Klein Nordende. 260 Millionen Jahre altes Gestein wie in Klein Nordende liegt eigentlich kilometertief. Wieso das hier anders ist.
Thomas Voß steckt mitten in den letzten Vorbereitungen. Am Sonntag ist wieder Tag des Geotops. Und Geologe Voß bietet dann wieder Führungen durch jenes Naturschutzgebiet an, das ihm besonders am Herzen liegt: die Liether Kalkgrube; hier engagiert sich der 51 Jahre alte Elmshorner seit Jahren ehrenamtlich in einem Arbeitskreis.
Tag des Geotops: Liether Kalkgrube ist dabei
„Die Liether Kalkgrube ist als Nationales Geotop ausgezeichnet, ein Prädikat, das nicht jedem Naturschutzgebiet zugeschrieben wird“, sagt Voß nicht ohne Stolz. Mit der Auszeichnung, die durch die Akademie der Geowissenschaften in Hannover verliehen wird, können in Schleswig Holstein bis auf die alte Kalkgrube südlich von Elmshorn nur noch Helgoland und das Morsum-Kliff auf Sylt glänzen.
Grund für die Auszeichnung ist die bemerkenswerte Geologie des Gebietes. Besucher können bis zu 30 Meter tief in einen alten Salzstock hinabsteigen und Gesteinsschichten bewundern, die sich normalerweise in sechs bis sieben Kilometer Tiefe befinden. Und bis zu 260 Millionen Jahre alt sind.
Damals lagerten sich die an der Ostwand der Grube zu findenden Gesteinsschichten ab – in einer Zeit, in der die heutige Aufteilung der Kontinente noch gar nicht gegeben war und stattdessen der Großkontinent Pangea die zusammenhängende Landmasse des blauen Planeten bildete. Erdgeschichtlich gesehen in dieser Region ein unglaublich interessantes Zeitalter.
Bewegte Geschichte der Liether Kalkgrube
Der norddeutsche Raum lag damals um einiges südlicher, circa am nördlichen Wendekreis, einer Zone, in der heute aufgrund des randtropischen Hochdruckgürtels die Wendekreiswüsten aufzufinden sind. Dementsprechend herrschten damals, aufgrund der Lage des Gebietes auf der Erdkugel, wüstenartige Verhältnisse. Es lagerten sich mächtige Schichten aus Lehm, Sand, Salz und Gips ab. Anschließend wurde Norddeutschland durch Überschwemmungen zu einem Binnenmeer, das jedoch durch die intensive Sonneneinstrahlung immer wieder austrocknete und das nicht mitverdunstende Salz in Form einer dicken Kruste zurückließ.
Es wechselten sich periodisch Überflutung und Austrocknung miteinander ab, wodurch sich Ton-, Kalk- und mächtige Salzlagen absetzten. Diese klimatischen Wechsel sind an der Ostwand der Liether Kalkgrube heute nachzuvollziehen. Die alten Gesteinsschichten stiegen aufgrund ihrer geringeren Dichte entlang von Schwächezonen im schwereren Deckgestein auf, das sich in den anschließenden Epochen dort abgelagert hatte. In der Liether Kalkgrube sogar bis an die Erdoberfläche, in Schleswig-Holstein so nur noch am Kalkberg in Bad Segeberg zu sehen. Dass sie in Klein Nordende so gut zu sehen sind, ist dem Kalkabbau bis 1990 zu verdanken, durch den die heutige Grube erst entstanden ist.
Führungen werden flexibel angeboten
Nicht nur Geologie-Begeisterte sind diesen Sonntag in die alte Kalkgrube zu einer der Führungen, die zwischen 10 und 13 Uhr stattfinden, eingeladen. Die Grube bietet einen 1,7 Kilometer langen Panorama-Rundweg mit mehreren Aussichtsplattformen, auf dem Besucher auch Einblick in die besondere Flora und Fauna des Naturschutzgebietes bekommt.
Auf den Führungen wird es jedoch hauptsächlich um die geologischen Besonderheiten der Grube gehen. Thomas Voß, Alf Grube und Hans-Joachim Schuhmacher werden die Besucher auf eine geologische Zeitreise zu den Ursprüngen des heutigen Naturschutzgebietes mitnehmen. Die Führungen werden circa 45 Minuten dauern. Es sind keine festen Zeiten eingeplant.
„Wenn die ersten zehn bis 15 Leute da sind werden wir mit der ersten Führung loslegen“, sagt Thomas Voß. Wer teilnehmen möchte, kann unter Einhaltung der Hygienevorschriften ohne Anmeldung einfach vorbeikommen. Der Eingang zur Liether Kalkgrube befindet sich beim Parkplatz in der Straßenkurve Langengang/ Finkhörn in Klein Nordende.