Rellingen. In einer Rellinger Baumschule können Kunden ihren Tannenbaum mieten. Der Vorteil: Er lebt nach den Festtagen weiter.

Etwa 30 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich in Deutschland gefällt und verkauft. Sind die Feiertage vorbei, landen sie auf dem Müll. Das muss nicht sein. Die Baumschule Reinke in Rellingen bietet mittlerweile eine nachhaltige Alternative zur geschlagenen Tanne an: Sie bringt Weihnachtsbäume im Blumentopf unter die Leute – und zwar zur Miete.

Weihnachtsbaum: Mieten statt kaufen

Für rund 30 Tage können Kunden sich ihren Christbaum in einem großen Topf leihen. Zur Auswahl gibt es die Nordmanntanne und die Blaufichte – die beliebtesten Bäume bei den Deutschen. Nach den Feiertagen wird der Baum dann abgeschmückt und kommt wieder zurück in die Baumschule, wo sich die Mitarbeiter um ihn kümmern, bis er im nächsten Jahr erneut vermietet werden kann.

Wer einen Weihnachtsbaum mieten möchte, kann ihn vor Ort aussuchen und mitnehmen oder ihn online bestellen. Dann wird er nach Hause geliefert. Letzteres ist vielleicht keine schlechte Idee, da die Bäume samt Wurzelballen und Töpfen voller Erde deutlich schwerer sind als geschlagene Tannenbäume. „Rund 70 Kilogramm wiegt eine klassische Zweimetertanne im Topf. Man braucht locker drei Personen, um sie zu transportieren“, sagt Sandy Reinke. Gemeinsam mit ihrem Mann Niels betreibt die 43-Jährige die Rellinger Baumschule. Zudem sei der Transport heikel, da die Knospen der Bäume auf keinen Fall beschädigt werden dürfen. „Sonst wachsen die Bäume nicht weiter.“

Weihnachtsbaum zur Miete: Das müssen Sie beachten

Abgesehen davon gibt es noch so Einiges zu beachten, damit alle Bäume unbeschädigt zurückkommen. „Jeder Kunde bekommt von uns Pflegehinweise mit“, sagt Reinke. Die temperaturempfindlichen Pflanzen dürfen nicht vor der Heizung oder dem Kamin platziert werden. Auch echte Kerzen sind für die zarten Nadeln zu heiß. Regelmäßig müssen die Tannen gegossen werden. Außerdem gibt es einige Deko-Tabus. Die Knospen auf der zerbrechlichen Spitze müssen frei vom Weihnachtsschmuck bleiben. Außerdem sind Kunstschnee und Lametta wie Gift für die Bäume.

„In der Regel bekommen wir alle Bäume ohne Schäden wieder“, berichtet Sandy Reinke. Der Weihnachtsbaum habe bei den Deutschen einen hohen emotionalen Stellenwert. „Für viele ist der Baum wie ein Familienmitglied, um das sich alle auch ordentlich kümmern“, sagt Reinke. „Selbst wenn die Baumvermietung immer noch einen geringen Teil aller Weihnachtsbäume ausmacht, trägt es dazu bei, der Wegwerfmentalität entgegenzuwirken.“

Die Bäume haben sogar einen pädagogischen Wert. Einige Kindergärten leihen sich in der Weihnachtszeit eine Tanne aus. Mit dem Bollerwagen holen die Kinder ihren Baum ab und kümmern sich um ihn. Dabei lernen sie, dass Pflanzen Lebewesen sind, die man gut behandeln muss.

Weihnachtsbaum zur Miete: Nachfrage steigt jedes Jahr

Die Nachfrage nach den Mietbäumen steigt jedes Jahr um etwa 15 Prozent. In die Baumschule kommen viele Kunden aus Hamburg, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. „Die Leute wollen einen Baum, der lebt“, sagt die Baumschulbetreiberin. Der an sich unhandliche Topf hat das auch Vorteile. Denn ein vitaler Baum nadelt nicht das Wohnzimmer voll. Darüber hinaus verströmen sie einen intensiveren Duft.

Die Baumschule der Reinkes ist eine von etwa 290 Baumschulen im Kreis Pinneberg. Sie wird in der dritten Generation geführt. Anfangs haben Reinkes vor allem Firmen und Gartencenter mit ihren Pflanzen beliefert. Für Veranstaltungen und als Dekorations für Unternehmen gibt es schon seit Längerem einen Pflanzenverleih – daraus keimte dann die Idee für die Weihnachtsbaumvermietung. So etwas gab es bisher noch nicht im Kreis. Von der ausgereiften Idee bis zum ersten verliehen Baum brauchte es noch knapp sechs Jahre – so lange dauert es, bis die Bäume groß genug sind.

Weihnachtsbaum zur Miete kostet bis zu 160 Euro

„Im Topf wachsen die Bäume langsamer als in der Erde“, sagt Sandy Reinke. Auch die Pflege sei deutlich aufwendiger. „Nordmanntannen sind eine besonders anspruchsvolle Kultur. Beschränkt man ihr Wurzelwerk, werden sie frostempfindlich, und es besteht die Gefahr, dass sie ihre Farbe verlieren“, erklärt sie. Daher werden die Topf-Tannen im Winter mit einem Tunnel aus Plane überdacht und regelmäßig gedüngt. Alle zwei bis drei Jahre müssen sie umgetopft werden. Dass die auf der Plantage wachsenden Tannen deutlich pflegeleichter sind, zeigt sich auch am Preis: Je nach Größe kostet ein gemieteter Weihnachtsbaum 45 bis 160 Euro.

Mittlerweile läuft die Christbaumvermietung schon seit acht Jahren. Dieses Jahr wurden über 300 Bäume vermietet. Davon gehen etwa 80 Prozent an Privathaushalte. Eine besondere Lieferung ging dieses Jahr bis in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Dort zieren die Weihnachtsbäume der Reinkes eine große Einkaufstraße. „Für größere Bestellungen wie diese, nehmen wir auch weitere Wege auf uns.“