Elmshorn. Aus einer Seite über die Stadt und ihre Menschen ist die professionelle Agentur “Medienkapitän“ geworden. Wer hinter der Idee steckt.

Es riecht nach Farbe. Die Wände sind frisch gestrichen. In einem Raum stehen Tische und mehrere Rechner. Ansonsten sehen Büro und Studios noch etwas leer aus. Aber das ändert sich bald. Dann beginnt ein großes Fotoshooting mit einem großen Zoofachhandelsunternehmen. Danach haben die Macher der Elmshorner Medienagentur Medienkapitän auch Zeit, ein paar Bilder aufzuhängen. Erst vor ein paar Wochen sind sie aus Kölln-Reisiek in die Daimlerstraße gezogen, ein Logo an der Häuserwand ist auch noch nicht angebracht.

Aus einem Projekt wurde eine Online-Marketing-Agentur

Sie brauchten einfach neue, größere Räumlichkeiten, erklärt der mit geschäftsführende Gesellschafter Alex Matzkewitz. Denn was als Elmshorner Stadtblog von vier jungen Leuten begann, hat Anfang 2020 zur Gründung der Online-Marketing-Agentur Medienkapitän geführt, einem Unternehmen, das sich um alle Belange des Online-Marketings für Unternehmen oder Privatpersonen kümmert. „Das Projekt hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir den Entschluss gefasst haben, uns zu professionalisieren“, erklärt Matzkewitz.

Es begann im Winter 2018. Der Tornescher Mediengestalter Florian Nickel und sein Freund, Werbefotograf Simon Heydorn aus Horst, suchten nach einem kleinen Projekt, um Elmshorn positiv darzustellen. Daraus entstand eine Instagram-Seite. „Alle denken, Elmshorn ist grau und hässlich, dem wollten wir was entgegensetzen“, so Nickel. Die Familienväter diskutierten über Fotostrecken oder Kinderinterviews, am Ende starteten sie „Wir sind Elmshorn“.

„Elmshorn ist immer bemüht und immer passiert was Neues“

Heydorns Bruder Sascha, ein Online Marketing-Experte sowie Social Media Manager und Alex Matzkewitz, ehemalige Musiker der Elmshorner Coverband Moneybrothers, stießen ein paar Monate später dazu. „Ich bin ein absoluter Lokalpatriot“, beschreibt sich der ehemalige Musiker. Elmshorn „ist immer bemüht und immer passiert was Neues“, das gelte es groß zu machen, so der 30-Jährige.

Dem Non-Profit-Projekt, das die Stadt, aber auch ihre Bewohner vorstellte, folgten anfänglich 500 Interessierte. Mittlerweile sind es mehr als 3000 Follower, die sich über Kultur, Industrie und Mittelstandgewerbe oder über das Stadtbild informieren und sich Geschichten von Menschen aus der Region anhören.

Ein Beispiel ist die Elmshornerin Martina Kramer-Kahl, die seit 2015 mit ihrer kleinen Gruppe, die sie scherzhaft „Elmshorner Suppenhühner“ taufte, durch Schleswig-Holstein und Hamburg fährt, um bedürftigen Menschen selbstgekochtes Essen, gesammelte Gebrauchsgegenstände oder Tierfutter zu bringen. Beeindruckt von Kramer-Kahls Hilfsleistungen boten die Medienkapitäne mit einer eigens eingerichteten Webseite ein Portal, welches Kramer-Kahl und weitere potenzielle Spender miteinander vernetzt.

Coronathon und Spendenaktion für Kunstschaffende

Läufer Jan Dersch wurde beim Coronathon begleitet.
Läufer Jan Dersch wurde beim Coronathon begleitet. © Medienkapitän | Medienkapitän

„In unsicheren Zeiten braucht es in der Gesellschaft Menschen, die einen sicheren Beitrag für Bedürftige leisten. Martina Kramer-Kahls Engagement ist für die Menschen auf der Straße viel mehr als bloß eine warme Mahlzeit, sondern ein fester Bestandteil ihres Lebens. Wir wollen Martina beim Helfen helfen!“, erklärt Matzkewitz.

