Pinneberg. Pinneberger Ratsversammlung gibt grünes Licht für die Sanierung. Wie das Vorhaben finanziert werden kann.
Schon immer war die Ernst-Paasch-Halle ein Ort des Gemeinsinns. Das soll sie bald, nach dann sechsjähriger Schließung, auch wieder werden. Die Ratsversammlung hat am Donnerstagabend beschlossen, dass es mit der Sanierung wirklich losgehen soll – trotz eines Haushaltslochs. Grund ist, dass der Bund im Frühjahr aus seinem Sanierungsprogramm kommunaler Einrichtungen in Sport, Kultur und Jugend 590.000 Euro locker gemacht hatte. Eine einmalige Chance, denn damit reduzieren sich die Gesamtkosten für die Sanierung von bis zu 1,6 Millionen Euro erheblich. Die Stadt müsste nur noch etwa 720.000 Euro übernehmen.
2023 soll mit der Sanierung begonnen werden
Um die Planungsarbeiten im nächsten Jahr leisten zu können, werden zunächst rund 170.000 Euro benötigt, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Der beschlossene erste Nachtragshaushaltsplan erhält deshalb eine Verpflichtungsermächtigung, die 2022 eingelöst werden kann. Gebaut wird im Jahr darauf. Ebenfalls erfreulich ist, was die Verwaltung aus Kiel erfahren hat: „Eine telefonische Nachfrage beim Innenministerium hat ergeben, dass dieses der für das Jahr 2022 hierfür erforderlichen Verpflichtungsermächtigung und der nachfolgenden Kreditaufnahme wohlwollend gegenübersteht.“
Auf der 33 Themen umfassenden Tagesordnung der Ratsversammlung nahm die Ernst-Paasch-Halle den kleinsten Raum ein, weil sich fast alle einig waren. Lediglich von der FDP kamen drei Enthaltungen wegen der angespannten Haushaltslage. „Der Zug nimmt langsam Fahrt auf“, verkündete Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk (CDU) frohgemut zu Anfang. Die künftige Kulturausschussvorsitzende Gabriele Matthies (SPD), die ihrem ausgeschiedenen Fraktionskollegen Felix Hennig nachfolgt, wandte sich an alle Beteiligten: „Danke an die Verwaltung, dass dafür Fördergelder beschafft wurden. Wir freuen uns, dass es nächstes Jahr endlich losgehen kann.“
Ernst-Paasch-Halle soll zum Kulturzentrum werden
Früher übten die Arbeiter aus dem Wupperman-Emaillewerk hier Rumpfbeugen und turnten am Reck, später erwarben sich die feurigen Amateure des Forum Theaters in der ausgedienten Turnhalle an der Pinneberger Lindenstraße ihren Ruf als die Schauspieltruppe, die sich mit Begeisterung jeder neuen Herausforderung stellt.
Jetzt endlich hat die Ernst-Paasch-Halle mit der schmucken Fassade wieder eine Zukunftsaussicht: Die Neuigkeit wirkt wie ein Aufbruchssignal für die gebeutelten Kulturschaffenden der Stadt, dass es wieder mehr Konzerte, Theatervorstellungen, Lesungen und Ausstellungen geben soll. Möglich wurde die Entscheidung, weil die Ratsversammlung im vergangenen Jahr 100.000 Euro für eine fertige Planung bewilligt hatte. Diese konnte Bürgermeisterin Urte Steinberg, als die Förderung in Aussicht gestellt wurde, aus der Schublade ziehen. Zum Glück ist das Fördergeld nicht auf das Jahr 2021 befristet, sagt Bürgermeisterin Steinberg.
Das Architekturbüro Butzlaff + Tewes ist darauf spezialisiert, denkmalgeschützte Gebäude wie die Ernst-Paasch-Halle zu sanieren oder umzubauen. Nach dessen Konzept soll die einstige Turnhalle künftig schätzungsweise 150 Sitzplätze in Form einer Kino- oder Theaterbestuhlung haben, eingebaut wird zudem eine Guckkastenbühne. Davor sind Stehtische und eine kleine Gastronomie-Insel geplant, am Eingang die Garderoben. Im ersten Stock bleibt weiter Platz für Fundus und Requisiten.
Ernst-Paasch-Halle wurde 2016 geschlossen
Die Halle war 2016 geschlossen worden, weil sie sich damals laut Verwaltung auch nach einem Teilumbau aus energetischen Gründen nicht als Kulturzentrum eigne und bei Zuwiderhandlung die Rückzahlung von gut drei Millionen Euro fällig würde, die die neue Turnhalle des Johannes-Brahms-Gymnasiums gekostet hat. Aber längst ist dafür eine Lösung erdacht worden.
Der Ratssitzungssaal, den die Amateurtruppe des Forum Theaters zwischenzeitlich für Aufführungen nutzen durften, ist dafür nicht wirklich geeignet. Dass die Ernst-Paasch-Halle nicht von den Tagesordnungen des Kulturausschusses verschwunden ist, hat vor allem mit einem Namen zu tun: Herbert Hoffmann. Der inzwischen verstorbene Pinneberger SPD-Politiker hat sich jahrelang hingebungsvoll für deren Umbau engagiert. Fraktionskollegin Gabriela Matthies ist seine Nachfolgerin. „Die Ernst-Paasch-Halle soll ein Kulturzentrum werden, in dem auch Gruppen aus der Region auftreten können: Theaterleute, Musikbands, Autoren, Klassik-Ensembles“, sagt sie. Denkbar sei, dass ein Verein gegründet würde, „darüber lässt sich dann gut Geld akquirieren“.