Rellingen. Rellinger feiern Lucas und Arthur Jussen beim Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Was die Brüder spielten.

Das einzige klassische Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals im Kreis Pinneberg am Donnerstagabend auf dem Rellinger Sportplatz war ein so großer Erfolg, dass die Zuschauer im voll besetzten Gestühl sich zu Bravo-Rufen und Applaus im Stehen hinreißen ließen. Es spielte ein junges Brüderpaar, Lucas und Arthur Jussen. Vierhändig. Was an sich schon eine Seltenheit ist. Es war ein Schubert-Abend im Schubert-Jahr. Ein Hochgenuss.

Schuberts „Lebensstürme“ und Musik von Ravel

Zwar nimmt die im Freien unverzichtbare Verstärkung dem Klang das Sublime, was schade ist. Aber wenn die Alternative in Corona-Zeiten gar kein Konzert ist, so ist dieser Abend trotzdem eine Seelenmassage gewesen. Das liegt daran, dass die beiden sympathischen, uneitlen Niederländer sich der Schubertschen Musik mit jugendlichem Furor nähern und mit großer Sensibilität.

Denn Schuberts „Lebensstürme“, die Variationen, seine Fantasie, die an diesem Abend erklungen sind, haben eine große Tiefe und sind voller unvorhersehbarer Wendungen. Leid und Strenge in einem inneren Kampf der beiden Stimmen, wenn die Pianisten vierhändig in die Tasten hämmern, Sehnsucht, und Zerbrechlichkeit, wenn sie zart darüber hinstreichen.

Besonders stach das Stück „Ma mère, l’oye“ heraus. Es stammt von Maurice Ravel – ein Kontrastprogramm. Mit diesem Abstecher in den französischen Impressionismus verzauberten die beiden Brüder ihr Publikum vollends. Denn auch hier war ihr Spiel voller Farben, träumerisch leicht und doch präzise, mit seinem Schlusshauch im Märchengarten. Sie haben sehr wenig Platz da, nebenein­ander auf ihren Klavierhockern. Aber sie spielen trotz der Gefühlsintensität hingebungsvoll in einer natürlichen Harmonie. Dürfen wir uns etwas wünschen? Bitte wieder mehr davon! Mehr Schubert, mehr Mendelssohn, mehr Ravel. Auf die Tasten gezaubert von zwei so wundervollen Pianisten wie den Jussen-Brüdern!