Zuvor machte der Elmshorner Stadtblog bereits mit einer Charity-Aktion auf sich aufmerksam. Der Kölln-Reisieker Jan Dersch absolvierte einen Halbmarathon zugunsten des Kinderschutzbundes. Eigentlich wollte er in Wien am Marathon teilnehmen, doch wie so vieles fiel der Lauf wegen Corona aus. Also hat Dersch darauf die Straßen Elmshorns zu seiner Rennstrecke erklärt. Die Abonnenten des Social-Media-Kanals konnten den Lauf via Smartphone oder Laptop live verfolgen und via Paypal-Link spenden. So kamen 6000 Euro zusammen.

Für Positives sorgte das Format zu Corona-Zeiten auch bei den heimischen Kulturschaffenden. So traten unter dem Motto „Spiel mir ein Lieth“ Elmshorner Künstler im Liether Wald auf. Die Konzerte wurden per Livestream auf dem Instagram-Blog übertragen. Zu hören und zu sehen waren unter anderem Sängerin Jasmina Will, Lokalmatador Frank Ramson, Sänger und Gitarrist Luki Drop, Rapper Ilatch oder die Elmshorner Urgesteine der Band Pfeffer. Auch drei Poetry-Slammer aus der Region gaben ihre Texte zum Besten. Wieder wurde auf Paypal eine Spendenaktion organisiert. Im Anschluss war das Mini-Festival noch 24 Stunden als Aufzeichnung auf dem Instagram-Kanal abrufbar.

Bewohner und Unternehmen vernetzen

Eine Aktion der Medienkapitäne: Bürgermeister Volker Hatje grillt mit Event-Koch Moritz Freudenthal.
Eine Aktion der Medienkapitäne: Bürgermeister Volker Hatje grillt mit Event-Koch Moritz Freudenthal. © Medienkapitän | Medienkapitän

Am besten kommt die Rubrik „Elmshorn stellt sich vor“ an, so Florian. Einwohner gehen dort Fragen nach: Wo sollte man in Elmshorn gewesen sein? Was sind deine Ziele für Elmshorn? Dort lud auch Bürgermeister Volker Hatje zur digitalen Bürgersprechstunde im Livestream des Instagramstadtblogs. Mit dabei war der regional-bekannte Eventkoch Moritz Freudenthal von „Kochen mit Freude“. Die Elmshornerinnen und Elmshorner waren bereits vorab dazu aufgefordert, Fragen an die beiden einzureichen – egal, ob zum Stadtgeschehen oder um exklusive Grilltipps zu ergattern. Am Ende stellte sich dann die Frage: Kann der Bürgermeister mithalten?

Die Rubrik erweckte auch das Interesse von Unternehmen aus allen Bereichen. Der Entschluss, dieses Format zu professionalisieren war geboren. „Wir digitalisieren den Norden, indem wir die Bewohner oder Unternehmen miteinander vernetzen“, haben sich die Agentur-Betreiber auf die Fahne geschrieben. Aufzeigen, dass Elmshorn eine lebenswerte Stadt ist und die Fortführung des inzwischen sehr beliebten Blogs stehen dabei nach wie vor auf der Agenda.

Ab August wird bei den Medienkapitänen ausgebildet

Die Ideen gehen den Machern nicht aus. Kein Wunder, arbeitet das zweiköpfige Team doch mit vielen Freiberuflichen, „die alle jung und super-professionell sind“, wie Nickel beschreibt. Ab August wird in der Daimlerstraße auch ausgebildet. „Elmshorn kann das jetzt auch. Junge Menschen müssen für so eine Ausbildung nicht mehr nach Hamburg fahren“ erklärt der Kameramann.

„Ich liebe das Filmen“, sagt etwa der 18-jährige Sven-David Breuß. Er hofft, irgendwann als Kameramann bei Dreharbeiten dabei zu sein. Erfahrungen hat Breuß schon in Praktika und Projekten bei den Medienkapitänen gesammelt.