Kummerfeld. Bei Pinneberg soll es nach dem Umsetzen der Sechsspurigkeit deutlich leiser werden – aber nur dann. Was noch geplant ist.
Der geplante sechsspurige Ausbau der Autobahn 23 spaltet die Region. Jetzt haben sich Befürworter und Gegner des Projekts aus dem Kreis Pinneberg mit der Autobahn-Planungsgesellschaft Deges an einen Tisch gesetzt, mit zu planen. Wobei es nach Meinung von Kummerfelds Bürgermeisterin Erika Koll (SPD) für die Kommunen an der Trasse vor allem darauf ankomme, das Angebot der Mitsprache anzunehmen, statt es grundsätzlich abzulehnen. „Wir möchten den Ausbau der A 23 lieber mitgestalten, um eine positive Veränderung für unsere Gemeinde zu erreichen.“
Und da nennt sie gleich zwei wichtige Kernthemen, den Lärmschutz und die Verkehrsbelastung. So gibt es zwischen den Anschlussstellen Pinneberg-Nord und Tornesch anders als im dichter besiedelten südlichen Kreis entlang der A 23 keine Lärmschutzwände. Das müsse sich ändern, fordert Erika Koll.
Forderung: Ampeln bei Pinneberg-Nord besser schalten
Zudem sollten die Ampelanlagen insbesondere in Pinneberg-Nord besser aufeinander abgestimmt werden, um Rückstaus bei den Zu- und Abfahrten von der A 23 zu vermeiden. Wenn jetzt ein Unfall auf der Autobahn passiere, führen viele ab „und stehen im Stau mitten in Kummerfeld“ – auch deshalb, weil an der Linksabbiegespur an der Elmshorner Straße in Pinneberg-Nord nur etwa drei Fahrzeuge je Grünphase Richtung Autobahn abbiegen könnten.
Deges-Projektleiter Benedikt Zierke verspricht für beide Kritikpunkte Besserung für die Anwohner. So lasse das Bundesimmissionsschutzgesetz eine Lärmschutzverbesserung ohne Ausbau der A 23 nicht zu, sagt er in die Runde der Betroffenen. Durch den geplanten Ausbau sei dies aber zwingend erforderlich, und deshalb müsse geprüft werden, ob Lärmschutzwände von vier bis sieben Meter Höhe oder offenporiger Flüsterasphalt nötig sei, um die Lärmbelästigung zu mindern. Dazu präsentiert er ein farbiges Schaubild der Lärmemissionen für Kummerfeld. Allein durch neue Lärmschutzwände könnte der Geräuschpegel demzufolge halbiert werden.
Deges rechnet 2030 mit täglich 83.200 Fahrzeugen auf der A 23
Zum Einwand der heute oft auftretenden Rückstaus sagt der Deges-Projektleiter, dass auch diese Überlegungen in die weitere Planung einflössen. So werde für alle geplanten Maßnahmen mit realistischen Simulationen durchgespielt, welche Auswirkungen sie auf den Verkehrsfluss hätten. Dabei fänden die vorhandenen und neuen Gewerbegebiete in Pinneberg-Nord und Tornesch ebenso Berücksichtigung wie die Pendlerströme und mögliche Verlagerungen der Verkehre in andere Straßenbereiche, so Zierke.
Mit 83.200 Fahrzeugen am Tag, davon 6000 Lastwagen, rechnet die Deges zwischen Tornesch und Pinneberg, wenn die südlichen 16 Kilometer der A 23 wie geplant bis 2030 sechsspurig sind. Das sind etwa 5000 Fahrzeuge am Tag mehr als heute. Im am stärksten belasteten Abschnitt zwischen Pinneberg-Süd und Rellingen soll das Verkehrsaufkommen von derzeit 88.500 auf 96.400 Fahrzeuge am Tag steigen. Wobei der Anteil des Schwerlastverkehres laut Deges-Prognose von zurzeit neun auf unter acht Prozent fallen solle. Der Lkw-Verkehr werde zum Teil über die A 20 abfließen, mit deren Fertigstellung die Deges-Planer in Verbindung mit dem A-23-Ausbau offenbar fest rechnen.
Unternehmerin Nathalie Mailin Rieck, deren Betrieb im Gewerbepark Oha in Tornesch liegt, bekennt sich offen zum Ausbau. „Die Wirtschaft braucht den Zubringer. Waren müssen von A nach B transportiert werden“, sagt sie. Wobei „das System Wirtschaft-Bevölkerung“ in einem sauberen Gleichgewicht zu halten sei. Darum plädiert sie für gleich mehrere Veränderungen in der A-23-Planung. So wäre es wünschenswert, die A 23 nicht nur bis Tornesch, sondern bis nach Elmshorn zu verlängern, schlägt sie vor.
Dreispuriger Ausbau bis Elmshorn nicht vorgesehen
Zumal die jetzige Planung vorsehe, die neu zu bauende dritte rechte Spur in Fahrtrichtung Itzehoe als Abfahrt nach Tornesch auslaufen zu lassen, sagt Thomas Hempel aus Kummerfeld, der in die Planungswerkstatt gelost worden ist. Dadurch ende die Dreispurigkeit in beide Richtungen „zu früh“, und Lastwagen, die weiter Richtung Heide führen, könnten durch den Wechsel auf die mittlere und dann rechte Spur Staus provozieren. Doch diesem Vorschlag erteilt Projektleiter Zierke eine klare Absage. Im Bundesverkehrswegeplan sei der Ausbau nur bis Tornesch geplant. Das sei eine politische Entscheidung.
Auch der Vorschlag von Teilnehmerin Rieck, Kabel für Stromleitungen und Glasfaser mit zu „verbuddeln“, lasse sich nur zum Teil umsetzen. Für Starkstromleitungen sei dies technisch nicht möglich beziehungsweise zu teuer, heißt es seitens der Deges. Glasfaser-Leerrohre würden aber auf jeden Fall eingebaut.
Kritisch beurteilen mehrere Teilnehmer, dass beide Rastplätze Forst Rantzau aus Platzmangel ersatzlos wegfallen sollen. Der nächste Parkplatz an der A 23 wäre dann erst in Steinburg, etwa 20 Kilometer nördlich. Das könnte den Autohof in Tornesch noch mehr belasten.
Die nächsten Planungswerkstätten der Deges sind für Donnerstag, 4. November, in Rellingen für den Bereich Mitte (Pinneberg, Rellingen) und für Donnerstag, 11. November, für den Abschnitt Süd (Halstenbek) in Hamburg-Eidelstedt geplant, wieder mit einem geladenen Kreis von Bürgern, Politikern und Verbandsvertretern. Zudem wird es am Sonnabend, 6. November, eine weitere Radtour entlang der A-23-Ausbaustrecke geben. Treffpunkt ist wieder um 13 Uhr der Parkplatz am Adler-Modemarkt an der Gärtnerstraße/Ecke Kellerstraße in Halstenbek-Krupunder. Die Tour dauert etwa drei Stunden. Anmeldungen bei der Deges sind noch möglich.