Kreis Pinneberg. In 140 Kindertagesstätten sollen gut 14.500 Kinder auf Corona getestet werden, um Schließungen zu vermeiden. Die Details.

Direkt nach den Sommerferien wird in allen rund 140 Kindertagesstätten des Kreises Pinneberg ein sogenannter Lolli-Test-Modellversuch starten. Soll heißen, mit dieser Methode soll vom 2. bis 16. August ein Corona-Test vorgenommen werden. Das beschloss der Hauptausschuss des Kreistages auf seiner Sitzung am Mittwochabend.

Tests sollen Kita-Schließungen vorbeugen

Mithilfe des „Lolli-Tests“ soll das Infektionsgeschehen mit möglichen Coronavirus-Ansteckungen unter den 14.500 betreuten Kindern kontrolliert und wissenschaftlich ausgewertet werden, kündigte Landrätin Elfi Heesch an. Zudem möchte die Kreisverwaltungschefin mit diesem Laientest auf freiwilliger Basis herausfinden, wie die Eltern damit umgehen können.

Denn der relativ einfach anzuwendende „Lolli“- oder Nasentest solle zu Hause zweimal wöchentlich gemacht werden, um mögliche Ansteckungen von vornherein aus den Kindertagesstätten herauszuhalten. „Wir wollen die Ergebnisse dann medizinisch auswerten und auf dieser Grundlage weiter agieren“, kündigte Landrätin Heesch an.

Hintergrund ist das beabsichtige Abwenden von neuen Kita-Schließungen. Denn ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner dürften nach der Landesverordnung die Kitas nur noch eingeschränkt geöffnet sein, wenn dieser Wert fünf Tage hintereinander anhalten sollte.

180.000 Euro für die „Lolli-Tests“

Mit dem Modellversuch, der inzwischen bis auf Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in allen anderen Bundesländern bereits angewendet werde, könnte die Verwaltung gezielte zusätzliche Informationen zum Infektionsstand und der Ansteckungsgefahr in dieser jungen Altersgruppe und in den Kitas erfahren und die Entscheidungslage besser bewerten, führte Landrätin Heesch aus. Momentan etwa liegt die Ansteckungsrate bei den bis zu Vierjährigen mit 26,6 Neuinfektionen und bei den Fünf- bis 14-Jährigen mit 50,5 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner über dem Kreisdurchschnitt.

Die Kreispolitiker genehmigten die dafür benötigten Haushaltsmittel in Höhe von 180.000 Euro. Der Kreistag hatte erst jüngst ein Budget von einer halben Million Euro bewilligt, um mögliche, mit der Coronakrise zusammenhängende Ausgaben und Aktivitäten schnell und unbürokratisch tätigen zu können.

Geplant ist nun von der Verwaltung, 58.000 Corona-Laientests für jeweils 3,10 Euro anzuschaffen. Das soll reichen, um jedes Kita-Kind zweimal pro Woche während des Modellversuchs zu Hause von den Eltern testen zu lassen.

Inzidenz im Kreis seit 28. Mai unter 30

SPD-Fraktionschef Hans-Peter Stahl gab dabei zu bedenken, dass das Angebot dieser Tests nicht nach zwei Wochen aufhören dürfte, wenn sie angenommen würden und es medizinisch angezeigt sei. Jedenfalls müsste die Verwaltung damit rechnen, dass Eltern diese Tests auch nach der Modellversuchsphase einfordern könnten.

Alexandra Waßong von der Bürgerlichen Mitte kritisierte, dass die Kinder aller Kitas getestet werden sollten, unabhängig davon, ob es sich um Orte mit hohen Inzidenzwerten handele. Sie fände es besser, wenn die Tests zunächst in den Städten mit hoher Ansteckungsgefahr gemacht würden. Gleichwohl stimmten alle Mitglieder des Hauptausschusses dem Vorschlag der Verwaltung zu.

Laut Kreisverwaltung habe sich das Infektionsgeschehen im Kreis Pinneberg erheblich beruhigt. Die Inzidenz liegt seit dem 28. Mai kreisweit unter 30 und aktuell bei einem Wert unter 20. Auch in den Krankenhäusern und Pflegeheimen habe sich die Lage beruhigt, so die Landrätin. „Über 60-jährige sind aktuell kaum noch betroffen.“ Bei den Über-80-Jöhrigen ist die Inzidenz 0. Von den 366 Todesfällen im Kreis waren drei von vier über 80 Jahre und 21,9 Prozent zwischen 60 und 79 Jahren alt.