Tornesch. Das namensgebende Gewässer des neuen Quartiers ist fertig. Bis es belebt wird, dauert es aber noch. Was erlaubt ist – und was nicht.

Das Wasser glitzert im trüben Oktoberlicht. Drei Kanadagänse, ein Haubentaucher und einige Enten haben schwimmen auf der Oberfläche. Heimische Teichmuscheln, Krebse, Zander, Hechte und andere Fische tummeln sich im See, am Rand sind die Pflanzen gesetzt. Die großen Bagger und Laster sind verschwunden. Nach mehrmonatiger Bauzeit ist die Fertigstellung des Lüttensees in Tornesch zum Ende gekommen. Das 5000 Quadratmeter große Gewässer ist das Herzstück des Neubaugebietes „Tornesch am See“ an der Straße Ohlenhoff, Ecke Schäferweg.

Bis vor einigen Jahren befand sich nah am Tornescher Ortskern eine größere, teilweise von Bebauung umschlossene Freifläche, die landwirtschaftlich und von einer Baumschule genutzt wurde. Die Baumschule konnte umgesiedelt werden, so dass fast 40 Hektar in zentrums- und bahnhofsnaher Lage für eine städtebauliche Entwicklung zur Verfügung standen. Im Jahr 2009 wurde ein städtebaulicher Wettbewerb für das Gebiet gestartet, ein neues Quartier mit „einladenden öffentlichen Räumen, Grünstrukturen sowie die offene Ableitung des Regenwassers in sogenannten Grünen Fingern“ war das Ziel. Kernelement des Entwurfes war ein zentraler See mit einem angrenzenden „urbanen“ Platzbereich und einer großzügigen Grünlage.

2012 fiel der Startschuss für den neuen Stadtteil. Auf der ehemaligen Baumschulfläche sind in den letzten Jahren die äußeren Bereiche mit Einfamilien- und Doppelhäusern sowie mit Mehrfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern bebaut worden. In unmittelbarer Nachbarschaft zum See sind noch weitere Mehrfamilienhäuser im Bau.

Der erste Spatenstich für den See erfolgte im September 2020. Bereits im November verständigten sich die Mitglieder des Sozialausschusses auf den Namen Lüttensee. Der Name bezieht sich auf die Flurstücksbezeichnung Lütten Nienkamp. Verantwortlich für das Projekt „See“ ist die Polyplan Kreikenbaum Gruppe aus Bremen. Die Planer haben schon viele Seen angelegt oder saniert, unter anderem in Niedersachsen.

Mehr als sechs Meter tief ist der neue Tornescher See

Für die Erdarbeiten und Wasseraufbereitung hatte die Firma E. A. Meinert Straßen- und Tiefbau mit einem Angebot von 1,3 Millionen Euro den Zuschlag erhalten. Finanziert hat die Stadt den See aus den Grundstücksverkäufen des neuen Wohngebiets. Ein Förderprogramm wurde nicht beantragt. „Der Kostenrahmen kann nach gegenwärtigen Erkenntnissen voraussichtlich eingehalten werden“, sagt Stadtplaner Henning Tams.

Befüllt wurde der See mit 5.500 Quadratmeter Fläche ausschließlich mit Regenwasser aus einem nah gelegenen Regenrückhaltebecken. Ist das neue Quartier fertig, wird der See aus Regenwasser gespeist, das zum einen direkt über der Wasserfläche und zum anderen auf die Dächer der Hauser am Seeumfeld und den beiden Quartiersteilen rund um die neue Kita Seepferdchen fällt.

Ein Schwanken des Wasserspiegels bis zu 40 Zentimeter je nach Niederschlagsmenge sei unproblematisch, erklärt Tams. In regenreichen Phasen wird das Wasser des Sees aufgestaut, sodass in trockenen Phasen kein Füllwasser benötigt wird, so Tams. Der See ersetzt zudem ein Regenrückhaltebecken und soll die Regenwasserkanalisation entlasten.

Gereinigt wird das Regenwasser unter der Wasseroberfläche durch zwei große Filteranlagen, die mit mehreren Spezialkiesschichten Schwebeteilchen heraus filtern und die Algenblüte verhindern, so dass der See künftig klar bleiben wird. Für eine stabile Wasserqualität sollen auch die gesetzten Ufer- und Wasserpflanzen und ein abgestimmter Fischbesatz sorgen.

Direkt am Ufer wird noch kräftig für das neue Quartier gebaut
Direkt am Ufer wird noch kräftig für das neue Quartier gebaut © Kitty Haug | KITTY HAUG

6,5 Meter tief ist der See an seiner tiefsten Stelle. An den Rändern ist er flach, damit auch Kinder dort gefahrlos spielen können. Später soll es sogar einen Strandabschnitt geben. Baden, Angeln oder Entenfüttern wird allerdings nicht erlaubt sein, denn das könnte die Wasserqualität stark beeinträchtigen. „Aufgestellte Schilder werden den Spaziergängern erklären, was erlaubt und verboten ist“, sagt Bauamtsmitarbeiterin Miriam Schilling. Sonnenbaden wird in der Freianlage im Seeuferumfeld sicherlich gestattet sein, Grillen hingegen nicht. „Das geht dann nur auf dem Mehrgenerationenplatz zwischen Schäferweg und Kuhlenweg, der demnächst errichtet wird“, fügt sie hinzu.

Die Pumpen laufen einwandfrei, eine Endabnahme durch die Stadt ist erfolgt, der See gilt offiziell als fertig. Doch das gilt nur für die Wasserfläche. Das Gesamtprojekt, der See und sein Umfeld, ist – optimistisch gesehen – erst in zwei Jahren fertig, erklärt der Stadtplaner. Bis dahin bleibt es abgesperrt und wird auch nicht abschnittsweise für Spaziergänger freigegeben. Denn die Arbeiten für den Wohnungsbau im Seeumfeld laufen noch auf Hochtouren, Passanten könnten sich auf den Baustellen „verirren“. Die Gestaltung der Freianlagen im Seeumfeld startet im kommenden Jahr mit dem Bau des Mehrgenerationenhauses.