Quickborn. Herbert Lau übergibt sein Fotoarchiv an Quickborner Geschichtswerkstatt. Die Highlights seiner Sammlung.
Es ist ein wahrer Schatz für alle Heimatforscher in Quickborn, „eine echte Fundgrube“, wie Irene Lühdorff von der Geschichtswerkstatt begeistert sagt: Der frühere Abendblatt-Reporter Herbert Lau, der rund 30 Jahre lang im täglichen Einsatz für die Außenredaktionen in Pinneberg und Norderstedt unterwegs war, hat jetzt der Stadt Quickborn sein Fotoarchiv überlassen. 12.000 Abzüge und Negative sind es, die vor allem die wichtigsten Ereignisse der Eulenstadt zwischen 1970 und der Jahrtausendwende zeigen.
Fotoarchiv hilft beim Erforschen der Stadtgeschichte
Damit kann die Geschichtswerkstatt jetzt historische Ereignisse, Stadtentwicklung und auch Firmengeschichte auf einem ganz neuen Niveau aufarbeiten. Das Fotoarchiv Lau bietet dem Verein einen Fundus zum Abbilden und Erforschen der Stadtgeschichte, aus dem er nun aus dem Vollen schöpfen kann. Dies wird vor allem dadurch möglich, weil der heute 86 Jahre alte Herbert Lau die meisten seiner noch analog aufgenommen Bilder digitalisiert, auf CDs gespeichert und alle katalogisiert hat.
„Eine Sisyphusarbeit“, wie Quickborns Büroleiter Jochen Lattmann bei der Übergabe des Fotoarchivs im Quickborner Rathaus anerkennend sagt. Dank der hervorragenden Vorarbeit Laus, die der in den vergangenen 20 Jahren seines Rentnerlebens akribisch erledigt hat, bräuchten keine Aktenberge gewälzt zu werden. Nach Personen und Stichwörtern sortiert, lassen sich für jedes Ereignis in und um Quickborn schnell die passenden Fotos dazu finden.
Umfassendes Archiv der Quickborner Geschichte
„Das war die Arbeit meines Rentendaseins“, sagt Herbert Lau dazu. Offenbar wollte er sein langjähriges und aufregendes Reporterleben, das eigentlich als „Schreiberling“ beim Abendblatt anfing, wie er sagt, noch einmal in Ruhe durchleben. „Jedes Negativ ist im Original vorhanden und in Extra-PVC-Hüllen geschützt“, sagt er über seine bis ins Kleinste überarbeiten Bildquellen, die ein umfassendes Zeitgeschehen in Quickborn beschreiben. „Ich bin gebürtiger Quickborner. Die Luft ist hier so gut“, sagt Lau dazu, warum er mit 86 Jahren noch so fit wie immer sei. Allerdings lebt er inzwischen mit seiner Frau im Nachbarort Ellerau.
Die Wohnung war schon längst zu klein, um das gesamte Fotoarchiv des ehemaligen Vollblut-Reporters Lau unterzubringen. Die meisten Akten hatte er bei seinem Sohn in dessen Steuerberaterbüro in Norderstedt untergestellt. Doch da fehlte bald auch der Platz, und es machte eigentlich auch keinen Sinn, diese zeitgeschichtlichen Fotoschätze dort ungenutzt verstauben zu lassen, sagt sein Sohn Peter Lau. Darum habe sich sein Vater jetzt von all seinen Bildern getrennt und sie den Städten Quickborn, Norderstedt und Kaltenkirchen sowie den Gemeinden Henstedt-Ulzburg und Bönningstedt überlassen – allesamt Orte seines journalistischen Berufslebens. Wobei Herbert Lau die Hälfte seiner rund 25.000 Fotos in Quickborn geknipst hat.
Sohn Peter begleitete den Reporter oft zu Terminen
Sein Lieblingsfoto ist allerdings nicht dabei. „Das ist die Aufnahme von meinem Enkelsohnes in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg“, sagt der Fotograf und Ex-Journalist schmunzelnd. Auch die Geburt des Sohnes Marlon seines Sohnes Peter hat der Opa Lau natürlich mit der Kamera dokumentiert.
