Haseldorf/Seestermühe. Künstler Jens Raddatz aus Seestermühe hat den Tesla-Gründer auf dem roten Planeten verewigt. Jetzt stellt er irdisch aus.
Jens Raddatz gibt seinem Fußabdruck auf dem Mars den letzten Schliff mit der Farbpistole. Später wird er noch ein Kinderfoto von Elon Musk hinzufügen. „Elon Reeve Musk, June 28, 1971, on Mars January 23, 2023“ steht von Hand geschrieben darunter. Eine Hommage an den Raumfahrtunternehmer und Tesla-Chef, der mit SpaceX Flüge für Marssiedler für unter 500.000 US-Dollar pro Person anstrebt. Ein Exemplar seines Abdrucks hat er Elon Musk geschickt, ein anderes wird in den kommenden Wochen im Elbmarschenhaus in Haseldorf zu sehen sein.
Dort zeigt der Seestermüher eine kleine Auswahl von Arbeiten, die er in den vergangenen 30 Jahre geschaffen hat. „Polytechnical-Arts“ nennt er die Symbiose aus kreativem Handwerk und Kunst. Dabei geht es um räumliche, große Exponate, die im Sonderausstellungsraum von Sonntag, 31. Oktober, an zu sehen sein werden.
Lehre im Straßenbau legte den künstlerischen Grundstein
Seine Werkstatt ist gleichzeitig Garage und Galerie. Zwei Motorräder – Raddatz fährt in seiner Freizeit Motorrad und Snowboard – stehen hier neben großformatigen Bildern und verschiedenen Silikonformen. An den Wänden hängen neben seinen Bildern die seiner Lebensgefährtin Kathrin Rosenberger, die ebenfalls künstlerisch tätig ist und auch schon im Elbmarschenhaus ausgestellt hat. „Wir sind dabei, die Galerie stärker für alle zu öffnen“, sagt Jens Raddatz. Dafür braucht er allerdings noch einen Carport für die Maschinen.
Jens Raddatz zeichnet, malt und gestaltet seit seiner Kindheit. Eine Lehre im Straßenbau (auch schon der Vater und Großvater arbeiteten in der Baubranche) legte im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für Exponate aus Naturstein, Beton und anderen Werkstoffen. Seit 1991 entwirft Jens Raddatz, hauptsächlich für die Werbeindustrie, gegenständliche Objekte und Film- und Foto-Sets. Zu seinen Auftragsarbeiten für bekannte Firmen gehören überdimensionale Schokoriegel, lebensechte riesige Obst- und Gemüseobjekte und Blüten, die in keine Vase passen.
Eine aufregende Zeit. „Ich habe am Set Leute kennengelernt, die schon mit Steven Spielberg zusammengearbeitet haben“, erzählt Raddatz. Er arbeitete in den Babelsberg-Studios oder flog mal eben für einen Eiswerbespot nach Spanien. Heute werden Spezialeffekte an Film- und Foto-Sets allerdings vorrangig mit speziellen Computerprogrammen erschaffen.
Überdimensionaler Sonnentau fürs Elbmarschenhaus
Auf Messen ist allerdings noch Handarbeit gefragt. Unter Zeitdruck schnelle Lösungen zu finden und das wenn nötig auch, wenn andere längst Feierabend haben – für Raddatz gehört das zum Tagesgeschäft. Auch Verlage gehören zu seinen Kunden. So entwarf und produziert Raddatz unter anderen den Preis für die „Goldene Bild der Frau“ oder schuf für das Hamburger Abendblatt ein Zeitungspapierboot als Requisite für den Neujahrsempfang.
Jede einzelne Arbeit wird von ihm skizziert, entworfen, geplant und ausgeführt. „Viele Menschen sagten mir, ich sei ein Künstler“, sagt Raddatz. Irgendwann habe er sich aber entscheiden müssen, ob er sich ganz der Kunst widmet. „Ich wollte aber Geld verdienen. Das ist als freischaffender Künstler sehr schwer."
Die Ausstellung im Elbmarschenhaus stellt eine Hommage an seine Arbeiten der letzten drei Jahrzehnte dar. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? „Herr Raddatz war vor zwei Jahren im Elbmarschenhaus, weil ich einen Experten suchte für die Reparatur eines unserer interaktiven Modelle“, sagt Edelgard Heim, Leiterin des Elbmarschenhauses. „Diesen Auftrag hat er damals abgelehnt, bot aber an, einen überdimensionalen Sonnentau für unsere Kunstausstellung zu bauen. Das hat mir gefallen.“ Ob jetzt ein Sonnentau dabei ist, lässt Edelgard Heim offen.
Raddatz mixt Materialien und Arbeitsweisen
„Ich arbeite seit nunmehr 40 Jahren mit allen nur erdenklichen Werkstoffen. Ich kombiniere sie. Mische sie untereinander. Arrangiere sie. Unweigerlich merke ich, dass es mir leichtfällt, die richtigen Proportionen und Formen zu denken, zu finden. Oder sie finden mich. Auf einmal habe ich das Gefühl, ich kann in die Form hineinkriechen. Dieser Prozess berührt mich immer wieder“, beschreibt Raddatz, der in Hamburg-Billstedt auswuchs, seine Arbeiten.
Für seine Bilder nutzt er verschiedene Materialien wie Molton und Kaffeesäcke als Untergrund. Rahmen baut er selbst. Auch für das Bild selbst mixt er viele Techniken, erzielt mit Lacken bestimmte Effekte, mischt Stoffe selbst an. „Die Vielfalt entspricht meinem Wesen“, sagt er. In den Werken verbinden sich oft die Kraft der Natur mit den technischen Errungenschaften der Menschheit.
Seine Arbeiten sind gefragt. „Ich hatte gerade eine Anfrage aus einer Galerie in New York“, sagt der 59-Jährige. Außerdem plant er eine große Werkschau im Stilwerk in Hamburg. Die Ausstellung im Elbmarschenhaus ist bis Sonntag, 19. Dezember, während der Öffnungszeiten des Hauses jeden Sonntag von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zur Eröffnung am 31. Oktober ist der Künstler von 12 bis 16 Uhr anwesend. Im Haus selbst gelten die 3G-Regeln.
Jens Raddatz wird am Sonnabend, 20. November von 11 bis 15 Uhr einen Workshop in Seestermühe anbieten. Es werden kleine Objekte aus Polyurethan-Schaum hergestellt. Materialkosten in Höhe von 20 Euro fallen an. Verbindliche Anmeldungen sind möglich per E-Mail an edelgard.heim@llur.landsh.de