Kreis Pinneberg. Plastik, Glas, Alufolie: In der vergangenen Woche blieben etliche Behälter wegen falscher Befüllung stehen. Die Details.
Plastiktüten, Aluminiumfolie, Gummireste: Der Anteil störender Stoffe in den Biotonnen macht die Herstellung von Qualitätskompost für die schleswig-holsteinische Abfallwirtschaft zunehmend problematisch. Das hat die erstmals organisierte landesweite Tonnenkontrollaktion ergeben (das Abendblatt berichtete vorab).
In den vergangenen acht Tagen wurde für diese Offensive auch im Kreis Pinneberg der Inhalt von mehr als 7000 Biotonnen gesichtet. Das Ergebnis: Mehr als 100 Behälter mussten wegen fehlerhafter Befüllung stehen gelassen werden, teilt die Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB) jetzt mit.
Leider habe sich bei der Kontrollaktion gezeigt, dass „immer mehr Störstoffe“ – allen voran Plastiktüten – in der Biotonne landen, so die GAB. Dabei gehören bekanntlich nur Obst- und Gemüsereste, verdorbene Lebensmittel oder Rasenschnitt in die Behälter für biologisch abbaubaren Abfall. Die Kontrolloffensive, organisiert von den Entsorgungsbetrieben mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt- und Landwirtschaft, sollte das „Trennverhalten“ der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflussen. Losung: „Mülltrennung ist Klimaschutz: Schleswig-Holstein räumt auf in der Biotonne!“
Ohde: Kontrollaktion soll aufklären – nicht betrafen
Mit anderen Worten hieß es in der vergangenen Woche auch im Kreis Pinneberg: Deckel auf, Tonnenkontrolle! Als Denkzettel für die Besitzer wurden Behälter, die nichtbiologische Abfälle wie Plastik, Plastiktüten oder anderen Restmüll enthielten, von den Müllwerkerinnen und Müllwerkern nicht geleert und stehen gelassen. Bei 7.000 kontrollierten Behältern lag die Fehlerquote zwar nur nur bei 1,5 Prozent. Aber mehr als 100 Abfallkunden haben noch deutlichen Verbesserungsbedarf.
Bei ihren Tonnen lagen „gravierende Mängel“ vor. Sie bekamen einen Anhänger, der auf die falsche Befüllung hinweist. Bis zur nächsten Abfuhr können sie nun die Fehlwürfe entfernen oder den Inhalt kostenpflichtig als Restmüll entsorgen lassen.
GAB-Geschaftsführer Jens Ohde zieht dennoch ein positives Fazit. Das Feedback aus der Bevölkerung sei „überwiegend gut und verständnisvoll“ gewesen. „Insgesamt ist das Trennverhalten der Bürgerinnen und Bürger sehr erfreulich, leider gibt es aber immer wieder Ausnahmen.“ Mit der detektivischen Observation der Biotonnen soll das Trennverhalten der Kunden noch stärker positiv beeinflusst werden. „Die Stichprobenkontrollen sollen aufklären, nicht bestrafen“, so Ohde.
Das Entsorgungsunternehmen sei auf das korrekte Verhalten der Müllkunden angewiesen. Deshalb soll die Tonnenkontrolle zu einem späteren Zeitpunktwiederholen, auch die stichprobenartigen Proben sollen fortgesetzt werden. „Wir wollen weiter in den Küchen und Biotonnen positive Veränderungen bewirken. Denn nur aus sauberen Bioabfällen kann saubere Komposterde werden“, sagt Ohde.
Biomüll wird zu Gas, Strom und wertvollem Kompost
Dabei lässt das Unternehmen bei seinem Entsorgungsauftrag kaum etwas unversucht. Nachdem die oft fehlerhaft befüllten Gelben Tonnen und die illegalen Ablageplätze an den Wertstoffinseln kontrolliert wurden, waren nun die nicht sortenrein befüllten Tonnen für organischen Abfall an der Reihe. Schon seit 2018 sensibilisiert die GAB die Kreisbewohner für eine anständige Mülltrennung. Beim Biomüll etwa wurde schon vor drei Jahren die Kampagne „#wirfuerbio – Biomüll kann mehr“ gestartet. Jetzt schloss sich die Behälterkontrolle an.
Unterstützt wurde die landesweite Aktion von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). „In unseren Bioabfällen stecken wertvolle Rohstoffe, die intelligent nutzbar gemacht werden können. Die Tonnenkontrollaktion hat genau den richtigen Ansatz. Und damit sind wir alle gemeint. Sichern wir die Qualität unserer Rohstoffe, halten wir unseren Biomüll frei von Fremdkörpern!“
Denn immer öfter und in viel zu großen Mengen würden sich nicht abbaubare Abfälle im Biomüll befinden. Der enorm hohe Anteil lasse den Prozess, daraus Kompost herzustellen, zu aufwendig werden. Denn die Fremdstoffe müssten mühsam aussortiert werden. Zudem leide das übergeordnete Ziel: der Klima und Umweltschutz. An keinem anderen Abfall lasse sich die Kreislaufwirtschaft so plastisch darstellen wie am Bioabfall. Aus Lebensmittelresten und anderen Biostoffen wird erst Biogas gewonnen. Aus diesem wird Strom. Die Gärreste werden zu Kompost für die Landwirtschaft.
Plastik ist das größte Problem
Bioabfälle sollten lose gesammelt und direkt – ohne Plastiktüte und auch ohne kompostierbarer Plastiktüte – in die Biotonne gegeben werden. Wer dennoch in einer Plastiktüte sammelt, sollte nur den Inhalt in der Biotonne entleeren, die Plastiktüte in den Restmüll schmeißen.
Plastiktüten bestehen meist aus Erdöl, sie benötigen etwa 20 Jahre, um sich zu zersetzen, wobei das nicht bedeutet, dass sie biologisch abgebaut werden. Denn übrig bleibt Mikroplastik, das in die Nahrungskette, ins Grundwasser und in die Weltmeere gelangen kann und dort dem Ökosystem schadet. Auch „kompostierbare Plastiktüten“ besitzen einen Anteil Erdöl, der zwar biologisch abbaubar sein muss, aber in modernen Abfallanlagen nicht sicher biologisch abgebaut werden kann. Denn die Zersetzungszeit dieser Tüten liegt über den Produktionszeiten. Deshalb gilt die einfache Regel: Kein Plastik in die Biotonne!