Sein Sohn Peter wiederum hat Herbert Lau oft auf dessen Reportagen begleitet, wie er erzählt. „Das fand ich alles sehr aufregend, wie mein Vater bei Tag und Nacht unterwegs war.“ Als Polizeireporter für das Abendblatt hörte er auch den Funkverkehr ab und war oft mit als Erster am Tatort oder Unfallort, um das Geschehen für die Nachwelt festzuhalten. Wie zum Beispiel bei dem Absturz einer kleinen Sport-Cessna Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre auf dem Flugplatz Hartenholm, erinnert sich Peter Lau etwas vage daran zurück. Dabei seien auch Menschen ums Leben gekommen.
Doch Reporter sollte er keinesfalls werden, sagt Peter Lau. „Mein Vater hat mir dringend davon abgeraten. Dabei fand ich das Fotografieren spannend. Schreiben mochte ich allerdings nicht.“
Lau fotografiert den FC Bayern und die DDR-Mannschaft
Und so blieb Herbert Lau bisher der einzige Bildreporter der Familie. Und in dieser Funktion hat er so bunte Geschichten wie den Besuch der kompletten Mannschaft von Bayern München Ende 1974 in Bildern festgehalten, die damals im Sporthotel Quickborn übernachtete. „Die kamen alle in Pelzmänteln“, erinnert sich Herbert Lau. Bayerns Kapitän Franz Beckenbauer hat er in so einem Pelzmantel abgelichtet. In dem Jahr residierte auch die DDR-Mannschaft bei der Fußball-WM in dem Quickborner Hotel, als sie gegen ihre Brüder aus Westdeutschland, den späteren Weltmeister, überraschend mit 1:0 gewann.
Vor allem aber sind es die stadtgeschichtlichen Ereignisse, die in Herbert Laus Bildern zum Leben erweckt werden. Wie die Stadtgründung 1974, für die Lau extra nach Kiel fuhr, um zu dokumentieren, wie der damalige Innenminister Rudolf Titzck (CDU) die Urkunde unterzeichnete, die aus dem Dorf Quickborn eine Stadt machte. Der spätere Ministerpräsident Uwe Barschel kam als Finanzminister 1979 zur Einweihung des neuen Rathauses nach Quickborn und ließ sich vom damaligen Bürgermeister Gert Willner dessen nagelneues Bürgermeisterbüro im vierten Stock zeigen, indem heute noch Bürgermeister Thomas Köppl sitzt. „Eine einzigartige Sammlung besonderer Bilder der Zeitgeschichte unserer Stadt“, sagt Köppl dazu.
Bilder lassen Vergangenheit lebendig werden
Eine seltene Aufnahme, die Lau aus luftiger Höhe einer Feuerwehrdrehleiter machte, zeigt das frühere Bahnhofsumfeld mit dem damaligen Capitol-Kino und den alten Adlershorst-Wohnblocks, wovon so gut wie nichts mehr steht. Und auch die längst abgerissene Färberei und Bleicherei Nester hat Lau mit ihrem hohen Schornstein und der früheren Schokoladenfabrik Ludwig dahinter für die Ewigkeit auf Zelluloid gebannt.
Heute ist davon nichts mehr übrig, und ohne seine Momentaufnahmen könnte sich kaum einer mehr daran erinnern. Und auch uralte historische Aufnahmen gehören zu diesem Fundus wie das Bild des Milchmannes Dwinger mit seinem Karren und den Milchkannen von 1925, die Herbert Lau ebenfalls für die Nachwelt bewahrt hat.
Verschenkt hat Lau seinen jahrzehntelang erarbeiteten, einmaligen Fotoschatz aber nicht. „Über Geld spricht man nicht“, sagt er und lächelt verschmitzt. „Wir haben einen Sponsor gefunden.“