Pinneberg. Das Weihnachtsdorf in Pinneberg geht bis 2. Januar in die Verlängerung. Was Besucher und Händler sagen.

Was haben Elton John und das Pinneberger Weihnachtsdorf gemeinsam? Alle beide stehen immer noch, wie der Sänger es in „I’m Still Standing“ singt. Damit ist der Weihnachtsmarkt auf dem Drosteiplatz einer der letzten seiner Art weit und breit. Während viele traditionell mit dem vierten Adventswochenende schließen, wurden andere aufgrund der Pandemie von den Ausstellern vorzeitig beendet oder fanden – wie in Bayern – auf Geheiß der Regierung gar nicht erst statt. Zum ersten Mal öffnet die Unternehmerfamilie Stacklies das Weihnachtsdorf bis zum 2. Januar.

Wer jetzt im Weihnachtsdorf steht, der riecht den Duft von Glühwein und Bratwürstchen. Sieht, wie das Karussell sich beständig dreht und die Kerzen der Weihnachtspyramide flackern. Hört „The Way You Look Tonight“ von Frank Sinatra, das gerade aus den Lautsprecherboxen klingt. Die Besucher stehen in kleinen Grüppchen beieinander und wärmen sich an diesem späten, kalten Dezemberabend an der Atmosphäre.

Weihnachtsdorf in Pinneberg ist richtig schön geworden

„Es ist schön, Weihnachten ausklingen zu lassen, bevor die dunklen Tage nach Weihnachten beginnen“, sagt die 26-jährige Kirstin Klare. Zusammen mit Carolin Prietsch (25) und Bernd Linau (28) sitzt sie in einem der gemütlichen, roten Zelte und trinkt Glühwein aus einer dunkelblauen Tasse. „Die Woche nach Weihnachten ist optimal, zwischen den Feiertagen hat man viel mehr Zeit“, wirft Bernd Linau ein. „Ein Kommilitone hat sogar noch erzählt, wie neidisch er ist, dass wir hier auf den Weihnachtsmarkt können“, erinnert sich die in München studierende Carolin Prietsch. Das Trio ist sich einig: Das Weihnachtsdorf hier in Pinneberg ist richtig schön geworden.

Kristin Klare (26, l.), Carolin Prietsch (25) und Bernd Linau (28) genießen einen Glühwein.
Kristin Klare (26, l.), Carolin Prietsch (25) und Bernd Linau (28) genießen einen Glühwein. © Unbekannt | Taima Güclü

Ein paar Zelte weiter ist die Freude ebenfalls groß. „Das ist großartig hier, echt“, sagt Kathrin Linke. „Und mit 2G, besser geht es nicht.“ Die 53-Jährige ist extra aus Hasloh gekommen. Mitgenommen hat sie ihre 19 Jahre alte Tochter Marie Linke und ihre 76 Jahre alte Mutter, Gudrun Hamer. Auch sie trinken Glühwein aus einer blauen Tasse.

Die Mutter wünscht, dass der Weihnachtsmarkt jedes Jahr so lange aufmache: „Es ist einfach so, dass man zwischen den Jahren die Gelegenheit nutzt.“ Für Großmutter Gudrun Hamer ist ein kleiner Rest Weihnachtsstimmung noch immer da: „Allein die Beleuchtung sorgt für Stimmung. Das haben die nett aufgezogen. Es ist sehr gemütlich, das hätte ich nicht erwartet.“

Drei Generationen auf dem Pinneberger Weihnachtsdorf: Oma Gudrun Hame (76), Mutter Kathrin Linke (53), und Tochter Marie Linke (19).
Drei Generationen auf dem Pinneberger Weihnachtsdorf: Oma Gudrun Hame (76), Mutter Kathrin Linke (53), und Tochter Marie Linke (19). © T | Taima Güclü

Pinneberger Weihnachtsmarkt ruft in Bayern Neid hervor

Weiter auf dem Rundgang herrscht Rutschgefahr: Durch die Temperaturen im Minusbereich hat sich eine kleine Eisfläche gebildet. Das Halstenbeker Ehepaar Mohaupt verweilt dort an einem Stehtisch und warnt vorbeikommende Gäste vor der Glätte. „Ich habe gesagt, ich möchte noch einmal hierher kommen, bevor das alles abgebaut wird. Es ist auch zwischen den Jahren schön. Man hat mehr Ruhe als vor Weihnachten“, sagt die 65-jährige Petra Mohaupt.

