Pinneberg. Der Cellist David Stromberg tritt auf Einladung des Kulturvereins gemeinsam mit Cord Garben im Ratssitzungssaal auf.

Nach mehr als anderthalb Jahren coronabedingter Kultur-Durststrecke hat der Pinneberger Kulturverein sein erstes Konzert organisiert: Der Cellist David Stromberg und der Pianist Cord Garben treten am Freitag, 22. Oktober, 19.30 Uhr, gemeinsam im Ratssitzungssaal auf. Sie spielen Liedbearbeitungen und ein Andante von Brahms, die Fantasiestücke von Schumann, außerdem bringt David Stromberg ein Cello-Solo von Bach zu Gehör.

Bach, Brahms und Schuman erklingen in Pinneberg

Ebenso wie Cord Garben, der lange Jahre Präsident der Hamburger Brahms-Gesellschaft war und dessen Lieder bearbeitet hat, die an diesem Abend zu hören sind, hat auch David Stromberg Werke bearbeitet. Es sind romantische Charakterstücke für Cello und Bläserquintett, die er mit den Solobläsern der Hamburger Philharmoniker aufgenommen hat – so gut, dass die Aufnahme beim SWR zur CD der Woche gekürt wurde, der NDR, SWR, Deutschlandradio Kultur, Concerti, Die Welt und die Wiener Zeitung begeisterte Kritiken schrieben. Mit diesen „Transition“ betitelten Programmen gastiert Stromberg bei vielen Musikfestivals. Außerdem spielt er zeitgenössische Musik und – seit kurzer Zeit – auch auf einem Barock-Cello.

Cord Garben begleitet David Stromberg am Klavier.
Cord Garben begleitet David Stromberg am Klavier. © Heinz Friedrich | Heinz Friedrich

Die Brahms-Lieder, die am 22. Oktober zu hören sein werden, hat Cord Garben dereinst mit berühmten Sängern wie Kurt Moll eingespielt. „Ich kann zwar mit meinem Cello keine Worte bilden, aber das Timbre des Gesangs nachahmen“, sagt David Stromberg. Er studierte an der Hamburger Musikhochschule bei Wolfgang Mehlhorn und am Musikinstitut Schloss Edsberg Stockholm.

Cord Garben hat Brahms’ Stück angepasst

Brahms’ Andante, das an diesem Abend ebenfalls auf dem Programm steht, habe Garben aus dessen Klavierkonzert herausgenommen und verdichtet für Cello und Klavier, sagt Stromberg: „Da ist ein sehr reizvolles Stück entstanden. Man hat den Eindruck, es könnte so komponiert worden sein.“ So gekürzt sei es ein Charakterstück. Garben habe den Klavierpart durch Veränderungen bereichert.

Über die Jahre schart der ehemalige Schallplattenproduzent der Deutschen Grammophon einen Kreis von Musikern um sich. „Cord Garben hat auch Gefallen an meinem Spiel gefunden und mich mehrfach gefragt, ob ich in Pinneberg spielen möchte“, sagt der Cellist, der mit seiner Familie in Eppendorf wohnt.

Dass Garben mit renommierten Sängern wie Brigitte Fassbaender gearbeitet habe, darauf blickt Stromberg mit größtem Interesse: „Ich bekomme von ihm Hinweise auf die Aufführungspraxis dieser großen Sänger. Es ist eine musikantische Erfahrung, sich damit auseinander zu setzen. Denn es geht darum, musikalisches Empfinden auszutauschen“, sagt der 52-jährige Cellist.

Stromberg freut sich, wieder auftreten zu können

Wie für fast alle Musiker war die Coronazeit auch für ihn einerseits schlimm, weil er nicht auftreten konnte. „Andererseits habe ich aus dem Nichts ein Projekt entwickelt und mit dem Lübecker Pianisten Florian Uhlig die enorm facettenreiche Musik von Emanuel Moór mit dem NDR und Deutschlandradio aufgenommen - er spielt auf einem der letzten Doppelflügel mit zwei Manualen, den Moór dereinst erfunden hat.“

Immer mal wieder sieht sich Stromberg als Pionier. So hat er sich, weil er die Bach-Suiten endlich so spielen wollte, wie sie zur Entstehungszeit geklungen haben, mit der historischen Aufführungspraxis vertraut gemacht, sogar das Spiel auf einem sehr raren Cello piccolo erlernt, das fünf statt vier Saiten hat, und mit dem die sechste Bach-Suite, geht es nach dem Willen des Komponisten, zu spielen ist. In Pinneberg wird eine der übrigen Bach-Suiten erklingen, auf einem modernen Cello, aber im Geist der historischen Aufführungspraxis.

An diversen Musikhochschulen hat Stromberg Studenten darin unterrichtet, Kadenzen zu improvisieren – ein Talent, das im heutigen Musikbetrieb fast verloren gegangen ist, früher aber durchaus beliebt war. Generell entwickelt und unterrichtet er Methodik und schrieb ein Buch zum Aufbau der Cellotechnik. Stromberg: „Ich wünsche mir, dass sich Menschen wieder auf Musik einlassen und zu den Konzerten kommen und dass es wieder intensive Begegnungen gibt.“

Konzert: Fr 22. Oktober, 19.30 Uhr Rathaus. Teilnehmen dürfen nur Geimpfte oder Genesene. Karten kosten 20 Euro und sind ab sofort im Bücherwurm erhältlich, Telefon 04101/232 11.