Kreis Pinneberg. In Pinneberg hat sich jetzt Omas for Future gegründet. Was die Ziele der Initiative sind und was sie jetzt als Erstes tun.
Sie sind mitgelaufen auf den Demonstrationen von Fridays for Future, haben sich schon immer für Umwelt- und Naturschutz interessiert und sind jetzt selbst aktiv geworden: Almuth Bretschneider (64) und Suki Leweck (68), zwei dreifache Mütter und Großmütter aus Pinneberg, haben zusammen mit Gisela Brunner-Rab und Evelyn Tellkamp eine neue Regionalgruppe der Omas for Future gegründet. Damit sind sie Teil einer bundesweiten Initiative von Menschen – Opas und Jüngere willkommen –, die sich für eine lebenswerte Zukunft ihrer Enkel und der nachfolgenden Generationen einsetzt.
Die Omas for Future, von denen es bundesweit rund 40 Regionalgruppen gibt, wenden sich an die Generation 50 plus, die in Deutschland fast die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, aber nach eigener Aussage weit mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoßes verursacht. Die Initiative wurde 2019 in Leipzig gegründet.
Fast immer mit dem Fahrrad unterwegs
„Ich habe mir schon lange Sorgen gemacht über den Klimawandel. Das, was man hört, kann man nicht ignorieren. Wer da nicht nachdenklich wird, ist tatsächlich ignorant“, sagt Suki Leweck, die in Japan geboren wurde, aber schon 40 Jahre in Pinneberg lebt. „Wir müssen unsere Natur lieben, so wie wir unsere Kinder lieben. Jeder kann ein bisschen was machen.“ Darauf komme es schließlich an. Und wenn man es ernst meine, müsse man vor der eigenen Tür kehren, das wissen beide. Wenn Suki Leweck in Pinneberg unterwegs ist, dann fast immer umweltschonend mit dem Fahrrad. Im Garten baut sie Gemüse an und Pflanzen, die bedrohte Insekten mögen.
In Japan herrschen bis heute zwei Religionen vor: der Buddhismus und der Shintoismus, dessen Wurzeln ihr sehr wohl bewusst sind: „In dieser alten Religion glaubt man, dass die Götter in Bäumen oder in einem Berg wohnen“, erzählt Suki Leweck. Animistische Glaubensformen existieren über den ganzen Erdball hinweg, ob bei den Indianern, den Inuit, in Afrika oder eben in Japan. Auch die Heiden glaubten, dass in Sonne und Mond Götter wohnten. Diese Grundüberzeugungen sind im Abendland anders, getrennter.
Die geistige Trennung von Natur, Gott und Mensch hat sich im 20. und 21. Jahrhundert weiter verschärft. Dieser spirituelle Aspekt des Daseins hat eine philosophische Komponente, die besagt, dass das ganzheitliche Weltempfinden verloren geht. Und das kann gefährlich werden für das Überleben der Menschheit. Mit spirituellen Fragen war Almuth Bretschneider sehr oft befasst. Als Pastorin in Uetersen hat sie die Bibel sehr gründlich gelesen. Dort stehe nicht nur, der Mensch solle sich die Erde untertan machen, sondern auch, dass Gott die Menschen in den Garten Eden gesetzt habe, auf dass sie ihn bebauten und bewahrten. „Wer seine Lebensgrundlagen zerstört, führt das ad absurdum“, schließt Almuth Bretschneider daraus.
Mit Protest gegen gefällte Bäume ging es los
Auch sie fährt in Pinneberg meist mit dem Fahrrad, hat aber noch ein Auto vor dem Haus stehen, das auch ihr Mann nutzt. Sie wohnt im Quellental. Und als sie sah, wie rücksichtslos die Robinien gegenüber dem südlichen Eingang zum Bahnhof abgesägt worden waren, hat sie sich spontan an dem Protestmarsch der Anwohner zum Bahnhof beteiligt (wir berichteten).
Aber sie hat noch mehr in die Tat umgesetzt: In diesem Jahr hat Almuth Bretschneider zum ersten Mal eine Fläche beim Schäferhof gepachtet, wo allerlei Gemüse angesät wurde. Ein Jahr lang ist sie nun zuständig dafür, auf ihrem Ackerstreifen Unkraut zu zupfen und zu gießen. Die biologisch erwirtschafteten Erträge darf sie mit nach Hause nehmen. Damit leistet sie einen kleinen Beitrag zu einer nachhaltigen, schonenden Wirtschaftsweise.
Runter vom Sofa, raus aus der Komfortzone
Jetzt, da die beiden im Ruhestand sind und die ersten Enkelkinder geboren werden, fragen sie sich um so dringlicher, wie die Zukunft für die Jugend eigentlich aussehen soll. Almuth Bretschneider hatte sowieso vor, sich ehrenamtlich umweltpolitisch zu engagieren, und dann legte ihr die Pandemie sozusagen Omas for Future vor die Füße. „Als ich das Freunden und Bekannten erzählt habe, fanden das viele gut“, sagt sie, „ich sehe da ein großes Potenzial. Und wir Älteren haben jetzt Zeit dafür.“
Als erste öffentliche Aktion wollen die vier frischgebackenen Aktivistinnen sich an der bundesweiten Aktion Klimaband beteiligen. Dazu wollen sie ab Juni auf dem Pinneberger Sonnabend-Wochenmarkt Menschen ansprechen. Auf Bänder sollen die Maßnahmen und Inhalte schreiben, die den Klimawandel eindämmen können. Zum Beispiel: „Sich und der Natur Gutes tun, mehr Rad fahren!“ Diese Bänder werden Ende September nach einer großen Sternfahrt im Berliner Regierungsviertel präsentiert.
Für den Kreis Pinneberg wünschen sie sich: „Wir möchten bekannt werden, sodass mehr Leute etwas für die Umwelt tun“, sagt Suki Leweck. „Ja“, pflichtet Almuth Bretschneider ihr bei, „die Füße unterm Sofa hervorgeholt und raus aus der Komfortzone!“ Nächste ganz konkrete Maßnahme: „Wir backen Kuchen und schmieren Brötchen für die Jugendlichen im Klima-Camp vor der Drostei.“
Kontakt:pinneberg@omasforfuture.de