Rellingen. Rellinger Theaterverein führt „Wi sünd keen Engels“ auf. Warum es drei Anläufe für die Premiere brauchte.
Dreimal einstudiert, dreimal verschoben, aber jetzt sind sie wieder da: Die Mitglieder des Rellinger Theatervereins, stets Feuer und Flamme für die eigenen auf Plattdeutsch aufgeführten Stücke und die Theaterarbeit, stehen in den Startlöchern für ihre erste Premiere nach dem Corona-Lockdown. „Wi sünd keen Engels“ hat am heutigen Dienstag in der kleinen Turnhalle der Caspar-Voght-Schule in Rellingen-Egenbüttel Premiere – mit begrenzter Zuschauerzahl und nach den 3-G-Regeln.
Rellinger Theaterverein darf endlich auftreten
„Wir freuen uns sehr, endlich wieder Theater spielen zu können“, sagt Anja Radtke vom Theaterverein. „Denn das ist unsere Leidenschaft.“ Auf dem Spielplan steht die Komödie „Wi sünd keen Engels“ von Albert Husson. Ein französisches Theaterstück, das 1955 mit Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray in den Hauptrollen verfilmt wurde.
Ihren Liebling Peter Ustinov hatte die Regisseurin Margrit Möller jedes Mal vor Augen, wenn sie an das Stück dachte. „Sie hat eine Schwäche für diesen Filmklassiker. Sie hat ihn viele Male auf Deutsch gesehen und wollte genau dieses Stück einmal auf ihrer Heimatbühne in niederdeutscher Sprache zum Leben erwecken“, sagt Anja Radtke. Dass es dazu drei Anläufe brauchte, habe wohl niemand erwartet. Es war als Frühjahrsstück im März 2020 geplant und steht erst jetzt vor der Premiere.
„Leider standen zwei Darsteller aus beruflichen Gründen und aus Termingründen in diesem Herbst nicht mehr zur Verfügung. Bei einer Rolle handelt es sich um eine Hauptrolle, die jetzt von Lothar Berg in kürzester Zeit erlernt werden musste“, sagt Radtke.
Theater: Kostüme und Bühnenbild müssen stimmen
Für die Kostüme ist Petra Böttcher verantwortlich. Sie hat Bücher gewälzt, um genau zu studieren, was im 19. Jahrhundert, in dem die Komödie spielt, in Mode war. „Aus unserem Theaterfundus hat sie dann passende Kleidung abgeändert, um das Spiel optisch in die richtige Zeit zu bringen. Auch da waren Spontaneität und kreatives Ändern angesagt, weil ja zwei Rollen ausgetauscht wurden und ebenso die Kostüme auf die neuen Körper angepasst werden mussten“, sagt Anja Radtke.
Das Bühnenbild mit seinen grünen Palmen und einem Blick in den dichten Urwald lässt das tropische Klima von Papua-Neuguinea erahnen. Die passende Fototapete hat Bühnenbildner Johannes Oesting aufgestöbert und als Hintergrundbild eingebaut.
Das Stück spielt nämlich um 1900 in Deutsch-Neuguinea. Dort in der deutschen Kolonie lebt Felix Herzog (gespielt von Bernd Kathmann) mit seiner Frau Amalie (Friederike Bauer) und seiner Tochter Isabell (Raina Klehn).
Theater op Platt – Darum geht es im Stück
Es ist nicht lange her, dass sie ihre Hamburgische Heimat verlassen haben. Dazu kam es, weil Felix, der ein großes Warenhaus besaß, Konkurs anmelden musste. Sein unsympathischer Vetter Joost Tacker (Henri Oelkers) hat seine Schulden und das Kaufhaus übernommen und „entsorgte“ ihn mit Familie nach Deutsch-Neuguinea, wo der Vetter in seinem Namen einen kleinen Kaufmannsladen führen sollte.
Auch da kommt Tacker nicht gut klar, sodass sich Joost genötigt fühlt, hinzufahren und seine Bücher durchzusehen. Das tut er denn auch – in Begleitung seines Neffen Paul (Thomas Kajah), in den Isabell verliebt ist.
In der Kolonie gibt es ein Sträflingslager für Schwerverbrecher aus Deutschland, die bei den dortigen Deutschen schwerste Arbeit leisten müssen. Bei den Herzogs sind sie mit Dachdecken beschäftigt. Als sie mitbekommen, wie der angereiste Vetter die ganze Familie kujoniert, beschließen sie zu helfen…
„Wi sünd keen Engels“ Premiere (geschlossene Veranstaltung) Dienstag, 19. Oktober, 19 Uhr Caspar-Voght-Schule, kleine Turnhalle, Schulweg 2, Rellingen. Weitere Vorstellungen: Mittwoch, 20. Oktober bis Sonnabend, 23. Oktober, je 19.30 Uhr. Eintritt: zehn Euro, Karten über die Buchhandlung Lesestoff, Hauptstr. 74, Rellingen. Es gilt Maskenpflicht bis zum eigenen Platz. Eintritt frei für Schüler und Studierende.