Ihr Ehemann Kurt (70) stimmt ihr zu: „Es ist gelungen mit den Auflagen, die da sind. Wir fühlen uns sicher.“ Auch sie kennen den Neid aus Bayern: „Die Kinder in München sind ganz neidisch. Aber selbst Schuld, wenn sie runterziehen“, sagt Frau Mohaupt und lacht.

Petra Mohaupt (65) und Ehemann Kurt (70) aus Halstenbek genießen die Ruhe zwischen den Jahren.
Petra Mohaupt (65) und Ehemann Kurt (70) aus Halstenbek genießen die Ruhe zwischen den Jahren. © Unbekannt | Taima Güclü

Am nächsten Mittag ist das Getümmel lichter. Es ist noch recht früh, wenige Gäste sind unterwegs. Kunsthandwerkerin Martina Mertins hofft, dass sich in den kommenden Tagen noch ein paar mehr Menschen auf den Weihnachtsmarkt trauen. Sie verkauft hier die gestrickten Produkte ihrer 84 Jahre alten Mutter Liselotte Mahnert aus Berlin – ganz ohne Gewinn.

„Mit den Einnahmen schicke ich direkt ein neues Paket Wolle an meine Mama. Sie muss nicht mehr reich werden, sie braucht einfach eine Beschäftigung für ihre Hände.“ Auch in Zukunft sollte ihrer Meinung nach die Möglichkeit bestehen, noch nach Weihnachten den Stand aufgebaut zu lassen. „Ich stehe für meine Mama da, auch wenn sie es selbst nicht kann“, sagt die 58-Jährige.

Kunsthandwerkerin Martina Mertins verkauft in dem Pinneberger Weihnachtsdorf die selbst gestrickten Produkte ihrer 84 Jahre alten Mutter aus Berlin – und das ganz bewusst ohne Gewinn.
Kunsthandwerkerin Martina Mertins verkauft in dem Pinneberger Weihnachtsdorf die selbst gestrickten Produkte ihrer 84 Jahre alten Mutter aus Berlin – und das ganz bewusst ohne Gewinn. © Unbekannt | Taima Güclü

Pinneberger Weihnachtsmarkt ist einer der letzten weit und breit

Vier Buden weiter ist mehr los: Imbissstandbetreiber Horst Gergel sorgt dafür, dass die Menschen in ihrer Mittagspause satt werden – vor wie nach Weihnachten. „Ich finde es gut, so lange auf zu haben, den Leuten nach Weihnachten noch ein weihnachtliches Gefühl zu geben. Es ist zwar nicht überfüllt, aber es sind Leute hier, die ein, zwei Glühwein trinken, die Crêpes essen, die Bratwurst essen. Die Leute sind froh, dass sie einen Anlaufpunkt haben, wo man sich fünf Minuten aufhalten kann, ohne an die Probleme zu denken, wo man das weihnachtliche Flair genießen kann“, beschreibt der 47-Jährige die Lage. Seiner Meinung nach soll der Weihnachtsmarkt in jedem Jahr lange geöffnet sein: „Wir sind ja nicht umsonst das Land der Weihnachtsmärkte. Wir mögen die Atmosphäre.“

Benedikt Hoffmann (19) und Svea Wolff (20) nutzen den Weihnachtsmarkt noch einmal aus.
Benedikt Hoffmann (19) und Svea Wolff (20) nutzen den Weihnachtsmarkt noch einmal aus. © Unbekannt | Taima Güclü

In seiner Mittagspause bei der Arbeit im Rathaus ist der 39-jährige Robert Friedrich die zwei Minuten Fußweg zu Horst Gergels Imbissbude gelaufen. „Ich finde es gut, zum Mittagessen etwas Warmes im Magen zu haben und nach Feierabend einen Glühwein trinken zu können“, sagt der gebürtige Pinneberger.

Gegenüber nutzen die 20 Jahre alte Svea Wolff und der 19-jährige Benedikt Hoffmann mit blauen Tassen in der Hand genauso die verlängerte Öffnungszeit aus. „Vor Weihnachten war die Stimmung angeheizter, da hat jeder auf Weihnachten hingefiebert. Jetzt ist es entspannter“, sagt der Auszubildende Hoffmann.

Inzwischen ertönt aus den Lautsprecherboxen „Thank you“ von Sarah Conner. Langsam kommen mehr Besucher. Immer noch dreht sich das Karussell, der Geruch des Imbiss’ zieht über den Platz vor der Drostei, und die flackernden Kerzen der Weihnachtspyramide sind schon von Weitem zu sehen.

Einer der letzten Weihnachtsmärkte Deutschlands hält weiterhin wacker Stellung.