Tornesch/Uetersen. Schneller als gedacht kommt das neue Domizil für die Ausstellung der Eisenbahnfreunde im Kreis Pinneberg an – auf dem Schienenweg.
Das Vorhaben war ambitioniert, doch sie haben es geschafft. Die Eisenbahnfreunde Uetersen-Tornesch haben am Sonnabend zwei Zugwagen bekommen, die sie zum Museum umbauen wollen. Die Reisezugwagen stehen nun am Ostbahnhof auf dem Gelände der Uetersener Eisenbahn und der Kreisverkehrsgesellschaft Pinneberg (KViP) in Uetersen. „Ein Waggon steht schon auf dem Gleis bei uns im Schuppen“, sagt Vereinsvorsitzender Rainer Cord.
Dort, an der Bahnstraße, gleich neben der KViP, hatte der 1989 gegründete Verein seit vielen Jahren seine Heimat gefunden. Die 250 Quadratmeter große Halle gehört der Uetersener Eisenbahn- und Infrastruktur, einer Tochtergesellschaft der KViP. Diese braucht die Räumlichkeiten nun selbst, weil sie dort eine Wartungshalle für Elektrobusse einrichten möchte. Der Mietvertrag lief bereits Ende 2019 aus. Da die Uetersener Eisenbahn- und Infrastruktur aber selbst noch in Genehmigungsverfahren steckt, kann der Verein die Räume noch auf unbestimmte Zeit nutzen.
Seit 2019 prüften die Vereinsmitglieder verschiedene Möglichkeiten, wohin sie umziehen könnten. Die Idee, Container aufzustellen, wurde wieder verworfen. Im Gespräch war auch der Neubau eines festen Gebäudes. Da der Verein auch Schienen für die Draisinen und die Rangierlok Köf II braucht, kamen nicht viele Orte für einen Neuanfang in Betracht.
„Dann kamen wir auf die Idee, in einen Doppelstockwagen zu ziehen und dort ein Verkehrsmuseum einzurichten“, sagt Vorstandsmitglied Martin Riedel. „Nach dem Besuch in Mukran auf Rügen, wo es einen Abstellbahnhof der DB für ausrangierte Züge gibt, wurde uns aber klar, der Platz im Doppelstockwagen wird nicht ausreichen.“ Also konzentrierte sich der Verein auf zwei gebrauchte Reisezugwagen.
„Bei der Versteigerung der DB-Gebrauchtzug haben wir im ersten Anlauf nur einen Waggon ersteigern können. Also mussten wir bei einer weiteren Auktion den zweiten Waggon ersteigern“, sagt Riedel. Erste Gespräche für die Überführung liefen mit der Nordliner Gesellschaft für Eisenbahnverkehr. Jedoch hatte die Bahn zwischenzeitlich Baustellen auf der Trasse und es konnten nicht alle Transportmöglichkeiten wahrgenommen werden. Selbst am Abfahrttag gab es noch einen Weichenfehler auf Rügen, so dass es etwas verspätet losging.
Das am Ende nun doch alles schneller als geplant ging, ist einer Verkettung glücklicher Umstände zu verdanken. Die SEL (Schlünß Eisenbahn Logistik) aus Neumünster hatte gerade eine Lok in der Werkstatt auf Rügen. Auf dem Rückweg am vergangenen Donnerstag haben sie extra auf dem Weg nach Hannover einen Umweg über Neumünster gemacht. Warum Neumünster? Im ehemaligem Bahnbetriebswerk Neumünster, welches durch die IKN (Interessengemeinschaft Kulturlokschuppen Neumünster) betrieben wird, musste ein Waggon auf der frisch restaurierten Drehscheibe gewendet werden. „Das musste sein, damit die Waggons bei uns gleich stehen“, sagt Cord. Als das erledigt war, ging es darum, eine „Mitfahrgelegenheit“ von Neumünster über Tornesch nach Uetersen zu finden.
Diese bot die NEG (Norddeutsche Eisenbahn Niebüll) am Freitag an, denn sie mussten zufällig eine Lok in Uetersen tauschen und nahmen die beiden Waggons kurzerhand mit. Nun sind die Waggons, die 1973 gebaut und 1998 restauriert wurden, zudem bis 2014 in Betrieb waren, endlich da und der Verein kann mit dem Innenausbau beginnen.
„Die Kosten belaufen sich mit Transport auf 60.000 bis 70.000 Euro“, sagt Cord, der insbesondere den Städten Uetersen und Tornesch für ihre Hilfe dankt. „In vielen Sitzungen und persönlichen Gesprächen haben wir gemeinsam versucht, Möglichkeiten für einen neuen Standort zu finden. Durch einen glücklichen Umstand konnte uns die Stadt Uetersen mit dem größten Batzen unterstützen, auch die Stadt Tornesch hat einen finanziellen Beitrag in schwierigen Zeiten beigesteuert.“ Uetersen hatte 35.000 Euro beigesteuert. Weitere 20.000 Euro kamen von Stiftungen und Spendern, darunter Unternehmen aus der Region sowie viele weitere Kleinspender. Sie sollen nun auf einer Tafel genannt werden. „Für größere Sponsoren werden wir auch die Möglichkeit bieten, ihre Firmen-Logos am Waggon anzubringen oder mit ihren Firmengebäuden oder Fahrzeugen auf der Modellanlage verewigt zu werden“, so Cord.
Jetzt geht es mit dem Innenbereich weiter. Sitze und einige Zwischenwände müssen demontiert werden, um Platz zu schaffen. Danach werden Lampen und Steckdosen sowie Heizung und Klimaanlagen installiert. Erst dann kann das Verkehrsmuseum mit Café eingerichtet und die Modellbahnen aufgebaut werden.
Wer den Verein unterstützen möchte, indem er beispielsweise Sitze der ersten und zweiten Klasse käuflich erwirbt oder auch mitarbeiten möchte, kann sich bei Rainer Cord unter 04122/546 76 oder rainer@cord-tornesch.de melden.