Elmshorn. Die langjährige Leiterin des KJH geht in Rente. Über 30 Jahre war sie für die Kinder und Jugendlichen Elmshorns da.

Am Ende ihrer Zeit im Kinder- und Jugendhaus Krückaupark (KJH) wurde es noch einmal turbulent. 2017 zerstörte ein Feuer den Jugendtreff. Dann kam Corona. Auch diese Unwegsamkeiten nahm Karen Wöbcke an, war doch ihr Motto „einfach machen“. Immer. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich für Elmshorns Kinder und Jugendliche. Nun geht die langjährige Leiterin des Jugendhauses in Rente. Damit endet eine Ära, die 1978 begann. „Ich würde alles noch einmal genauso machen“, sagt die 65-Jährige.

Vertrauen, Verlässlichkeit und Fürsorge

Die Pandemie war für Karen Wöbcke und ihr Team herausfordernd. „Aber wir haben immer geschaut, was unter Hygienebedingungen geht“, sagt die Frau, die mehr als 30 Jahre die Kinder- und Jugendarbeit in der Krückaustadt mitgeprägt hat. Heute können sich wieder bis zu 25 Kinder und Jugendliche gleichzeitig im Jugendtreff aufhalten. Im Haus wird gespielt, gekocht und gebastelt oder Musik gehört, geredet und gechillt. Wöbcke und ihre Kollegen haben sich Aktionen und Angebote einfallen lassen, um einen Raum zu schaffen, wo sich Kindern und Jugendlichen begegnen können.

Später kamen etwa die „Mobile Spielplatzbetreuung“ (MobS), der Jugendtreff „Steini“ oder die Freizeitkiste an der Friedrich-Ebert-Schule hinzu. Wöbcke ging es nach eigenen Worten darum, eine Atmosphäre zu kreieren, in der sie sich kennenlernen können. Sie hatte nach ihrer Ausbildung bei der Stadt Itzehoe am 15. August 1978 ihre Arbeit im KJH aufgenommen. Im gleichen Jahr hatte die Einrichtung eröffnet.

Vertrauen, Verlässlichkeit und Fürsorge bildeten das Fundament ihrer Arbeit. Ob es nun darum ging, Menschen zu integrieren, Konflikte zu klären oder Kinder und Jugendliche teilhaben zu lassen. Letzteres möglichst kostengünstig oder sogar kostenfrei. Von Fahrten in Elmshorns Partnerstädte nach Finnland (Raisio) oder Polen (Stargard) bis zu Live-Musik. Von mittags bis abends, am Wochenende und in den Ferien – Karen Wöbcke war immer aktiv.

Sogar Fettes Brot trat in ihrer Amtszeit im Jugendhaus auf

Tausende Menschen hat sie während ihrer Arbeit kennengelernt. „Zum Teil einige Familien in der dritten Generation“, sagt die 65-Jährige. In Erinnerung ist ihr auch ein Gastauftritt Anfang der 90er-Jahre geblieben. Die heute berühmte Hip-Hop-Formation Fettes Brot spielte live im KJH. „Damals waren sie aber noch nicht berühmt“, so die gebürtige Elmshornerin. Auch an eine Reise in die Türkei im Jahr 1990 erinnert sie sich gern zurück. „Fliegen war damals noch nicht so selbstverständlich wie heute“, sagt sie. Damals zeigten türkische Familien, die in Elmshorn lebten, stolz ihre einstige Heimat.

Die Menschen um sie herum schätzen Karen Wöbcke als Netzwerkerin, Seele des Jugendhauses, Vorbild für Kinder und Jugendliche und Wegbegleiterin. Sie habe immer ein offenes Ohr. Geht nicht? Gibt’s nicht! Fünf Bürgermeister, etliche Stadträte und Kolleginnen und Kollegen wie Kerstin Boos oder Rolf Stieper haben sie begleitet, so die scheidende Jugendhaus-Leiterin, deren Dank der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit dem Team, Vereinen und Organisationen sowie der Unterstützung seitens der Verwaltung und Politik gilt.

„Ich bin mit der Arbeit gewachsen“, sagt die gelernte Erzieherin, die sich zur Freizeitpädagogin, Moderatorin für Beteiligungsprojekte, Entspannungspädagogin und Fachkraft bei Kindeswohlgefährdung weiterbilden ließ. Für die Zukunft wünscht sie sich mehr Fehlerkultur, und dass die Stadtplaner in einer wachsenden Stadt mehr Raum für Kinder und Jugendliche berücksichtigen. Eine Nachfolge im KJH soll es geben, ist bislang aber noch nicht gefunden. Die Ausschreibung geht in die dritte Runde.

Wöbcke will Spendenaktion für Flutopfer starten

Dem KJH und ihrer Arbeit will sie auch in Zukunft verbunden bleiben. „Ich habe noch so viele Ideen“, sagt die angehende Rentnerin. Das Mehr an Freizeit will Karen Wöbcke aber vor allem den Dingen widmen, für die früher weniger Zeit war. „Die Familie musste auf Vieles verzichten“, sagt Wöbcke. Sie hat drei Kinder und sieben Enkelkinder. Auch für ihre Pferde und das Kutschefahren hat sie dann mehr Zeit. „Ich möchte rege bleiben und mit Energie Neues angehen“, sagt sie.

Dazu zählt das eigene Gartenhaus-Bau-Projekt ebenso wie das soziale Engagement für andere Menschen. „Aktuell treibt mich die Flutkatastrophe um“, sagt Wöbcke, die mit anderen eine Spendenaktion zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit in den betroffenen Gebieten auf den Weg bringen möchte.

Am heutigen Freitag wird es im und am KJH noch eine kleine Abschiedsfeier geben. Dann sagt Karen Wöbcke den Kindern, Jugendlichen, Familien, Kollegen und Wegbegleitern „Tschüs“. Auch wenn es kein Abschied für immer ist. Denn: „Der Kontakt wird bleiben“, sagt sie.