Quickborn. Die Pläne für Millionen-Projekt mit 72 Wohnungen an der Marktstraße sind noch einmal geändert worden – wegen einer Eiche.
Es ist „eines der wichtigsten Projekte der Stadt Quickborn“, sagt Bürgermeister Thomas Köppl über die geplante Rückkehr der Polizeiwache in die Innenstadt, deren Planung nun weitgehend abgeschlossen ist. „Die Polizei muss sichtbar vor Ort und bürgernah gut zu erreichen sein“, sagt Köppl. Und er sagt weiter: „Das ist mir eine Herzensangelegenheit, dass die Polizei wieder im Herzen der Stadt ist.“
Polizei Quickborn: Baupläne noch einmal geändert
Die geänderten Baupläne sind noch einmal öffentlich ausgelegt worden. Im Dezember soll die Quickborner Politik mit dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan 39 (Marktstraße) das erforderliche Baurecht schaffen. Parallel dazu will das Elmshorner Bauunternehmen Semmelhaack beim Kreis Pinneberg die Baugenehmigung erwirken. Dann könnte Anfang nächsten Jahres mit dem Bau der Polizeiwache und weiterer 72 Wohnungen begonnen werden.
Semmelhaack investiert in dieses Projekt 12,5 Millionen Euro, die Stadtwerke Quickborn, die 14 der 72 Wohnungen selbst errichten wollen, noch einmal drei Millionen Euro.
Ende 2022/Anfang 2023 könnte die Polizei in Quickborn, die vor rund zehn Jahren an den Stadtrand in der Ernst-Abbe-Straße gezogen ist, wieder in die Innenstadt zurückkehren. Das fordern Bürger und Politiker der Eulenstadt seit Jahren. 375 Quadratmeter Nutzfläche brauche die Polizeiwache in Quickborn, teilt dazu das Finanzministerium auf Nachfrage mit. „Wir stehen derzeit noch in Verhandlungen mit dem Investor“, teilt Hannes Hecht, der stellvertretende Ministeriumssprecher, dazu mit. Darum könne er keine „weiteren Informationen“ zu dem Thema geben.
Polizei Quickborn: Planänderung zugunsten einer Eiche
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt der Quickborner Ratsversammlung hat im Oktober die Pläne für dieses Vorhaben noch einmal geändert. Hauptstreitpunkt war lange, ob und wie die wohl 240 Jahre alte Stieleiche auf dem benachbarten Grundstück des Anwohners Thomas Tschechne ausreichend geschützt werden kann. Aus Sicht der Verwaltung und des Investors ist dies nun gelungen, nachdem ein weiteres Gutachten zum Zustand der alten Eiche erarbeitet worden war.
Das Gutachten eines Hamburger Baumpflege-Instituts kommt darin zu dem Schluss, dass die Eiche, die einen Stammdurchmesser von einem Meter und einen Kronen-Durchmesser von 20 Meter hat, „sich in einem für ihr Alter und ihren Standort guten Vitalitätszustand befindet“. Zudem stellt das Gutachten fest, dass „eine nachhaltige Beeinträchtigung des Baumes mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen“ sei und die alte Eiche „trotz der geplanten Baumaßnahmen auf dem Grundstück Marktstraße 1 bis 3 noch langfristig erhalten werden kann“.
Um das zu erreichen, haben Stadt und Investor die Einfahrt zur Tiefgarage, die über 44 Parkplätze verfügen soll, an der Marktstraße um einige Meter versetzt, sodass sie nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Eiche sein wird. Zudem werde während der Bauphase eine Stahlplatte als „Wurzelbrücke“ dafür sorgen, dass das Wurzelwerk der Eiche keinen Schaden nehmen könne, erklärt Fachbereichsleiter Felix Thermann.
Polizei Quickborn: Anwohner will "weiter kämpfen"
„Der Schutzbereich kann durch einen ortsfesten Baumschutzzaun vollständig geschützt werden“, heißt es dazu im Gutachten. Der Bereich des Wurzelvorhangs müsse aber während der gesamten Bauzeit bewässert werden.
Nachbar Tschechne bleibt dennoch skeptisch und hält diese Schutzmaßnahmen für „eine Mogelpackung“, wie er sagt. Aus seiner Sicht reiche der vergrößerte Abstand der Tiefgarageneinfahrt zur Eiche immer noch nicht aus. Statt der 8,50 Meter Abstand, die die jetzigen Pläne des Baugebiets zu seinem Grundstück aufwiesen, müssten es 12,50 Meter sein, fordert Tschechne, der hier in einem Reetdachhaus von 1788 lebt. „Ich kämpfe weiter“, kündigt er auf Nachfrage des Abendblatts an.
Aus Sicht der beiden Investoren, den Quickborner Stadtwerken und der Firma Semmelhaack, sei man dem Nachbarn Tschechne sehr weit entgegengekommen. So werden die Stadtwerke auf ihrem Gebäude mit 14 Wohnungen jetzt das vierte Staffelgeschoss so weit nach hinten, also Süden versetzen, dass Tschechne es von seinem Garten aus nicht mehr sehen könnte, erklärt Werkleiter Panos Memetzidis auf Nachfrage. Zuvor hatte Tschechne über die zu große Verschattung seines Grundstücks durch die bis zu 12,50 Meter hohen Gebäude geklagt.
Polizei Quickborn: Bürger sammelten Unterschriften
„Wir werden auch die Wasserversorgung der alten Eiche übernehmen“, verspricht Werkleiter Memetzidis. „Wir haben das Gebäude versetzt und jetzt alle Wünsche und Vorgaben erfüllt“, ist Memetzidis überzeugt, ausreichend Rücksicht auf den alten Baum und den Nachbarn bei der Planung genommen zu haben.
Die Stadtwerke hätten das etwa 4000 Quadratmeter große Areal, das direkt an ihre Zentrale grenzt, eigens für dieses Vorhaben zur Verfügung gestellt. Damit sollte die von einigen Tausend Bürgern mit Unterschriften geforderte Rückkehr der Polizeiwache erreicht werden. Die Firma Semmelhaack werde das Polizeigebäude errichten, das an die Marktstraße grenzen und an das Land langfristig vermietet werden soll. Zudem will das Unternehmen 58 Wohnungen, ein Drittel davon gefördert und im Durchschnitt etwa 60 Quadratmeter groß, bauen und vermieten, sagt Projektleiter Arne Parchent.
Stadtwerke Quickborn wollen Mitarbeiter-Wohnungen bauen
Die Stadtwerke wiederum würden 14 Wohnungen mit 50 bis 80 Quadratmeter Fläche für ihre Mitarbeiter errichten, erklärt Memetzidis. Damit solle der Mitarbeiter-Nachwuchs gesichert und der Belegschaft bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. „Das ist bislang wohl einmalig im Kreis Pinneberg, dass ein Stadtwerk solche Betriebswohnungen baut“, sagt Memetzidis. „Wir haben bereits eine Warteliste für diese Wohnungen“, die idealerweise Ende 2022 bezugsfertig sein sollen.
Diese Wohnungen könnten auch der Polizei oder der Freiwilligen Feuerwehr als Dienstwohnungen angeboten werden, sagt der Werkleiter. Insgesamt investierten die Stadtwerke drei Millionen Euro in dieses Projekt.