auch das Rathaus enthalten soll. „Wir planen derzeit, wie viel Fläche wir benötigen werden“, so Dallmann. Für die Gestaltung des Gebäudes werde es einen Architektenwettbewerb geben, jedoch erst 2023. Was aus dem jetzigen Rathaus werde, sei noch nicht entschieden.

Noch im Januar benennt die Stadt einen Sanierungsträger für das Gesamtprojekt. „Es gab drei Bewerbungen im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens“, so Dallmann. Die Entscheidung darüber treffe die Stadt auf der Basis vorher festgelegter Kriterien. „Zu den öffentlichen Mitteln kommt noch die dreifache Summe an privaten Mitteln dazu“, erläutert der Stadtplaner. Und er sagt weiter: „Wir schaffen den Rahmen, damit private Investoren im Stadtkern investieren.“ In den Abriss bestehender Häuser und den Neubau von stadtbildprägenden neuen Gebäuden würden in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich weitere 200 Millionen Euro fließen. Es gebe zudem einen Grundsatzbeschluss der Politik, dass der neue Stadtkern klimaneutral werden soll.

Auch der Umbau der LSE (Altonaer Chaussee) ist Bestandteil des Projektes. Ziel ist es, dass die vierspurige Straße mitten durch das Zentrum ihren trennenden Charakter verliert. Der zuständige Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr hat das Projekt auf 2025 verschoben. Bis dahin dürfte die Luninezbrücke über die LSE, aufgrund ihres steilen Anstiegs im Volksmund auch Seufzerbrücke genannt, schon Geschichte sein. „Das Umwidmungsverfahren ist in Kürze abgeschlossen, dann ist die Brücke kein öffentlicher Gehweg mehr“, so Dallmann. Wann der Abriss erfolgen werde und ob die Brücke bis dahin gesperrt werden muss, sei noch nicht entschieden.

2. Schulzentrum Achter de Weiden42 bis 45 Millionen Euro sollen Sanierung und Umbau des Schulzentrums Achter de Weiden kosten. Das hat die Ende September 2019 vorgelegte Machbarkeitsstudie ergeben. Bis Ende 2025 soll der Altbestand während des laufenden Betriebs komplett saniert und ein Neubau errichtet werden, der dann von Gymnasium und Gemeinschaftsschule gemeinsam genutzt wird. Im März 2021 wählte eine Jury als Sieger des Architektenwettbewerbs den Entwurf des Berliner Architektenbüros Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus, im Juli erhielt das Büro dann auch offiziell den Zuschlag. Voraussichtlich im März soll ein überarbeiteter Entwurf der Planer im Bauausschuss vorgestellt werden. Für die knapp 1100 Schüler beider Einrichtungen sollen sich kurze Wege ergeben, die Unterrichtsbedingungen dank großer Klassen- und Fachraume sowie ausreichender Differenzierungsorte sehr stark verbessern. Mensa und Cafeteria würden das neue Herzstück des Komplexes bilden, ein großer Innenhof runde das Konzept ab.

Agenda 2022, HAPZ, Schenefeld HA Grafik, HA Infografik
Agenda 2022, HAPZ, Schenefeld HA Grafik, HA Infografik © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Aktuell verfügt das Schulzentrum über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern, 7900 Quadratmeter davon sollen erhalten und saniert werden. In dem Neubau sollen laut Vorgaben der Politik 7700 Quadratmeter dazukommen, sodass künftig insgesamt eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung steht. Mit einem Baubeginn in diesem Jahr ist nicht mehr zu rechnen. Mit dem Abriss der alten Bausubstanz, die dem neuen Schulzentrum weichen muss, dagegen schon. Zuvor muss eine Interimslösung für den Unterricht, vermutlich bestehend aus Klassencontainern, geschaffen werden. Dafür und für den Abriss stehen Haushaltsmittel in Höhe von 5,5 Millionen Euro bereit.

