Quickborn. Weil SUV- und Lkw-Fahrer sich nicht ans Verbot hielten, muss Quickborn denn Verkehr neu regeln. Was das für Autofahrer bedeutet.

Diese Verkehrsänderung in Quickborn dürfte viele Autofahrer ärgern, die zur Autobahn oder schnell in den Norderstedter Norden wollen. Radfahrer in Quickborn-Heide wird es hingegen freuen: Die Verkehrsführung auf der Brücke über die A7 in der Ulzburger Landstraße ändert sich. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt hat mit großer Mehrheit (CDU, SPD und Grüne) entschieden.

A7: Autobahnbrücke für zwei Jahre nur noch einspurig

Für zunächst zwei Jahre dürfen Fahrzeuge nur noch wechselweise in eine Richtung gleichzeitig über die 4,90 Meter schmale Brücke fahren. Eine Art Baustellenampel soll die jeweilige Fahrtrichtung regeln. Zugleich wird eine der jetzigen Fahrspuren zu einem mit Barrieren geschützten Bereich umfunktioniert, der Radfahrern und Fußgängern vorbehalten ist.

Dem Beschluss ging eine hitzige Diskussion im Ausschuss voran. Etliche Anwohner meldeten sich zu Wort und warnten die Politiker eindringlich davor, bloß keine Einbahnstraßenregelung zu beschließen, die die Verwaltung, die CDU und der Lübecker Experte Stefan Lucht favorisiert hatten. Lucht hat gerade ein 140 Seiten starkes neues Fahrradkonzept für Quickborn ausgearbeitet. Die Anlieger fürchteten, dass dann viele Autopendler über die feldwegartige Schlaglochpiste Ohlmöhlenweg und den unbefestigten Schmalmoorweg ausweichen könnten. Die Ulzburger Landstraße sollte demnach für Autos nur noch in Richtung Süden zum Harksheider Weg zu befahren sein.

Viele Fahrzeug dürfen A7-Brücke gar nicht nutzen

Doch auch die Ampellösung könnte problematisch werden, wie die Verwaltung ausführte. So müssen die 6400 Autofahrer, die hier täglich entlangfahren, jetzt künftig drei bis vier Minuten warten, bis die Ampel wieder grünes Licht zeigt und sie über die A7-Brücke fahren können. Das würde bis zu 60 Meter Rückstau verursachen, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Gleichwohl bestehe aber dringender Handlungsbedarf, so die Verwaltung. Zum einen sei zurzeit weder Radfahrern – und Fußgängern schon gar nicht – ein Überqueren der schmalen Brücke zuzumuten. Auch wenn dort bereits ein Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde gelte und keine Fahrzeuge, die breiter als zwei Meter sind, hinüberfahren dürfen. Doch „eine Zählung ergab, dass etwa 15 Prozent aller Fahrzeuge, also 960 Kfz, die Brücke verbotswidrig nutzen, vor allem Lieferwagen und SUVs mit einer Breite von deutlich mehr als zwei Metern“, stellte die Verwaltung fest. Lieferwagenfahrer nähmen „das erhöhte Unfallrisiko billigend in Kauf“.

Politiker entscheiden sich für Ampelschaltung

FDP-Fraktionsvize Thomas Beckmann überzeugte das nicht. Der Liberale plädierte dafür, gar nichts zu machen. Seit 50 Jahren müsse Quickborn mit dieser schmalen Autobahnbrücke leben. „Das ist zwar keine komfortable Situation, aber sie funktioniert.“ Die Brücke stelle keinen Unfallschwerpunkt dar, so Beckmann. Darum dürfe die Stadt jetzt „keine Drangsalierung der Pkw-Fahrer“ erlassen, indem sie diese „massive Veränderung des Autoverkehrs“ beschließe.

Doch mit dieser Meinung war der FDP-Mann allein auf politischer Flur. Alle anderen hielten eine Verkehrsänderung für dringend geboten. Robert Hüneburg widersprach Beckmann. „Es passieren dort sehr wohl Unfälle.“ Meist würden Autofahrer die Rückspiegel ihrer Wagen abfahren, wenn sie einander auf der Brücke zu nahe begegneten. Dabei seien sogar schon Personen verletzt worden, wusste Hüneburg. Diese Unfälle würden nur nicht von der Polizei registriert.

Zudem zeigte sich der CDU-Mann kompromissbereit. Da SPD und Grüne auf keinen Fall eine Einbahnstraßenregelung wollten, stimmte auch er für die Ampelschaltung vor und hinter der A7-Brücke. „Gar nichts zu tun wäre die schlechteste Lösung“, sagte Hüneburg, als er erkannte, dass er für die Einbahnstraßenregelung keine Mehrheit finden würde.

A7-Brücke: Politiker orientieren sich an Wünschen der Anwohner

Diese hatte der Radverkehrsexperte Lucht vom Unternehmen Urbanus unterstützt. Denn dann würden Radfahrer sicher und unproblematisch in beide Richtungen über die A7-Brücke fahren können, ohne dass sie sich jetzt an den jeweils vor den Ampeln wartenden Autos vorbeimogeln müssten. Dass die Radfahrer dann im Schmalmoorweg, der in Richtung Autobahn mehr Autoverkehr aufnehmen müsste, unnötig in zusätzliche Gefahr gerieten, glaubte Lucht nicht.

Denn eines der Kernstücke seines Radverkehrskonzeptes sei der Bau einer völlig neue Fahrradstraße, die vom Kreisel an der Pascalstraße auf eigenem und direktem Weg den Ohlmöhlenweg und die Feldbehnstraße in Richtung Innenstadt erreichen soll. Radfahrer würden dann den Schmalmoorweg ohnehin meiden.

Doch das sei noch „Zukunftsmusik“, lehnte die politische Mehrheit diesen Vorschlag ab. „Die Anwohner wollen keine Einbahnstraßenlösung auf der A7-Brücke“, fasste Sonja Kruse (Grüne) deren Statements zusammen. Und sie riet ihren Kollegen im Ausschuss: „Dann sollten wir auf die Anwohner hören.“