Kreis Pinneberg. Umfrage ergibt: Unternehmen in der Region erwarten Aufträge wie in der Vor-Corona-Zeit. Aber Rohstoffmangel bremst sie.
Für die meisten Unternehmen im Kreis Pinneberg wäre die Krise vorbei – wenn denn die Lieferengpässe und Knappheit der Rohstoffe nicht wären. Mehr als 90 Prozent der befragten Betriebe erwarten für das zweite Halbjahr 2021 wieder Auftragseingänge, die „ein Niveau der Vor-Corona-Zeit erreichen“. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste hervor, an der sich auch 29 Unternehmen aus dem Kreis Pinneberg beteiligt haben.
Lieferengpässe und Rohstoffpreise bereiten Sorgen
„Die Unsicherheit von der Befragung Ende 2020 ist einem deutlich zuversichtlichen Blick in die Zukunft gewichen“, fasst Verbandsgeschäftsführer Ken Blöcker das Ergebnis der halbjährlichen Befragung zusammen. „Der Krisenmodus ist vorbei. Die Unternehmer sind sehr optimistisch, auch wenn sie noch mit den indirekten Folgen der Pandemie zu kämpfen haben.“
Dazu zählt er vor allem die Lieferengpässe und galoppierenden Rohstoffpreise insbesondere für Holz, Kunst- und Dämmstoffe, Metalle und elektronische Bauteile, wovon fast 60 Prozent der befragten Unternehmen betroffen seien. „Das führt bei einigen zu der absurden Situation, dass die Auftragsbücher voll sind, sie aber dennoch Kurzarbeit anmelden müssen“, sagt Blöcker.
Die Firmen versuchten, durch mehr Lagerhaltung gegenzusteuern, was aber ihre Liquidität verringere. Das führe dazu, dass sie mit Kunden und Dienstleistern darüber verhandeln müssen, wer die Mehrkosten zu tragen habe, ergänzt Mitgeschäftsführer Sebastian Koch. Selbst kleinste Teile wie elektrische Sicherungen, die offenbar knapp geworden sind, würden Bauvorhaben oder Projekte erheblich verzögern, weil zum Beispiel elektrische Anlagen nicht rechtzeitig scharfgeschaltet werden könnten. Jedes fünfte Unternehmen müsse mit längeren Lieferzeiten fertig werden. Vor einem halben Jahr sei das noch gar kein Thema gewesen, sagt Blöcker.
Steigende Aufträge für jedes dritte Unternehmen
Dafür haben sich die wichtigsten Konjunkturdaten im Vergleich zum Jahresende 2020 zum Teil erheblich verbessert. Nur noch 38 Prozent der befragten Firmenchefs spürten den Fachkräftemangel statt zuvor noch 61 Prozent. Mit 19 Prozent klagten nur noch weniger als halb so viele Unternehmer über zu geringe Aufträge wie vor einem Jahr.
Jedes dritte Unternehmen habe sogar seit Januar steigende Aufträge verbuchen können. Mehr als jedes zweite Unternehmen erwartet eine wirtschaftliche Besserung noch in diesem Jahr. Vor einem Jahr wagte nur jeder achte befragte Manager, so zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Im selben Zeitraum ist der Anteil der Schwarzseher von 64 Prozent auf nur noch acht Prozent gefallen.
Vor allem jene Branchen, die wie Hotels, Gaststätten und der stationäre Einzelhandel vom monatelangen Corona-Lockdown am schwersten getroffen waren, würden diese positive Einschätzung befeuern. Jedes vierte Unternehmen musste mit Umsatzeinbußen von mehr als zehn Prozent, jedes zwölfte sogar mit mehr als 50 Prozent zurechtkommen.
Verbandsgeschäftsführer erwarten Abkehr vom Homeoffice
Zurzeit seien die befragten Betriebe im Kreis Pinneberg zu 85 Prozent ausgelastet, was ebenfalls einer leichten Steigerung zur Dezember-Umfrage (83 Prozent) entspricht. Mehr als jedes zweite Unternehmen hat seine Investitionen gesteigert. Das waren im ersten Halbjahr 2020 nur 40 Prozent. Auf den Personalbestand zeigte diese Entwicklung bislang noch keine Auswirkungen. Die meisten Betriebe (81 Prozent) haben die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehalten, etwa gleich viele ab- und aufgebaut. Das wird sich nach den Angaben der Befragten auch im nächsten halben Jahr nicht ändern.
Die Verbandsgeschäftsführer erwarten auch wieder eine verstärkte Rückkehr zum Arbeiten im Betrieb. So könnte das Arbeiten im Homeoffice nicht die kurzen Wege, schnellere Absprachen und bessere Erreichbarkeit im Betrieb adäquat ersetzen, sagte Geschäftsführer Koch. Zumal dies „einen Keil zwischen die Belegschaft treiben könnte“, weil die gewerblichen Mitarbeiter mit eher „schmutzigen Arbeitsplätzen“ gegenüber den kaufmännischen Kollegen im sauberen Büro benachteiligt würden.