Elmshorn. Oliver Trelenberg hat Krebs, aber strampelt für Hilfsvereine durch Deutschland. Jetzt macht er Halt in Elmshorn.

Mit nur elf Jahren hat er zur Flasche gegriffen. War jahrelang schwerer Alkoholiker. Nach überstandenem Entzug der nächste Schock: Kehlkopfkrebs. Oliver Trelenberg aus Hagen hatte es nicht leicht im Leben. Das Fahrradfahren schenkte ihm Kraft. Jetzt nutzt er seine Zweiradleidenschaft, um auf Touren Spenden für Vereine zu sammeln, die sich um schwerkranke Kinder kümmern. Nun führte ihn sein Weg auch nach Elmshorn, wo ihn Bürgermeister Volker Hatje empfing.

Oliver Trelenberg radelt für kranke Kinder durchs Land

„Fahrradfahren ist die beste Therapie“, sagt Oliver Trelenberg, 55, Spitzname „Oli“. Sein aktuelles Projekt, eine Radreise für den Verein „Strahlemännchen - Herzenswünsche für krebskranke Kinder“, hat er am 21. Juni in Hagen gestartet. In 95 Tagen will er durch 91 Städte fahren, gönnt sich nur vier Ruhetage. Elmshorn ist die 85. Stadt der Tour. Bei jeder Wetterlage hat er schon Stuttgart, Regensburg, Dresden oder auch Berlin angesteuert. „Beeindruckend“ findet Volker Hatje, der selbst gern Rad fährt, Trelenbergs Projekt. Selbstverständlich werde auch die Stadt Elmshorn etwas spenden.

In der Krückaustadt ist Oli im Pfadfinderhaus untergebracht. Hier verbringt er auch einen Ruhetag. Was er in Elmshorn mache, wisse Oli noch nicht. Während seiner Tour habe er schon in Hotels der Ketten „Radisson Blu“ oder „Maritim“ genächtigt - und zwar kostenlos. „Ich frage immer bei den Städten, die auf meiner Tour sind, an. Die setzen sich dann mit der Touristikinformationen zusammen und stellen mir Schlafplätze zur Verfügung“, sagt Trelenberg.

Trelenberg sammelt Spenden für gemeinnützige Vereine

Seit dem Jahr 2009 fährt Oliver Trelenberg Fahrrad. Die Diagnose Kehlkopfkrebs bekam er vier Jahre später. Langsam kämpfte er sich aufs Rad zurück. Anfangs schaffte mal fünf, mal drei oder sieben Kilometer pro Tag. Im Jahr 2014 legte er dann schon eine Strecke von mehr als 5000 Kilometern zurück. Danach begann er, seine Leidenschaft mit einem guten Zweck zu verbinden: „Ich suche mir Vereine aus, die bundesweit arbeiten. Wenn mir ihre Arbeit gefällt, plane ich meine Tour und sammele Geld für den Verein“, sagt Oli. Auf seinen Touren begegne er vielen Menschen, komme oft ins Gespräch und verteile Flugblätter mit der Spendenadresse.

Zwischen 2015 und 2020 hat er so schon mehr als 40.000 Euro für unterschiedliche Projekte gesammelt. Trelenberg selbst wurde wegen seiner Krankheit früh verrentet, hat nicht viel Geld. Dennoch würde er nie die Spenden für eigene Zwecke nutzen. Das Geld werde sauber getrennt und könne nur auf das extra eingerichtete Spendenkonto überwiesen werden. Bargeld nehme er erst gar nicht an.

Auf einer Tagesetappe legt Oli inzwischen 50 bis 90 Kilometer zurück, meist ist er von 10 bis 16 Uhr unterwegs. Sein fahrbarer Untersatz ist seit dem vergangenen Jahr ein E-Bike, das ihm eine Firma geschenkt hat. Durch die Folgen der Krebserkrankung ist er kurzatmig und hat ein kleineres Lungenvolumen. Da hilft die Unterstützung des Elektromotors.

Trelenberg radelt allein durch Deutschland

Seine Touren unternimmt Oliver Trelenberg allein. Für ihn sei das am erholsamsten. Einen großen Bekannten- oder Freundeskreis habe er ohnehin nicht. Von den meisten seiner ehemaligen Bezugspersonen habe er sich abgewandt, weil er niemandem zur Last fallen wolle.

Auf die Frage, ob er denn jetzt vom Krebs geheilt sei, antwortete er: „Es ist wie mit dem Alkohol. Ich habe einen Entzug hinter mir, aber trotzdem bleibe ich ein Leben lang trockener Alkoholiker.“ Ähnlich sei es mit dem Krebs. Er müsse ständig zum Arzt und Kontrolltermine wahrnehmen. Hinzu komme, dass er jederzeit ersticken könne, weil ihm ein Teil seines Kehlkopfes fehle. Dennoch sieht er das Leben mit der Diagnose nüchtern. „Wenns zu Ende geht, ist das halt so.“ Die lakonische Trockenheit des Ruhrgebiets ist dem gebürtigen Schwerter offenbar nicht fremd.

Keine Zeit für negative Gedanken

Für negatives Gedankengut gibt es kaum Platz in seinem Leben. „In Regensburg habe ich einmal einen Rennradfahrer getroffen, dessen Tage gezählt sind, weil er ebenfalls krebskrank ist“, berichtet Trelenberg. „Der war nur am Fluchen, weil er nicht mehr seine frühere Leistung bringen konnte.“ Für Oliver Trelenberg verbrauche Frust zu viel Energie. Er nutzt sie lieber anderweitig. „Ich genieße die Zeit auf dem Rad und freue mich, noch am Leben zu sein.“

Wenn auch die meisten Ereignisse in Olis Leben nicht planbar waren, so sind es zumindest seine Fahrradtouren: „Am 23. September schließe ich um 16.30 Uhr meine Bude in Hagen auf und die Tour ist beendet“, sagt er. Und dann? Erstmal wolle er „eine Maschine Buntes“ anstellen. Zu Arztterminen gehen. Und das nächste Projekt planen.

Wer das Projekt und den Verein „Strahlemännchen - Herzenswünsche für krebskranke Kinder “ mit einer Spende unterstützen möchte, kann das unter folgender Bankverbindung tun:

Stadt Hagen, DE 23 4505 0001 0100 0004 44, BIC WELADE3HXXX, Verwendungszweck: „Oli radelt für das Strahlemännchen“, Kassenzeichen: 800900009638.