Quickborn/Itzehoe. Luisa C. hat die Leiche auf dem Reiterhof in Quickborn gefunden. Vor Gericht berichtet sie, wie der Angeklagte reagierte.

Luisa C. wirkt angespannt, die Stirn ist gerunzelt, ihre Haare hat sie in einem festen Knoten zurückgebunden. Genau ein Jahr nach dem brutalen Mord an Reiterhofbesitzer Andre Piontek (44) wird sie als Zeugin am Dienstagmorgen im Itzehoer Landgericht angehört. Die Aussage der 36-Jährigen gilt als wichtiger Punkt im Prozess gegen Jens von P. (41), der weiterhin seine Unschuld beteuert.

Mordprozess: Wer tötete Andre Piontek in Quickborn?

Luisa C. hatte den Leichnam des Besitzers des Quickborner Eulenhofs am frühen Abend des 29. Juni vergangenen Jahres mit zwei Kopfschüssen in seiner Küche gefunden. Die Mitarbeiterin gibt jedoch an, nichts über die Hintergründe der Tat zu wissen. Der Angeklagte hat sich ihren Aussagen nach den Tag über unauffällig verhalten haben.

Eigentlich sei ihr alles normal vorgekommen: „Das letzte Mal habe ich Andre am Vorabend gegen 19 Uhr gesehen“, sagt die Hamburgerin. Da hätten sie sich noch verabschiedet, bevor sie den Hof verlassen habe. Piontek habe davon gesprochen, abends noch wegfahren zu wollen. Die Zeugin sei aber davon ausgegangen, ihn am nächsten Tag wiederzusehen. Wohin er gehen wollte, habe er ihr nicht gesagt. „Es war alles wie immer“, sie habe keine Nachfragen gestellt.

Tatort Eulenhof. Während auf der Koppel vor dem Anwesen in Quickborn-Heide Pferde friedlich grasen, zeugen im Hintergrund Absperrband und Einsatzfahrzeuge von einem Gewaltverbrechen.
Tatort Eulenhof. Während auf der Koppel vor dem Anwesen in Quickborn-Heide Pferde friedlich grasen, zeugen im Hintergrund Absperrband und Einsatzfahrzeuge von einem Gewaltverbrechen. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Als sie am nächsten Tag um 8.30 Uhr wieder auf den Hof gekommen sei und Piontek nicht draußen war, habe sie vermutet „dass er ausschläft“ oder noch nicht zu Hause sei. Der jetzt angeklagte Jens von P. sei kurz nach ihr eingetroffen. Dann habe sie, wie üblich, die Pferde gefüttert. Als sie sich gegen 13 Uhr vom Hof entfernt hab e, sei Jens von P. ihr gerade wieder entgegen gekommen. Woher er kam, wisse sie nicht.

Zeugin sah zunächst nicht im Haus des nach dem Opfer

Später am Nachmittag sei sie dann noch mal zurückgekommen, da sie Andre Piontek auf dessen Wunsch einen Pediküretermin gemacht hatte. Als er nicht auf ihre Handynachricht antwortete, habe sie noch mal nach ihm sehen wollen. „Ich habe mich aber nur draußen umgeschaut“, so Luisa C. Sie habe ja nicht gewusst, ob er noch schlafe oder vielleicht „ein Date“ gehabt habe.

Obwohl sie üblicherweise häufig im Haus gewesen sei, habe sie an diesem Tag keinen Anlass gesehen, hineinzugehen. Den Termin habe sie dann selbst wahrgenommen.

Der Richter äußert sich verwundert darüber, dass die Mitarbeiterin nur im Außenbereich nach dem Hofbesitzer suchte. Schließlich habe sie auch erwähnt, dass es ungewöhnlich für Piontek gewesen sei, so lange nicht aus dem Haus zu kommen. Die Zeugin verteidigte ihr Handeln: Er sei ein „erwachsener Mann“ gewesen und habe am Abend ja noch von einem Vorhaben erzählt.

Zeugin schildert das Auffinden des Opfers

Als sie zwischen 16.30 und 17 Uhr zurückgekommen sei, habe sie mit Jens von P. und einigen Helfern die Pferde in den Stall gebracht. Über den Verbleib Pionteks habe sie sich zu diesem Zeitpunkt noch immer keine Gedanken gemacht. „Als ich nach seinen Hunden gucken wollte, bin ich dann reingegangen“, so die Zeugin.

Andre Piontek habe in einer „gigantischen Blutlache“ zwischen Küchentisch und - stühlen gelegen. „Es sah aus, als wäre er einfach vom Stuhl gekippt“, sagte Luisa C. in der Anhörung. Noch immer wirkt die Zeugin sichtlich geschockt, einmal ist sie den Tränen nahe.

Als sie das Blut gesehen habe, habe sie bereits geahnt, dass Fremdeinwirkung im Spiel war. Sie sei nach draußen gelaufen und habe Jens von P. durch eine Geste deutlich gemacht, was passiert war und, dass er kommen solle. „Er ist auf die Knie gefallen und hat geweint.“

Angeklagter beteuert seine Unschuld

Dann hätten sie gemeinsam die Küche betreten, der Angeklagte habe nur stumm dagestanden. Schließlich habe sie zuerst ihren besten Freund in Bremen angerufen, was bereits an vorherigen Prozesstagen für Verwunderung gesorgt hatte. „Ich brauchte erst mal selbst jemanden, der mich in dieser schlimmen Situation auffängt“, erklärt Luisa C. sich.

Auf den Rat des Freundes habe sie den Notruf verständigt. Jens von P. habe sie noch auf zwei Hülsen einer Waffe, die auf dem Boden lagen, aufmerksam gemacht. Einige Minuten später hätten sie dann das Tor für Polizei und Krankenwagen öffnen wollen. Die Aussage, dass sie der Ärztin zuerst gesagt habe, sie müsse warten, bis Jens von P. die Hunde weggesperrt habe, deckt sich nicht mit der des Sanitäterteams. Sowohl eine Notärztin als auch eine Sanitäterin berichteten zuvor, ein Mann habe sie zuerst nicht durchgelassen. Der Angeklagte war es laut ihren vorherigen Aussagen jedoch auch nicht gewesen.

Der Angeklagte und sein Freund und Geschäftspartner Andre Piontek sollen in Drogen- und Waffengeschäfte verwickelt gewesen sein. Die Vorwürfe, den Mord begangen zu haben, weist Jens von P. zurück.