Rellingen. Einfach nur Pflanzen kaufen, war gestern. Im Grünen Café in Rellingen lässt sich Gartenlust mit Muße und Süßem verbinden.
Schöne Cafés mit Gartenflair sind im Raum Pinneberg extreme Mangelware. Fast nichts gibt es, wo sich’s in grüner Umgebung gemütlich plauschen und dabei ein Heißgetränk genießen lässt. Das hat sich jetzt geändert, weil Sandy und Niels Reinke auf dem Gelände ihrer alteingesessenen Egenbütteler Baumschule in der Pinneberger Straße 80 ihr Grünes Café nebst nach drei Seiten offenem Glashaus eröffnet haben.
Kuchen und Pflanzen gibt es im Grünen Kaffee
Seitdem können Liebhaber frisch gebackenen Kuchens und exzellenter Kaffeespezialitäten aus der nahen Pinneberger Kaffeerei hier ihrer Leidenschaft frönen und Gartenfreunde sich ganz in Ruhe bei einem Cappuccino (mit Milch vom Nachbarhof Kruse) durch den Kopf gehen lassen, wie sie denn nun welche Ecke zu Hause bepflanzen wollen.
Es ist erst sechs Jahre her, dass Niels Reinke die Baumschule von seinem Vater übernommen hat. Er führt sie nun in der dritten Generation. Vor drei Jahren haben er und seine Frau Sandy dann die Grüne Galerie gegründet, weil sie die eigene Ware auch an Privatkunden verkaufen wollten, die immer wieder danach gefragt hatten. Ständig hatten die Baumschuler sie dafür zu den Gartencentern der Umgebung schicken müssen. „Es war dann aber so schön grün hier in der Galerie – warum können die Leute nicht einfach zwischen den Pflanzen sitzen? Das haben wir uns gefragt“, erzählt Sandy Reinke.
Sie selbst kommt nicht aus dem Garten- und Landschaftsbau, sondern hat internationale Betriebswirtschaftslehre studiert und lange in Konzernen gearbeitet. In der Baumschule ist sie für die Zahlen und das Marketing zuständig: „Mein Mann ist der Kreative von uns beiden. Aber letzten Endes entwickeln wir die Ideen gemeinsam.“
Schwerpunkte sind Forst- und Heckenpflanzen
Dass Niels Reinke sein Handwerk und Können von der Pike auf gelernt hat und den grünen Daumen mit einem Händchen fürs Metier verbindet, ist auf Anhieb zu erkennen. Die Grüne Galerie ist nämlich mehr als eine normale Gartenhandlung. Sie ist Quelle vielfältiger Inspiration und setzt dennoch bestimmte Schwerpunkte.
Alte, knorrige Obstbäume zum Beispiel. Die gibt es hier zu kaufen. Ob sie den ältesten von allen, der um die tausend Euro kostet, überhaupt noch aus dem riesigen Topf herausbekommen, kann Sandy Reinke nicht beantworten. Eigentlich sei er ja sowieso unverkäuflich.
Aber alle anderen, die sind zu erwerben, und im Herbst hängen sie über und über voll mit Früchten – ganz anders als junge Bäume, wo die frisch gebackenen Besitzer sich jahrelang in Geduld üben müssen, bis sich das, was sie hergeben, als Ernte bezeichnen lässt. Zweiter traditioneller Schwerpunkt der Baumschule sind Forst- und Heckenpflanzen im Quick-Pot, die sehr gut anwachsen.
Um seinen neuen Privatkunden frische Ideen einzugeben, hat Niels Reinke Musterbeete geschaffen. So sehen Besucher, wie die Gehölze, Sträucher, Stauden und sonstigen Pflanzen kombiniert werden können – und wenn ihnen etwas gefällt, können sie sich die gewünschten Töpfe einfach aus dem gepflegten Musterbeet herausnehmen.
Prunkstück ist der Asia-Garten mit Bonsais
Aus Funkien, Rhododendren, Farnen und Prachtspieren etwa hat Reinke ein Schattenbeet gestaltet, dann wieder einen frei interpretierten Bauerngarten. Das Prunkstück ist der Asia-Garten mit allerlei prächtigen Formgehölzen aus Nadel- und Laubbäumen und Bonsais, außerdem haben die Reinkes Spalier-Zierobst anzubieten.
Wie das, was sich Gartenfans erträumen, mit den Boden- und Lichtverhältnissen daheim in Einklang zu bringen ist, vermittelt das Fachpersonal der Grünen Galerie, die im Übrigen auch eine Kollektion englischer Rosen des berühmten Züchters David Austin da hat.
Aber zurück zum Café. „Wir haben schon vor Jahren darüber gesprochen, so etwas wie das hier zu machen“, sagt Niels Reinke. „Wir wollten die Pflanzen anders präsentieren und Synergien schaffen. Unsere Überlegung war: Wo gibt’s hier nette Cafés? Dafür musste man in die Marsch fahren. Wir hätten das hier nicht gemacht, wenn wir davon nicht überzeugt wären, dass das klappt.“ Bisher kann er nur feststellen: „Alle finden es toll. Hier ist ein gewisses Flair, eine Atmosphäre entstanden. Das kam im stressigen Alltag zu kurz.“
Traditionelle Quarktorte und Erdbeer-Rhababerkuchen
Die kleinen und größeren Café-Tische sind gesäumt von sogenannten Dachbäumen. Die sind so geschnitten, dass sie sich nicht nach oben ausdehnen, sondern in die Breite wachsen. Damit sich diese Form verdichtet, müssen sie natürlich jedes Jahr geschnitten werden. Am Eingang zum strahlend hellen, dennoch gemütlichen Café stehen Mandarinenbäumchen in Töpfen, ein Zitronenbaum und Olivenbäume. Drinnen läuft ruhiger Jazz, den Sandy Reinke ausgesucht hat.
Für ihr Café, das sie ausdrücklich „mit Herz“ betreibt, backen sie und ihre Schwiegermutter den Kuchen selbst, sie schwört auf ihre traditionelle Quarktorte mit fluffiger Eiweißhaube und auf den Erdbeer-Rhabarberkuchen. „So was hier muss eine Leidenschaft sein“, sagt Sandy Reinke. „Für mich ist das wichtigste, die Kunden glücklich zu machen.“
Grünes Café in der Grünen Galerie der Baumschule Reinke, Pinneberger Straße 80, Rellingen. Geöffnet Di–Sa 11–17, So 12–17 Uhr. Sonntags auch Pflanzenverkauf, aber keine Beratung.