Pinneberg/Appen. Überwältigende Resonanz auf Spendenaktion von Pinnebergs Wehrführer Claus Köster. THW und Bundeswehr helfen.
Die Soldaten der Unteroffizierschule der Luftwaffe bilden eine Menschenkette. Dann wird der Lkw der Feuerwehr entladen. Karton für Karton reichen sie von einem zum nächsten weiter. Es folgt das nächste, randvoll beladene Fahrzeug, diesmal vom THW. Am Ende ist die Lagerhalle, die kurzfristig in der Marseille-Kaserne in Appen zur Verfügung gestellt wurde, fast voll. Und zwar voller Spenden für die Flutopfer im Süden und Westen der Republik.
Wehrführer Claus Köster hat die Hilfsaktion initiiert
Möglich gemacht hat das Pinnebergs Wehrführer Claus Köster, der am vorigen Freitag spontan die Aktion „Retter helfen Rettern“ ins Leben gerufen hatte. „Ich hatte an diesem Nachmittag einen Anruf von Robert Pohl erhalten, der früher unserer Wehr angehörte. Er erzählte von einem Bekannten, der in den Flutgebieten wohnt und dort als Feuerwehrkamerad ausgerückt ist. Als er zurückkam, war sein Haus zerstört und er hatte alles, was er besaß, verloren.“ Köster habe sofort daran gedacht zu helfen.
Per Mail und per Telefon trommelte er seine Wehrführerkollegen aus Wedel, Elmshorn, Quickborn, Schenefeld, Appen, Borstel-Hohenraden, Kummerfeld, Prisdorf, Tornesch und Uetersen zusammen. Auch dem THW-Ortsverein Pinneberg gab er Bescheid – und alle waren dabei. „Die haben spontan zugesagt. Aber was daraus wird, konnte ich ja nicht ahnen.“
Die Menge an Spenden, die von den Feuerwehr- und THW-Angehörigen sowie ihrem Umfeld gesammelt worden sind, sprengt alle Dimensionen. Bisher sind mehr als 1500 Kartons voller Hilfsgüter zusammengekommen, noch fehlen die Spenden von zwei kleineren Wehren. Angesichts dieses Ausmaßes stellte sich das Problem fehlender Lagerkapazitäten. Also sprang die Bundeswehr ein.
Firmen aus Pinneberg helfen mit Sachspenden
„Wir helfen gerne und haben eine Lagerhalle zur Verfügung gestellt, die wir aktuell nicht benötigen“, sagt Oberstabsfeldwebel Michael Schmidt, Sprecher der Unteroffizierschule. Und die Bundeswehr stellte auch die entsprechende Manpower. Als am Dienstag und am Mittwoch die voll beladenen Lkw von Feuerwehren und THW an der Halle vorfuhren, standen bis zu 45 Soldaten Gewehr bei Fuß. „Wir packen gerne mit an, konnten auf diese Weise auch unseren Beitrag leisten.“
In der Lagerhalle stapeln sich nun die Spenden. Dort findet sich Kinderspielzeug – vom Kuscheltier bis zum Bobbycar. Kinderwagen, Babyschalen, Kinderfahrräder, Hygieneartikel, Windeln, Kleidung für Kinder und Erwachsene – die Liste der Dinge lässt sich beliebig erweitern. „Es ist einfach gigantisch“, sagt Organisator Köster, der sich bei allen Spendern bedankt.
Köster hat auch einige Firmen aus Pinneberg angesprochen, die sich auch beteiligt haben. Kistenweise sind Getränke zusammengekommen, auch 40 Fußbälle warten auf neue Besitzer. „Wir werden dafür sorgen, dass die Dinge direkt vor Ort ankommen, wo sie gebraucht werden“, so der Wehrführer. Eine Spedition aus Jevenstedt hat ihm kostenlos drei 38 Tonner angeboten, um die Hilfsgüter in die Katastrophenregion zu schicken. Anfang bis Mitte nächster Woche soll diese Tour über die Bühne gehen. Dann kommen auch die Soldaten wieder ins Spiel. Sie werden die Lagerhalle ausräumen und die drei Lkw beladen – wieder per Menschenkette.
Retter der Feuerwehr sind inzwischen zum Helfen vor Ort
Bereits am Sonnabend werden voraussichtlich die ersten Spenden in die Hände derer gelangen, für die sie gedacht sind. Die Gemeinde Bosau, die am Großen Plöner See liegt, hat 40 Kinder aus der Katastrophenregion um Aachen zu einem Erholungsaufenthalt eingeladen. Auf dem Weg dorthin soll der Bus einen Stopp in der Appener Marseille-Kaserne einlegen, damit sich die Kinder Spielzeug und andere Sachspenden aussuchen können.
Die Feuerwehr Pinneberg beteiligt sich auch direkt vor Ort an der Hilfe. Sie stellt ein Mehrzweckfahrzeug und das dazugehörige Personal, das mit weiteren Einsatzkräften aus dem Kreis Bestandteil des Landeskontingents Schleswig-Holstein ist. Die 685 Retter und ihre 184 Fahrzeuge sind am späten Dienstagnachmittag von Neumünster aus nach Rheinland-Pfalz aufgebrochen und sollten am Mittwochmorgen eigentlich am Nürburgring ihren Einsatzraum beziehen.
Einsatzkräfte erreichen Katastrophengebiete
Nach einer vierzehnstündigen Fahrt erreichte der Tross dann am frühen Morgen das Einsatzgebiet. Der Anlaufpunkt am Nürburgring konnte aber nicht angefahren werden, da dort keine Kapazitäten mehr vorhanden waren. Stattdessen steuerten die Kräfte die Samtgemeinde Windhagen an, wo sie in einer Sporthalle zunächst Quartier und ihren sogenannten Bereitstellungsraum bezogen.
Noch am Morgen wurden dort die ersten Einsatzaufträge verteilt, unter anderem wurden Duschzelte aufgebaut. Im Verlauf des Mittwochs wurde das Landeskontingent dann doch zum Nürburgring verlegt, wo die Einheiten bis voraussichtlich zum Wochenende ihr Quartier aufschlagen werden. Von dort aus werden die ehrenamtlichen Helfer die zugewiesenen Einsatzstellen anfahren und abarbeiten. Die Kreisbereitschaft ist spezialisiert auf Bergungsarbeiten, verfügt unter anderem über Spezialkräne.