Haseldorf/Haselau. Politiker und Obstbauern sorgen sich. Wahl beim Sielverband steht an. Was dessen Rolle ist, was er bewirken soll.
In Teilen der Haseldorfer Marsch braut sich Unmut zusammen, was die Kommunikation mit dem dort zuständigen Sielverband angeht – und auch dessen Arbeit. Sorgen machen sich beispielsweise die Freie Wählergemeinschaft Bürger für Haseldorf (BfH) und der SPD Ortsverein Haseldorf-Haselau. Sie haben alle Grundstückseigentümer aufgerufen, sich am heutigen Donnerstagabend (19 Uhr) zur Mitgliederversammlung des Sielverbandes im Haselauer Jägerkrug Hohenhorst einzufinden. An diesem Abend steht nämlich die Wahl der Verbandsmitglieder an. Gewählt wird alle fünf Jahre.
Hochwasserschutz: Das befürchten Politiker und Obstbauern
Die Einladenden machen sich Gedanken über den künftigen Schutz vor Hochwasser und die damit zusammenhängende Entwässerung des wasserreichen Gebietes, auch in Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Anstieg des Meeresspiegels. Dafür wird in ihren Augen nicht genug getan. Vielen ist noch das Hochwasser von 2002 in Erinnerung – und die 1976er-Sturmflut.
Der Sielverband ist dafür zuständig, dass überschüssiges Wasser aus der Gegend herausgeleitet wird und andererseits die Obstbauern auch in trockenen Sommern genügend Wasser zur Verfügung haben. Haseldorfs Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann meint, dass der zuständige Verband „komisch strukturiert“ sei. Sein Mitstreiter Frank Schoppa ergänzt: „Im Sielverband sind nur Flächenbauern, aber keine Obstbauern drin. Außerdem müssen da unserer Meinung nach auch Hausbesitzer rein.“
Hochwasserschutz: Obstbauern fürchten „abzusaufen“
Tim Plüschau aus Haselau ist einer dieser Obstbauern. Aus eventuellen Streitigkeiten hält er sich raus. Er beobachtet, dass die Entwässerung bei normalen Regenfällen funktioniert. Aber: „Wir befürchten, dass das Wasser im Extremfall nicht schnell genug abgeleitet wird. Meine Apfel- und Kirschbäume werden dann krank. Die vertragen keine Staunässe. Wenn die Apfelbäume ein, zwei Wochen im Wasser stehen, habe ich einen sehr großen Schaden. Die erholen sich dann nicht mehr.“ Bei Kirschbäumen genügten schon ein paar Tage.
Sehr salopp fasst Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann die Befindlichkeit einiger Bürger zusammen: „Wir haben Angst, dass wir absaufen durch Wasser von oben.“ Eine konkrete Ursache für diese Sorge liegt in einer Moorlinse, die laut Sellmann „seit 15 Jahren nicht beseitigt wird“. Sie verhindere, dass so viel Wasser zum Schöpfwerk gelangt, wie die Ingenieure für den Zulaufgraben der Anlage ursprünglich vorgesehen hatten.
Hochwasserschutz: Seit 2002 ist viel verbessert worden
Norbert Jänisch, Teamleiter der Unteren Wasserbehörde des Kreises, bestätigt das. Für ein großes Problem hält er es aber nicht: „Seit der Überschwemmung 2002 wurden alle Probleme aufgelistet und sehr viele abgestellt. Wenn es größere Abflussprobleme gibt, werden wir im Allgemeinen darüber informiert. Seit 2002 ist mir aber nichts zu Ohren gekommen.“ In eine Moorlinse einzugreifen könne sehr riskant sein und dazu führen, „dass der ganze Untergrund in Bewegung gerät. Dann kann man ein Gewässer nicht mehr mit einfachen Mitteln aufhalten“, so Jänisch. Die Hochwassersituation sei ganz allgemein vom Unterhaltungszustand der Gräben und Gewässer abhängig, „das ist nicht einfach zu beurteilen.“
In Haselau wird ein etwas anderer Kurs als in Haseldorf eingeschlagen. Dort ist Peter Bröker Bürgermeister, und der sagt: „Ich sehe keine Unzufriedenheit bei den Hausbesitzern. Hier handelt es sich wohl um verschiedene Interessenlagen.“ Alle in der Marsch seien vom Sielverband abhängig, dort bestehe nun mal schnell die Gefahr der Überflutung: „Wir sind deshalb darauf angewiesen, dass das Wasser rasch weiterfließt.“
Hochwasserschutz: Angst vor zunehmenden Starkregenfällen
Das Problem der Moorlinse ist ihm vertraut: „Dadurch ist der Stauraum kleiner geworden. Der Sielverband hat uns zugesagt, dass er Ingenieure beauftragt hat, die dafür sorgen, dass der Stauraum wieder auskömmlicher wird.“ Um die Situation insgesamt zu entspannen, wurde auf Gemeindeebene eine Arbeitsgruppe gebildet, „um uns gegen Starkregen zu wappnen“, so Bröker. Primär steht die Reinigung der privaten Gräben und der Einläufe von der Straße an.
Laut Stefan Witt vom Gewässer- und Landschaftsverband sind die Verbandsanlagen für normalen Regen ausreichend dimensioniert. Die Gewässerunterhaltung erfolge unter den rechtlichen Rahmenbedingungen. „Dabei muss die komplexe Aufgabe der Entwässerung der Marsch wohl durchdacht sein“, so Witt. Aufbauend auf eine im Jahr 2002 abgeschlossene Studie habe der Verband im Mai beschlossen, ein umfassendes, zukunftsweisendes wasserwirtschaftliches Konzept auf den Weg zu bringen. Bei der Aufstellung des Konzeptes würden Verbandsmitglieder, Bürger und alle Landwirte eingebunden. Darüber wird der Verband heute Abend informieren.