Kreis Pinneberg. Nach Wartungsarbeiten zeitweise erhöhte ph-, Nitrit- und Ammoniumwerte. Was das für die Menschen in der Region bedeutet.
Nach Wartungsarbeiten im Wasserwerk Haseldorfer Marsch ist es am Donnerstagabend zu einer Störung bei der Roh- und Trinkwasseraufbereitung gekommen. Es sind erhöhte ph-, Nitrit- und Ammoniumwerte festgestellt worden, teilte das zuständige Unternehmen Hamburg Wasser mit, das das Wasserwerk in Haseldorf betreibt. „Diese Belastung ist aber gesundheitlich unbedenklich“, sagte am Freitag Holger von Thun dem Hamburger Abendblatt, der Fachdienstleiter Umwelt in der Kreisverwaltung. Das Wasser könne „uneingeschränkt genutzt werden. Auch für Babynahrung.“
Trinkwasser: Grenzwerte für Nitrit und Ammonium überschritten
Die Gesundheitsbehörde des Kreises Pinneberg habe sich diesbezüglich mit den Hamburger Kollegen abgestimmt, nachdem diese von Hamburg Wasser am Donnerstag darüber informiert worden sind, so von Thun. Es habe zu keiner Zeit die Notwendigkeit bestanden, dass das Trinkwasser vor dem Verzehr hätte abgekocht werden müssen, wie dies im Sommer 2020 in Ellerhoop der Fall war.
Die zugelassenen Grenzwerte für Nitrit und Ammonium seien überschritten worden, so die Unternehmenssprecherin Anna Vietinghoff von Hamburg Wasser. Bei Nitrit sind 0,7 Milligramm je Liter (mg/l) Wasser gemessen worden. Der Grenzwert liege bei 0,1 mg/l. Für Nitrit gelte im Rohrnetz ein abweichender Grenzwert von 0,5 mg/l. Bei Ammonium waren es 1,9 mg/l. Hier liegt der Grenzwert laut Trinkwasserverordnung bei 0,5 mg/l.
Was für den Menschen offenbar unbedenklich ist, gilt nicht für Fische. So warnte die Sprecherin von Hamburg Wasser Aquariumbetreiber und Halter von Fischteichen vor der Nutzung des Wassers. „Durch den Ammoniumgehalt des Trinkwassers raten wir von der Nutzung des Trinkwassers in Zusammenhang mit Aquarien und Teichen ab.“
Belastetes Trinkwasser: 130.000 Menschen betroffen
Auch geruchliche Auffälligkeiten sind durch die erhöhte Belastung des Trinkwassers mit diesen Schadstoffen aufgetreten. So klagten einige Verbraucher über einen chlorigen und leicht fauligen Geruch, so Anna Vietinghoff. Wedels Bürgermeister Niels Schmidt hat das auch in den sozialen Medien gelesen, wie er am Freitag auf Nachfrage sagte. Er selbst habe davon aber nichts gemerkt. „Mein Kaffee hat heute Morgen noch gut geschmeckt.“
Amtskollegin Christiane Küchenhof aus Schenefeld hatte weder von der Schadstoffbelastung gehört noch sei sie von Bürgern darauf aufmerksam gemacht worden. Betroffen von dieser Trinkwasserbelastung war neben Wedel und Schenefeld ein Gebiet im Westen Hamburgs und Schleswig-Holsteins, in dem etwa 130.000 Menschen leben. In der ersten Meldung von Hamburg Wasser am Donnerstagabend wurden die Stadtteile Rissen, Sülldorf und Iserbrook im Hamburger Westen genannt.
Außerdem seien Tornesch und Uetersen sowie Heidgraben, Ellerhoop, Seestermühe, Neuendeich, Seester, Groß-Nordende, Haselau, Haseldorf, Heist, Hetlingen, Holm und Moorrege betroffen gewesen. Bereits Freitagvormittag hatte sich nach Angaben von Hamburg Wasser die Schadstoffbelastung soweit entspannt, dass nur noch Wedel, Uetersen und Tornesch im Kreis Pinneberg als belastet galten.
Kaum Beschwerden über belastetes Wasser
Doch weder im Bauamt Uetersen noch bei den Stadtwerken Tornesch habe es Hinweise oder Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben, hieß es am Freitag aus beiden Rathäusern. Henning Issel von den Stadtwerken Tornesch, das im Jahr 700.000 Kubikmeter Trinkwasser von dem betroffenen Wasserwerk bezieht, sagte: „Bei uns ist es ruhig.“
Es ist eines von 17 Wasserwerken von Hamburg Wasser, von denen drei in Glinde, Großhansdorf und Haseldorf in Schleswig-Holstein liegen. Das Wasserwerk Haseldorfer Marsch, das an der südöstlichen Ortsgrenze von Haseldorf zu Hetlingen steht, ist 1960 in Betrieb gegangen. Es fördert bis zu 18.000 Kubikmeter Trinkwasser am Tag und bis zu 6,3 Millionen Kubikmeter im Jahr. Das Wasser wird aus bis zu 107 Metern Tiefe aus sieben Tiefbrunnen, vier Flachbrunnen und drei Horizontalfilterbrunnen aus der Erde gefördert. Seit 1999 ist es mit einer Fläche von 52 Quadratkilometern Wasserschutzgebiet.
Störung im Pumpwerk: pH-Wert verändert
Die Störung im Wasserwerk ist aufgetreten, nachdem ein Anlagenelement ausgetauscht wurde. Dabei handele es sich um den Fließbettseparator, dessen Aufgabe es ist, durch Zugabe von Kalk den pH-Wert des Wassers zu regulieren, so Anna Vietinghoff. „Durch die Störung kam es zu einer vorübergehenden Veränderung des pH-Wertes. Dieser Wert wurde umgehend wieder normalisiert. Diese vorübergehende Änderung des pH-Wertes führte zu der berichteten Werterhöhung für Nitrit und Ammonium.“
Für Haseldorfs Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann ist daran nicht die örtliche Landwirtschaft schuld. „Da ist nur noch Weideland drumherum, das nicht mehr gedüngt wird“, sagt er. Er vermutet, dass die erhöhten Werte vom Elbwasser kommen, das bei Trockenheit auf die Marschfelder geflutet werde.
Anna Vietinghoff: „Wir werden die weitere Entwicklung der Werte genau beobachten. Erfahrungsgemäß sollten die Auswirkungen der Störung innerhalb einiger Tage wieder behoben und Nitrit- sowie Ammoniumwerte wieder im Normbereich sein.“
Am Wochenende können sich die Bürger im Internet über tagesaktuelle Messergebnisse informieren.