3. VHH-Busbetriebshof
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) errichten derzeit am Osterbrooksweg eine Ladestation für insgesamt 80 Elektrobusse. Doch das in öffentlicher Hand befindliche Unternehmen hat erheblich weitergehende Pläne. Die Gebäude auf dem jetzigen Betriebshof sollen abgerissen werden, dort sollen der Neubau einer E-Bus-Werkstatt und weitere Ladeflächen entstehen. Auch Platz für die Verwaltung ist geplant. In den neuen Betriebshof soll auch die von den VHH erworbene Fläche der abgebrannten Sportwelt Schenefeld an der Holzkoppel integriert werden.

Die Stadt blockiert diese Pläne, hat den jetzigen Betriebshof und die neue Fläche mit einer Veränderungssperre überzogen. Die Politiker wollen auf dem Ex-Sportwelt-Areal angrenzend an XFEL ein Technologiezentrum ansiedeln. Die Alternativfläche am Osterbrooksweg, die der Stadt gehört und die sie den VHH für den Betriebshof angeboten hatte, lehnte das Unternehmen wegen einer Altlastenproblematik ab. Die Stadt will dort nun kleinteilig Gewerbe ansiedeln.

Die VHH haben für ihr Projekt eine Bauvoranfrage beim Kreis als zuständige Bauaufsichtsbehörde gestellt, die aufgrund der Veränderungssperre abgelehnt wurde. Dagegen klagt das Unternehmen vor dem Verwaltungsgericht Schleswig. Die Richter hatten für zwei Tage vor Heiligabend einen Ortstermin an der Holzkoppel angesetzt, diesen jedoch kurzfristig am Abend vorher auf den 14. Januar verschoben. Der Ausgang des Verfahrens ist ebenso so offen wie die Frage, ob und wie der Konflikt zwischen Stadt und VHH beigelegt werden kann. Die Zeit drängt jedoch, weil die VHH verpflichtet sind, mittelfristig nur noch Elektrobusse einzusetzen und die 80 Plätze in Schenefeld nicht lange ausreichen werden.

4. XFEL
Die einzigartige Forschungseinrichtung wird in diesem Jahr endlich um ein Besucherzen­trum erweitert. „Wir als Stadt hatten das von Beginn an befürwortet“, sagt Bürgermeisterin Küchenhof. Die Finanzierung habe sich jedoch als schwierig erwiesen, sodass ein geplanter Realisierungsbeginn im vergangenen Jahr nicht erfolgen konnte. „Jetzt sind die Entscheidungen gefallen, dass Projekt kommt definitiv in 2022. Ich freue mich auf den ersten Spatenstich.“

5. Kita Blankeneser Chaussee
Die Stadt überplant die bisherige Sportanlage mit den beiden Grandplätzen an der Blankeneser Chaussee. Während ein Platz als Kunstrasenspielfläche erhalten bleiben soll, wird der zweite zugunsten einer großen Kita mit 160 Plätzen aufgegeben. „Außerdem wollen wir Blau-Weiß 96 eine Fläche anbieten, auf der der Verein eine Sporthalle errichten kann“, so Küchenhof. Wie groß diese Fläche sein wird, ob sie in Erbbaupacht bereitgestellt wird und in welcher Höhe sich die Stadt mit einem Zuschuss am Hallenbau beteiligt, ist noch Gegenstand der Diskussion. Zuletzt hatte sich der Hauptausschuss am 7. Dezember mit der Thematik befasst, als im Vorfeld einige unterschiedliche Positionen zwischen Stadt und dem 3000 Mitglieder umfassenden Verein zutage traten. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Sicher ist bislang, dass die Kita 2024 ihren Betrieb aufnehmen soll und die Frage der Trägerschaft geklärt ist. Den Zuschlag hat die Wabe erhalten. Für Küchenhof die „richtige Entscheidung, weil sie die Trägervielfalt in der Stadt“ um ein weiteres Element bereichere.

