Moorrege/Heist. Amtsverwaltung Geest und Marsch zieht von Moorrege nach Heist in einen Neubau. Welche Auswirkungen das auf kleinere Orte hat.

Der Neubau steht, die Außenanlagen sind noch nicht fertig. Dort, wo man heute noch knöcheltief durch Matsch watet, sollen bald Bürger trockenen Fußes ins neue in Heist gelangen. Innen fehlen noch Bodenbeläge, Maler- und Lackiererarbeiten schreiten aber voran. „Wir wollen in der dritten Januarwoche umziehen“, sagt Frank Wulff, der Büroleitende Beamter im Amt Geest und Marsch Südholstein.

Das verlagert seinen Amtssitz von Moorrege nach Heist. Das alte Verwaltungshaus an der Amtsstraße in Moorrege ist zu klein geworden für die insgesamt 110 Mitarbeiter, von denen allerdings nicht alle im Amt sitzen wie zum Beispiel die Bauhofmitarbeiter. Im neuen Haus werden 84 Arbeitsplätze eingerichtet, alle werden besetzt sein.

Einzug ins neue Amt: Außenstelle Haseldorf schließt

Auch die zehn Kollegen aus der Außenstelle in Haseldorf (Zentrale Dienste und Bürgerbüro) ziehen mit ein. „Die wird dann geschlossen“, sagt Wulff, der selbst dort seinen Arbeitsplatz hat. Und auch die übrigen Bürgerbüros auf den Dörfern kommen auf den Prüfstand.

Ursprünglich war der Einzug in den Neubau für September oder Oktober anvisiert, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. „Wie auf allen Baustellen gab es beim Material Lieferschwierigkeiten“, sagt Wulff. Dennoch sei der Bau gut vorangekommen, wie ein Vergleich mit Elmshorn zeige. Dort hatte man zeitgleich einen Rathausneubau beschlossen. „Und dort wurde noch kein Stein bewegt, und die Baukosten sind jetzt schon enorm gestiegen“, so der Verwaltungsfachmann. „Wir sind froh, dass wir nicht selbst gebaut haben.“

Frank Wulff, Büroleitender Beamter im Amt Geest und Marsch Südholstein, hat auf seinem Laptop die Pläne für das Obergeschoss im Neubau geöffnet.
Frank Wulff, Büroleitender Beamter im Amt Geest und Marsch Südholstein, hat auf seinem Laptop die Pläne für das Obergeschoss im Neubau geöffnet. © Anne Dewitz

Der Neubau an der B 431 in Heist wird für zwölf Millionen Euro von der Raiffeisenbank Elbmarsch errichtet, die es dann an die Behörde vermietet. Die Raiffeisenbank will selbst noch vor Weihnachten einziehen. Das Amt mietet für 25 Jahre zunächst für rund 400.000 Euro jährlich. Ab dem elften Jahr greift die Staffelmiete.

Mitarbeiter im Amt packen beim Umzug mit an

Auf der Fläche im Kreuzungsbereich von Wedeler Chaussee, Hauptstraße und Heideweg, auf der sich früher eine Gärtnerei befand, steht nun das dreigeschossige Gebäude mit einer Bürofläche von 3000 Quadratmetern bei einer Gesamtnutzfläche von 5350 Quadratmetern. Es gibt 91 Räume plus Sitzungssaal. Die Büroräume im Erdgeschoss werden mit neuen Möbeln eingerichtet. Das alte Mobiliar, das noch brauchbar ist, geht in die obere Etage.

„Alles, was wir selbst packen können, machen die Mitarbeiter in Eigenregie“, sagt Wulff. Er und seine Kollegen in der Außenstelle Haseldorf werden auch die Umzugskartons an einem Wochenende selbst nach Heist fahren. Der Mietvertrag – Udo Prinz zu Schoenaich Carolath hat die Räume vermietet – ist bereits gekündigt und läuft mit dem Auszug aus. Das, was nicht in einen Karton passt, transportiert ein Umzugsunternehmen.

Auch das Gemeindebüro in Heist wird geschlossen. Was mit den anderen Außenstellen in Heidgraben, Holm und Appen geschehen soll, ist unklar. Die Entscheidungen wird erst Anfang nächsten Jahres im Amtsausschuss, der sich aus Vertretern der zehn Amtsgemeinden zusammensetzt, getroffen. Während die Amtsverwaltung argumentiert, durch eine Schließung Kosten zu sparen, wollen die Bürgermeister der Gemeinden Appen, Holm und Heidgraben an ihren Bürgerbüros festhalten.

Schließung der Bürgerbüros – ein emotionales Thema

„Bei der Entscheidung, sich als Amt rauszuziehen, geht es auch um die Sicherheit unserer Mitarbeiter, die dort allein sitzen“, sagt Wulff. Sie seien zunehmend Aggressionen durch Kunden ausgesetzt. Er verstehe aber auch die Bürgermeister, die den Service für ihre Leute vor Ort erhalten wollten. „In dem Thema steckt viel Emotion.“

Die digitale Ausstattung im Neubau wird sich verbessern. „Im Eingangsbereich sollen zwei Terminals für die Bürger aufgestellt werden, an denen sie schnell ihren Hund an- oder den Wohnsitz ummelden können“, sagt Wulff. Das könne dann auch außerhalb der Öffnungszeiten erledigt werden, auch von Menschen, die zu Hause keinen Computer haben.

Vom 1. Januar an soll auch eine neue, übersichtlichere Webseite online gehen. „Wir haben den Anbieter gewechselt.“ So könnten schnell vom Sofa aus Anträge gestellt oder Termine im Amt vereinbart werden. „Für den digitalen Fortschritt wurden mehr als drei Kilometer Netzwerkkabel verlegt“, sagt Wulff. Auch der Sitzungssaal sei so ausgelegt, dass dort Laptops angeschlossen werden können und künftig papierlose Ausschusssitzungen möglich sind.

Zukunft des alten Amtsgebäudes in Moorrege ungewiss

Die Abteilungen könnten künftig auch separat öffnen und die Öffnungszeiten nach Bedarf dem Publikumsverkehr angepasst und arbeitnehmerfreundlicher gestaltet werden. So sei denkbar, dass das Meldewesen, das im Erdgeschoss untergebracht wird, eher oder länger geöffnet werde als bisher. „Aber darüber sprechen wir noch intern“, sagt Wulff.

Der Umzug soll in mehreren Etappen erfolgen, um den laufenden Betrieb so wenig wie möglich einzuschränken. Der Bürgerservice zieht zuerst um, anderen Fachbereiche folgen nach und nach. „Wir wollen dafür die Wochenenden nutzen, um so wenig wie möglich schließen zu müssen“, sagt Wulff. Er hofft, den Umzug komplett in 14 Tagen zu schaffen. Auch eine Einweihungsfeier mit Besuchern soll es geben.

Was aus dem alten Amtsgebäude in Moorrege wird, das der Gemeinde gehört, ist noch unklar. Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet. Sie prüft derzeit verschiedene Optionen von Abriss und Wohnungsbau bis hin zu Neuvermietung. Allerdings besteht an dem verschachtelten Gebäude, an das seit den 50er-Jahren immer wieder angebaut wurde, Sanierungsbedarf.