Kreis Pinneberg. Am vergangenen Wochenende sind bei einer Vielzahl von Senioren Schockanrufe eingegangen. Täter wollen Geld.

Betrugsanrufe, überwiegend zum Nachteil älterer Menschen, reißen nicht ab. In schneller Abfolge entwickeln Betrüger immer wieder neue, perfide Varianten. Daraus weist nun das Landeskriminalamt hin. Neben den bekannten Maschen „Falscher Polizeibeamter“, „Enkeltrick“ oder „Gewinnversprechen“ geben sich die Täter in einer aktuellen Anrufwelle in Schleswig-Holstein als Ärzte oder Krankenhausmitarbeiter aus.

Seniorin aus Halstenbek um 10.000 Euro gebracht

Die Anrufer gaukeln den Angerufenen eindringlich und dramatisch vor, dass ein naher Angehöriger schwer, zum Beispiel an Corona, erkrankt sei und nur ein teures Medikament ihn retten könne, das noch gar nicht zugelassen und deshalb nur für sehr viel Geld zu beschaffen sei. Es werden bis zu 40.000 Euro gefordert.

Erst vor einer Woche haben derartige Trickbetrüger mit einer erfundenen Krankengeschichte eine 83 Jahre alte Frau aus Halstenbek um 10.000 Euro gebracht (wir berichteten). Nach Polizeiangaben täuschten die Kriminellen der Frau einen medizinischen Notfall vor, in dem sie der Seniorin am Telefon vorgaukelten, deren Tochter und Schwiegersohn seien schwer an Covid-19 erkrankt und würden in einem Krankenhaus in Niedersachsen liegen.

Für die Behandlung der Erkrankten müssten aber teure Medikamente aus dem Ausland bestellt werden – für 30.000 Euro. Die Betrüger brachten die Rentnerin schließlich dazu, mehr als 10.000 Euro von ihrem Bankkonto abzuheben und um die Mittagszeit an einen „Boten“ zu übergeben.

Polizei rät zu Misstrauen bei solche Anrufen

Am vergangenen Wochenende erhielt die Polizei Kenntnis von einer Vielzahl solcher Schockanrufe bei vorwiegend Seniorinnen und Senioren in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und in Flensburg. Aber auch in Kiel und im Kreisherzogtum Lauenburg ist es in jüngster Vergangenheit zu solchen Anrufwellen gekommen. Pro Tag werden dabei immens viele Personen angerufen, was die große Anzahl an bekannt gewordenen Versuchstaten erklärt.

Das Verhältnis zwischen Versuchen und vollendeten Delikten zeigt allerdings deutlich, dass viele ältere Menschen die Tricks der Betrüger kennen und nicht auf diese hereinfallen. In den rund 80 bekannten Fällen haben die Angerufenen vorbildlich reagiert, kontaktierten ihren vermeintlich todkranken Angehörigen und deckten so den Schwindel auf. Anschließend informierten sie die Polizei. In drei Fällen waren die Täter jedoch erfolgreich.

Die Polizei rät zu generellem Misstrauen gegenüber Anrufern, bei denen es um Leben und Tod oder bedeutende Sachwerte und damit verbundene Geldforderungen am Telefon geht. Das Gespräch sollte umgehend beendet, Angehörigen und die Polizei sollten über den Notruf 110 informiert werden.