6. Fama Schenefeld:
Im Eckbereich Kiebitzweg/Buchsbaumweg/Ebenholzweg entsteht ein Seniorenwohnpark, der an das Fama in Lurup angegliedert werden soll. Bauherr ist der Hamburger Investor Arnold von Mallesch, dem das 4000 Quadratmeter große Grundstück seit Langem gehört. Die Bauarbeiten sind in der zweiten Jahreshälfte 2021 gestartet und kommen gut voran. Es entstehen 56 altengerechte Servicewohnungen. Interessenten können wählen zwischen 40 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Wohnungen, Wohnungen mit einem zweiten Raum (58 Quadratmeter) sowie 80 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnungen in der Endetage. Die Wohnungen verfügen alle über Balkon oder Dachterrasse, sie sind wie das gesamte Gebäude komplett barrierefrei und können mit eigenen Möbeln bezogen werden. Die Mieter leben dort autark, können aber bei Bedarf Serviceleistungen dazu buchen. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2023 geplant.

7. Lukas Bau:
Auf dem Areal neben dem Stadtzentrum, nach dem ehemaligen Besitzer auch als Altmann-Gelände bekannt, hat sich seit Jahren nichts getan. Es gehört inzwischen Lukas-Bau aus Hamburg. Verschiedene Anläufe des Investors, das mit einer Industriebrache belegene Gelände einer attraktiven Neubebauung zuzuführen, sind in der Vergangenheit am Widerstand der Kommunalpolitiker gescheitert. 2021 haben die Söhne des verstorbenen Firmengründers einem Kompromissvorschlag des Planungsbüros AGN Leusmann zugestimmt, wie die Fläche Kiebitzweg 16–20 künftig bebaut werden könnte. „Auf der Grundlage dieses Rahmenplans werden wir 2022 in die vertiefende Planung einsteigen“, sagt Stadtplaner Dallmann. Etwa Mitte oder Ende des Jahres könnte ein B-Plan-Entwurf vorliegen, der genauere Auskünfte über die Zahl der Wohneinheiten und der öffentlich geforderten Wohnungen zulasse.

8. Sanierung L 104
Die Sanierung der L 104 (Blankeneser Chaussee/Hauptstraße) hat im Frühjahr 2021 begonnen und der Stadt gewaltige Verkehrsprobleme beschert. Und die gehen in diesem Jahr weiter, denn den planmäßigen Abschluss des Projektes Ende 2021 hat der Landesbetrieb verfehlt. Immerhin ist die Blankeneser Chaussee, an der auf Intention und Kosten der Stadt die Geh- und Radwege verbreitert worden sind, soweit fertig. Aktuell ruhen die Bauarbeiten an der Kreuzung Hauptstraße/Blankeneser Chaussee/Bäckerstraße. Sie sollen nach dem Winter in Richtung der Stadtgrenze zu Halstenbek fortgeführt werden und im Mai enden. Auf der Seite des Nachbarn geht es 2024 weiter.

9. Sportrestaurant Achter de Weiden
Das ehemalige Sportrestaurant ist seit Januar 2016 verwaist, der Festsaal nach dem Bruch eines Abwasserrohres seit Mai 2016. 2019 stand die Stadt kurz vor der Abgabe der Flächen an einen neuen Pächter, der jedoch kurzfristig zurückzog. Im Herbst 2021 hat die Stadt ein neues Ausschreibungsverfahren gestartet. „Es gibt einige Interessenten“, so Küchenhof. Eine erneute Vergabe könnte eventuell im Frühjahr erfolgen.

10. Bebauung Hauptstraße/Mühlenstraße
Die Firma Struck Wohnungsbau aus Kellinghusen hat den brachliegenden Komplex an der Ecke Hauptstraße/Mühlenstraße – ein ehemaliges italienisches Restaurant und eine Werkstatt – übernommen und will dort ein Mehrfamilienhaus mit 18 Einheiten errichten. Der vorhabenbezogene B-Plan ist inzwischen rechtskräftig, Abriss und Baustart sind noch in diesem Jahr möglich.