Pinneberg. Nach dem Krieg hat die Neue GeWoGe großflächig gebaut. Jetzt erweitert sie ihre Immobilien. Die Details.
Obwohl die Baubranche boomt und permanent neuer Wohnraum entsteht, ist der Wohnungsmarkt weiter unter Druck. Gerade an günstigeren Wohnungen mangelt es, und die sind das Hauptgeschäft der Pinneberger Genossenschaft Neue GeWoGe, die jetzt plant, viele neue Wohnungen im Pinneberger Quellental zu bauen.
Im Kreis hatte sie, damals noch als GeWoGe, nach dem Zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1967 rund 1870 Wohneinheiten gebaut. Eine immense Leistung, die den vielen aus dem Osten Vertriebenen und Geflohenen damals sehr geholfen hat. Heute, wo die Neue GeWoGe allein in Pinneberg 2300 Wohnungen hat, ist es mit dem Bauen günstiger Wohnungen eng geworden. Grundstücke sind oft zu teuer.
Stadtentwicklung: Verdichtung im Pinneberger Quellental
Die Neue GeWoGe hat deshalb begonnen, die eigenen Grundstücke und Immobilien für Erweiterungen ins Auge zu fassen, zumal sie von 2007 bis 2012 den gesamten Bestand gründlich geprüft und seitdem 1300 Wohnungen modernisiert hat. Die übrigen, das war schon damals geplant, sollen nach und nach verschwinden und durch moderne ersetzt werden. Im Quellental, wo sie sehr viele Mehrfamilienhäuser besitzt, ist so etwas möglich.
Die Mitglieder des Pinneberger Stadtentwicklungsausschusses haben nun den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst, der für das Gebiet zwischen Dr.-Carl-Goerdeler-Straße, Generaloberst-Beck-Straße und Leuschnerstraße entwickelt wird. Dort will die Neue GeWoGe demnächst sechs Blocks mit 161 Wohnungen abreißen und auf derselben Fläche von 21.100 Quadratmetern elf neue Wohnhäuser mit insgesamt 256 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen errichten.
„Wir haben versucht, alle zu informieren und jedem eine Ausweichwohnung angeboten. Wer möchte, kann hinterher wieder zurück“, sagt Kai Lorenz, Vorstand der Neuen GeWoGe. Grob geschätzt investiert die Genossenschaft 60 bis 65 Millionen Euro, 25 Prozent der neuen Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein. Läuft alles wie geplant, beginnt der erste Bauabschnitt im Frühsommer 2023, der zweite 2025 und der dritte 2027. Zwei Jahre später soll das ganze Quartier fertig sein.
Stadtentwicklung: Sanierung wirtschaftlich nicht vertretbar
Der Grund für das große Bauvorhaben liegt, abgesehen vom Bedarf, im baulichen Zustand. Eine Grundsanierung der in den 50er-Jahren hochgezogenen Gebäude hält die Neue GeWoGe für wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. „Die betreffenden Wohnungen sind nicht gut gedämmt, haben Feuchtigkeitsprobleme, die Dächer sind alt, die Grundrisse ebenso – mit Mini-Küchen und kleinen Bädern“, sagt Lorenz.
Von außen ist zu sehen, dass der Zahn der Zeit an den Bauten genagt hat, die Grünanlagen ringsum sind aber gepflegt, der Rasen ist geschnitten und grün, die mehrfarbigen Anstriche auf den modernisierten Häusern sind frisch, auf ihren Dächern stehen Solaranlagen. Die sollen auch auf die neuen Häuser. Viele bunte Spielgeräte stehen auf den Wiesen zwischen den Häuserblocks. Die Neue GeWoGe plant außerdem, den Nachbarschaftstreff zu erweitern.
Bevor die Politiker den Aufstellungsbeschluss beschlossen haben, vergewisserten sie sich, dass die Stadt nicht auf den Infrastrukturkosten sitzen bleibt, die durch eine solche Nachverdichtung entstehen. Denn aus den 161 Wohnungen werden 256 werden, demzufolge fehlen möglicherweise wieder Kitaplätze, die Schulen und die Straßen werden voller, Parkplätze werden vielleicht Mangelware.
Stadtentwicklung: Neue GeWoGe und Verwaltung verhandeln
Das weiß Lorenz. „Deshalb bauen wir zum Beispiel zwei Tiefgaragen“, sagt er. Da viele der neuen Wohnungen kleine Grundrisse haben, erwartet er, dass sich dort viele Singles niederlassen werden: „Wir sehen da keine großen Veränderungen auf uns zukommen“, sagt er. Uwe Lange (Bürgernahe) mahnt, die Neue GeWoGe bei den Infrastrukturvorgaben nicht rauszulassen. „Wir haben als Politiker die Entscheidung darüber, was wir städtebaulich da machen“, sagt Gerhard Thomssen (SPD) dazu, der am Dienstag den Ausschuss leitete. „Aber uns Politikern liegt sehr am Herzen, dass dieses Projekt realisiert wird und dass wir einen Weg finden, der für beide Seiten tragbar ist.“
In der Vorlage ist zu lesen, dass der durch die Neubauten ausgelöste Bedarf an sozialer Infrastruktur „durch die Neue GeWoGe übernommen werden“ soll. „Die Kostenübernahme wäre durch einen städtebaulichen Vertrag zu regeln.“ Auch könne die Bereitstellung alternativer Mobilitätsangebote wie Carsharing in einen solchen Vertrag aufgenommen werden. Dadurch könne sich die Zahl der Stellplätze verringern, die bereitzustellen wären. Die Vertragsinhalte werden momentan zwischen der Neuen GeWoGe und der Verwaltung verhandelt. Bei 1,5 Millionen Euro liegt für Lorenz die Schmerzgrenze: „Mehr ist für uns nicht umsetzbar.“