Elmshorn. Elmshorner Trägerverein hat den alten Frachtsegler als Traditionsschiff abgemeldet – und damit die Zukunft des Schiffs gesichert.

Jetzt ist es amtlich: Der Elmshorner Ewer „Gloria“ ist kein Traditionsschiff mehr und wird somit im Schiffsregister künftig als Sportboot geführt. „Das ist eine große Erleichterung“, sagt Ulrich Grobe, Erster Vorsitzender des Trägervereins Freunde des Ewer „Gloria“, dessen Liegeplatz direkt vor den Kölln-Werken in Elmshorn ist. „Damit fallen all die geltenden Sicherheitsverordnungen oder auch neue Verordnungen für Traditionsschiffe für uns weg.“ Und das bedeutet ganz klar: weniger Ausgaben für das betagte Museumsschiff.

Ewer „Gloria“: Segeltörns wegen Corona nicht möglich

Aufgrund der seit 2018 geltenden Sicherheitsverordnung für deutsche Traditionsschiffe des Bundesverkehrsministeriums müsste der Trägerverein ab diesem Jahr unter anderem eine Stabilitätsprüfung für 10.000 Euro vorweisen, die Gemeinnützigkeit zweimal in fünf Jahren von einem Wirtschaftsprüfer für 12.000 Euro belegen und das Schiff alle zwei Jahre von einem Sachverständigen der Berufsgenossenschaft begutachten lassen, was 1000 Euro kostet.

Geld, das die Ehrenamtlichen nicht haben. Denn durch das coronabedingte Auslaufverbot sind die Einnahmen durch regelmäßige Segeltörns über Krückau und Elbe sowie Tagesfahrten nach Kollmar, Wedel und Uetersen gestoppt worden, während die Fixkosten für die Instandhaltung, Versicherungen und Sicherheitsabnahmen weiterliefen.

Trägerverein bekam keine Corona-Hilfen

Wie alle Eigentürmer von Traditionsschiffen hat der Trägerverein der „Gloria“ bereits ein ständiges Auf und Ab der Verordnungen hinter sich. Die ursprüngliche Fassung der Sicherheitsverordnung sah bauliche Vorschriften vor, die zu erfüllen auch beim Ewer nicht möglich gewesen wären. Proteste der Traditionsschiffsvereine und das Engagement von Politikern hatten bei der Sicherheitsverordnung schließlich zur Folge, dass es zu einem Kompromiss kam.

Aber Überbrückungshilfen und Geld aus dem Corona-Härtefallfonds als erste Hilfe gegen die fast hundertprozentigen Einnahmeausfällen konnte der Verein nicht beantragen. „Als Verein mit Ehrenamtlichen fallen wir durchs Raster“, erklärt Grobe. Im August des vorherigen Jahres waren daher die Frustration, Verdrossenheit und die Wut auf das Verkehrsministerium groß, selbst von einer Verschrottung war die Rede. Daher hat der Trägerverein beschlossen, den Ewer Ende des Jahres 2020 als Traditionsschiff abzumelden (wir berichteten).

Wer mitsegeln möchte, sollte Spenden

„Jetzt dürfen nur noch zwölf Nasen an Bord“, sagt Grobe, vorher waren es bis zu 25. Das heißt, unter Motor dürfen maximal neun Mitsegler zuzüglich der Crew auf dem Ewer mitfahren. Und diese Mitsegler sollten segelaffin sein, denn es wird erwartet, dass sie an Bord mithelfen: „Von Becher abwaschen bis Segelsetzen“, wie Grobe erklärt, „denn wir sind ja kein Passagierschiff mehr“.

Weniger Passagiere bedeuten auch weniger Einnahmen. Und Tickets werden den Fahrgästen auch nicht mehr verkauft. Wer mitfahren möchte, sollte spenden. „Und auf die sind wir wirklich angewiesen“, sagt der Vorsitzende.

Der Verein benötigt für weitere Fahrten und auch für den Fortbestand des 123 Jahre alten Schiffes langfristig neue Mitglieder. Momentan sind es 60 Ehrenamtliche, die sich um die Belange des Ewers kümmern. Eine segelsportliche Vorbildung „wäre schön“, ist aber keine Voraussetzung. Willkommen sind alle, die sich für das Schiff interessieren.

Ewer „Gloria“ muss überholt werden

Gewohnte Fahrten wie auf der Krückau hinunter in Richtung Sperrwerk und wieder zurück in den Elmshorner Hafen wird es mit dem Traditionsschiff ebenfalls nicht mehr geben, „weil das Hochwasser-Zeitfenster aufgrund der Verschlickung zu klein geworden ist“, erklärt Grobe. Geplant sind ab August Törns nach Glückstadt mit einer Rückfahrt am nächsten Tag oder Tagesfahrten nach Stade und wieder zurück nach Elmshorn. Genaue Termine kann Grobe noch nicht nennen, die Corona-Lage lasse eine Planung noch nicht zu.

Bevor es wieder auf die Elbe geht, stehen noch Überholungsarbeiten auf dem Plan. In der Museumswerft im Elmshorner Hafen wird der Klappmast überarbeitet und gestrichen.

1898 wurde die „Gloria“ als Stahlschiff mit Holzboden auf der Kremer-Werft in Elmshorn gebaut. Genutzt wurde das Schiff vorwiegend zum Transport von Getreide für eine Mühle an der Oste, einem Nebenfluss der Elbe. Es repräsentiert die bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Niederelberaum verbreitete Kleinschifffahrt.

Ab 2001 wurde das Schiff restauriert

1926 konnte der Segler gegen die Konkurrenz von Lkw und Eisenbahn nicht mehr bestehen. Der Finkenwerder Frachtschiffer H. J. Meier gab ihm den Namen „Meta II“ und ließ den ersten Motor einbauen. 1935 erwarb die auf Finkenwerder ansässige Deutsche Werft das Fahrzeug. Unter dem Namen „D.W.6“ wurde es bis 1965 als Arbeitsbühne zum Anmalen großer Schiffe zum Auffischen von Stapelholz nach Stapelläufen gedient haben.

Unter dem Namen „Max“ war das kaum noch als Frachtsegler erkennbare Boot seit 1965 für kleine Umschlags- und Wasserbaufirmen im Hamburger Hafen im Einsatz. Denen diente es als selbst fahrende Motorschute im innerbetrieblichen Transport, inzwischen versehen mit einem Motor mit 50 PS. Die letzten Jahre hat „Max“ nur noch als Müllschute gedient.

Ab August 2001 wurde das Schiff in Elmshorn restauriert. Seit 2004 wurden öffentliche Fahrten angeboten, deren Erlös zum Erhalt des Schiffes beitrugen.