Bevern/Kreis Pinneberg. Nach erfolgreichem Test nimmt der Kreis Pinneberg 240.000 Euro teures Gerät zur Geschwindigkeitsüberwachung in Betrieb.

Raser auf den Straßen des Kreises Pinneberg riskieren jetzt, häufiger erwischt und aus dem Verkehr gezogen zu werden. Die Kreisverwaltung hat ein neues mobiles Geschwindigkeitsmessgerät angeschafft, das künftig überall im Kreis eingesetzt werden soll, wo immer wieder Autofahrer zu schnell unterwegs sind.

Blitzeranhänger steht eine Woche lang in Bevern

Der Vorteil des mobilen Blitzers sei zudem, dass er rund um die Uhr und in beide Fahrtrichtungen Raser fotografieren kann, sagte Eva Sühlsen, Leiterin des Teams Ordnungswidrigkeiten in der Kreisverwaltung am ersten Einsatzort des neuen Geräts in Bevern.

Direkt an der Hauptstraße vor dem Beverner Gemeindehaus kurz vor der Kreuzung zur Elmshorner und Hemdinger Straße blinkte es immer wieder rot auf, während sie und ihre Kollegin Anja Stuhr vom Fachdienst Straßenbau und Verkehrssicherheit sowie Stephan Wirtz vom Elmshorner Bezirksrevier der Autobahnpolizei die Technik und Einsatzorte des neuen Blitzers erläuterten. Gut eine Woche soll er hier auf Wunsch der Gemeinde stehen bleiben und den Verkehr überwachen, kündigte Eva Sühlsen an und warnte: „Das Gerät macht auch im Dunkeln gestochen scharfe Bilder.“

Geschwindigkeitsmessungen für mehr Sicherheit

Bei dem mobil einzusetzenden Geschwindigkeitsmessanhänger handelt es sich um eine sogenannte Semistation der Firma Jenoptik. Ein ähnliches Gerät hatte der Kreis Pinneberg in Kooperation mit der Polizei im vorigen Jahr von Mitte Mai bis Mitte August probeweise ausgeliehen.

In diesen drei Monaten hat es so viele Temposünder erwischt, dass mit 90.000 Euro Verwarn- und Bußgeldern die Miete für das Geräts wieder hereingekommen sei, erläutert Fachdienstleiterin Anja Stuhr. An 17 verschiedenen Orten im Kreisgebiet konnte das Gerät 12.386 Raser unter den gemessenen 553.048 Fahrzeugen ausmachen. Der hochmoderne neue Blitzanhänger habe den Kreis Pinneberg jetzt 240.000 Euro gekostet.

„Uns geht es dabei nicht um Abzocke, sondern nur um mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen des Kreises Pinneberg“, betonte Valerie Wilms (Grüne) vom Verkehrsausschuss des Kreistages. „Wir sind uns hierbei fraktionsübergreifend einig und ziehen alle an einem Strang“, sagte Ausschussvorsitzender Jens Petersen (FDP). Der Antrag der Grünen, gleich noch zwei weitere Blitzgeräte anzuschaffen, ist aber vom Ausschuss zunächst noch zurückgestellt worden, da dafür auch zusätzlich drei Personalstellen in der Bußgeldabteilung notwendig gewesen wären.

Fokus liegt auf Straßen vor Kindergärten und Schulen

Dies sei ein klarer Beweis dafür, dass es den Kreispolitikern nicht um zusätzliche Einnahmen gehe, sondern darum, die Autofahrer zum angemessenen Fahren anzuleiten, sagte Kreistagsabgeordneter Torsten Hauwetter (CDU). Erst jüngst habe sich ein „Kamikaze-Fahrer“ in Ellerhoop mit hoher Geschwindigkeit überschlagen und sei 150 Meter weiter auf einem Carport gelandet.

Sommer 2020: Eva Sühlsen und Ausschussvorsitzender Jens Petersen (FDP) vor dem Leihgerät, das sich amortisiert hat.
Sommer 2020: Eva Sühlsen und Ausschussvorsitzender Jens Petersen (FDP) vor dem Leihgerät, das sich amortisiert hat. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

„Nur dann, wenn die Raser Gefahr laufen, auch erwischt zu werden, können solche Blitzgeräte einen Lerneffekt auslösen“, ist der Abgeordnete Petersen überzeugt. „Heute kann sich doch keiner mehr erlauben, seinen Führerschein zu verlieren.“ Dieser Lerneffekt sei bei mobilen Geräten, die für den Autofahrer immer wieder überraschend eingesetzt würden, erheblich größer als bei festinstallierten Blitzgeräten, auf die sich die ortskundigen Raser schnell einstellen könnten.

Die verschiedenen Einsatzorte des mobilen Blitzers werden künftig zwischen Kreisverwaltung und Polizei abgestimmt, erklärt Teamleiterin Sühlsen. Infrage kämen dafür in erster Linie die Straßen vor Kindergärten, Schulen und Altersheimen sowie Tempo-30-Zonen und Wohngebiete, wo oft zu schnell gefahren werde. „Wir werden dabei auch die Anfragen aus den Gemeinden berücksichtigen und Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen“, kündigt Eva Sühlsen an.

2020 wurden mehr als 5000 Raser erwischt

Außer dem neuen Blitzanhänger verfügt der Kreis weiterhin über seinen Bus-Blitzer, der aber von einem Mitarbeiter bedient werden muss. Die Polizei hat zudem einen Videowagen im Einsatz und ein Lasergerät, dessen Bedienung mehrere Beamte erfordere, das aber zurzeit defekt sei, sagte Polizeibeamter Wirtz.

Zudem blitzt der Kreis schon seit vielen Jahren Temposünder mit festen „Starenkästen“ in Bokholt-Hanredder, Heidgraben, Rellingen, Borstel-Hohenraden, Heede, Bilsen und Schenefeld, die 2020 immerhin 5350 Raser erwischten, die 2714-mal Bußgeld zu bezahlen hatten; 479 Autofahrer mussten zeitweise den Führerschein abgeben.

Mobiler Blitzer wurde auf den Namen Zeus getauft

Anfragen aus Elmshorn für die Wittenberger Straße und die Gärtnerstraße, aus Halstenbek für die Luruper Straße und aus Appen für die Hauptstraße, dort ebenfalls feste Blitzanlagen zu installieren, hat die Verkehrsbehörde in Absprache mit der Polizei allerdings abgelehnt. Dort seien keine Unfallschwerpunkte, lautete die Begründung dafür.

Einen eigenen Namen hat der mobile Blitzer auch erhalten. Nachdem das Testgerät bereits Anton genannt wurde, haben die Kreismitarbeiter das neue jetzt auf den Namen Zeus getauft. Das fand Ausschussvorsitzender Petersen sehr passend und kreativ, gilt der Göttervater Zeus doch in der griechischen Mythologie als der Herrscher über den Himmel sowie Blitz und Donner.