Kreis Pinneberg. Wegen Plastik im Biomüll sollen falsch befüllte Behälter bei einer Aktion ungeleert stehen bleiben. Die Details.
Plastik zwischen Obstresten oder Aluminiumfolie mitten in Kartoffelschalen: Falscher Abfall in den Biotonnen scheint immer mehr zum Problem zu werden. Deshalb gibt es nun auch in diesem Bereich eine Behälterkontrolle im Kreis.
Falsch befüllte Biotonnen werden nicht abgeholt
Nachdem die oft fehlerhaft befüllten Gelben Tonnen und die illegal als Ablageplatz genutzten Wertstoffinseln dran waren, werden nun die nicht sortenrein befüllten Tonnen für organischen Abfall detektivisch unter die Lupe genommen. Das hat die Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB) angekündigt. Demnach sollen fehlbefüllte Biotonnen von den Müllwerkern stehen gelassen werden. Die Tonnen-Observation ist Teil einer landesweiten Offensive zur richtigen Trennung von Abfällen.
Laut Unternehmensangaben gefährdet die Verunreinigung des Bioabfalls mit Plastik und anderem Restmüll zunehmend die Herstellung von Biokompost. Vor allem Plastiktüten bilden den größten Störstoffanteil in den organischen Abfällen. Das sei ein großes Problem für die Umwelt, und zwar nicht nur im Kreis Pinneberg. Darum starten alle schleswig-holsteinischen Abfallbetriebe vom 8. bis 17. September die gemeinsame Kontrollaktion. Das Motto: „Mülltrennung ist Klimaschutz. Schleswig-Holstein räumt auf in der Biotonne.“
Biotonnen-Aktion soll Bürger aufklären
Im Kreis Pinneberg beginnt die Aktion am Donnerstag. Bei den Tonnenkontrollen sollen Behälter stehen gelassen werden, „wenn gravierende Mängel vorliegen“. Die Abfallbehälter bekommen zudem einen Anhänger, der auf die falsche Befüllung hinweist und die richtigen Inhalte aufzählt. Nach dieser Ermahnung haben die Tonneninhaber die Möglichkeit, bis zur nächsten Abfuhr die Fehlwürfe zu entfernen oder den Inhalt kostenpflichtig als Restmüll entsorgen zu lassen.
Die GAB im Kreis Pinneberg blickt dieser anscheinend weit verbreiteten Verunreinigung in den Biotonnen mit Sorge entgegen. Immer öfter und in viel zu großen Mengen würden sich nicht abbaubare Abfälle in den biologischen Müllprodukten befinden. Der enorm hohe Anteil an Plastiktüten etwa lasse den Prozess, daraus Kompost herzustellen, enorm aufwendig werden. Denn die Fremdstoffe müssten mühsam aussortiert werden.
Nur aus sauberem Biomüll wird saubere Komposterde
Doch nicht nur der gestiegene Arbeitsaufwand sei ein Problem. Auch das übergeordnete Ziel der Mülltrennung leide. So leiste die Abfallwirtschaft mit der getrennten Erfassung und Verwertung von Bioabfällen einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. An keinem anderen Abfall lasse sich der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft so plastisch darstellen, wie am Bioabfall. Aus Lebensmittelresten und anderen Biostoffen wird in der Vergärung erst Biogas gewonnen. Aus diesem wird wiederum Strom erzeugt.
Selbst die Gärreste werden in einem zweiten Schritt zu wertvollem Kompost für die Landwirtschaft. Diese Art des Bioabfalls sei ein wichtiger Einsatzstoff, um neue Lebensmittel zu erzeugen und auf chemische Düngemittel zu verzichten. Mit Plastikresten oder Glassplittern ist dieser wertvolle Rohstoff allerdings unbrauchbar.
Schon seit 2018 versucht die GAB, die Bürgerinnen und Bürger für eine anständige Mülltrennung zu sensibilisieren. Die Kampagne „#wirfuerbio – Biomüll kann mehr“ ist nur ein Ausdruck dessen. „Wir wollen dort ansetzen, wo das Problem seinen Ursprung hat: in den Küchen und Biotonnen“, sagt Jens Ohde, Geschäftsführer der GAB Umwelt Service. „Denn nur aus sauberen Bioabfällen kann saubere Komposterde werden.“ Klimaschutz beginne folglich zu Hause bei jedem Einzelnen. Die GAB nehme ihren Auftrag sehr ernst und müsse handeln: Deshalb werden „offensichtlich fehlbefüllte Biotonnen“ nicht geleert.
Umweltminister unterstützt die Aktion der GAB
Unterstützt wird die landesweite Aktion von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). „In unseren Bioabfällen stecken wertvolle Rohstoffe, die intelligent nutzbar gemacht werden können. Die Tonnenkontrollaktion #wirfuerbio hat genau den richtigen Ansatz und schon der Name macht klar, dass damit wir alle gemeint sind. Sichern wir gemeinsam die Qualität unserer Rohstoffe, halten wir unseren Biomüll frei von Fremdkörpern wie Plastik!“
Schleswig-Holstein hat das Problem indes nicht exklusiv, wie ein Blick nach Hamburg verrät. Dort landen ebenfalls oft Essensverpackungen oder kompostierbare Plastiktüten im Biomüll, sagt ein Sprecher der Stadtreinigung. Bioabfall werde dort aber auch mit Plastik abgefahren. Nur wenn offensichtliche Giftstoffe wie Batterien oder Ölkanister sichtbar werden, „nehmen wir das nicht mit“, so der Sprecher weiter. In diesen Extremfällen lasse die Müllabfuhr die Tonne stehen, ein Anhänger weise den Besitzer auf sein Fehlverhalten hin. In die Biotonne gehören schließlich nur Lebensmittelreste von der Brotkruste bis zum Kaffeefilter oder Gartenabfälle.