Elmshorn/Itzehoe. Im Mordprozess gegen Maxim R. sagen der beste Freund und die Ex-Frau des Angeklagten im Landgericht Itzehoe aus.
Mit zwei wichtigen Zeugen hat die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe am Freitag den Mordprozess gegen den Elmshorner Maxim R. fortgesetzt. Der 33-Jährige steht unter Anklage, am frühen Morgen des 23. September in einem Park am Hainholzer Damm Viktor W. (32) mit einer Eisenstange so brutal und mehrfach auf den Kopf geschlagen zu haben, dass dieser daran starb.
Das Opfer war mit der Ex-Frau des Angeklagten seit einigen Monaten liiert und wohnte auch bei ihr. Maxim R. lebte seit eineinhalb Jahren vor der Tat von der Mutter seiner drei Kinder getrennt. Mit Spannung erwartet wurde die Aussage der geschiedenen Ex-Frau Ella R. (29).
Vor Gericht beschrieb die Frau unter Tränen, wie sie die letzten Stunden mit ihrem getöteten Liebhaber verbracht hat. Und was sie dachte, als sie erfuhr, dass er tot war, nachdem sie stundenlang vergeblich versucht hatte, ihn am Telefon oder per Sprachnachricht zu erreichen.
Mit Eisenstange erschlagen: Krankhafte Eifersucht das Motiv?
„Mein erster Gedanke war, dass er es war“, sagte sie und meinte damit ihren Ex-Mann. Dieser habe sie und ihre Freunde, mit denen sie nach der Trennung zusammen war, immer wieder bedroht und ihnen nachgestellt. Wenn sie mit dem späteren Opfer und ihrer Tochter unterwegs gewesen sei, sei Maxim R. plötzlich aufgetaucht und habe sie zur Rede gestellt.
Und als sie einmal nachts um 3 Uhr von einer Feier nach Hause kamen, klingelten plötzlich das Telefon und die Türklingel, wobei sie ihren Ex-Mann im Verdacht hatte. „Schöne Grüße von deinem Ex“, hörte sie durch die Haussprechanlage. Es sei zum Verzweifeln gewesen, schilderte die junge Frau die krankhafte Eifersucht ihres Ex-Mannes.
Einmal, als sie mit der kleinen Tochter im Keller gewesen sei, habe der Ex-Mann sich zu ihrer Haustür geschlichen und ihren Freund Viktor W. aufgefordert, nach draußen zu kommen. Sie sah dann, wie die beiden vor der Haustür miteinander sprachen, wobei ihr Ex-Mann wild gestikuliert und sie durchs Fenster grinsend angesehen habe.
Ihr Freund habe sie hinterher beruhigt, es sei alles geklärt, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Er habe ihrem Ex-Mann versichert, dass er sich nicht in sein Verhältnis zu seiner Tochter einmischen, sich immer um sie kümmern würde, erinnerte sich die Zeugin.
Hatten der Ex-Mann und der neue Freund eine alte Rechnung offen?
Ihr Ex-Mann und ihr Freund schienen aber auch irgendeine alte Rechnung offen gehabt zu haben. Was dies gewesen sein könnte, wisse sie aber nicht. „Viktor hat darüber nicht gesprochen.“ Wenige Tage vor der Tat habe sich die Situation zugespitzt. Der Angeklagte war drei Tage davor mit seiner kleinen Tochter unterwegs, wobei diese sich bei einem Unfall schwer am linken Ohr verletzte.
Sie wurde ins UKE gebracht, wo sie mehrere Tage stationär behandelt wurde. Die Mutter machte ihrem Ex-Mann Vorwürfe, als sie gemeinsam in der Notfallaufnahme aufeinander trafen. Maxim R. forderte sie erneut auf, sie möge ihm das Sorgerecht für die Tochter geben, was sie aber strikt ablehnte. „Entweder du gibst mir das Kind oder ich nehme dir, was dir am liebsten ist“, habe der sie daraufhin im Krankenhaus bedroht.
Als die vier Jahre alte Tochter dann auf die Kinderstation gebracht wurde und laut nach Viktor schrie, sei der Ex-Mann ausgeflippt und habe gerufen: „Das war’s. Ich reiß ihm den Kopf ab.“
Um Mitternacht, wenige Stunden vor seinem Tod, sei Viktor noch bei ihr und der Tochter im Krankenhaus gewesen, sagte die Zeugin. Sie hätten sich lange umarmt, Pläne für Weihnachten geschmiedet und die Sterne beobachtet, sagte Ella R. und schluckte die Tränen runter. „Das war das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben.“ Irgendwie sei ihr Freund anders als sonst gewesen, ruhig, in sich gekehrt. „Er war nicht er selbst.“
Am nächsten Morgen tauchte ihr Ex-Mann wenige Stunden nach der Tat erneut im Krankenhaus auf. Was sie überraschte, da er seine älteren Söhne, die bei ihm lebten, zur Schule bringen musste. Er musste sich auch wieder stärker auf seine Krücke stützen, da er auch bei dem Unfall am Bein verletzt wurde. Am Tag zuvor habe er noch ohne Krücken seine Tochter auf den Arm nehmen können.
Bei dem Besuch nach der Tat berichtete er von dem Hubschrauber, der um 4.30 Uhr das fast leblose blutüberströmte Opfer ins Krankenhaus flog. „Da ist was Schlimmes passiert. Irgendjemand wurde da kalt gemacht“, habe ihr Ex-Mann gesagt und sich genau an die Uhrzeit erinnert. Sie selbst sei da noch im Ungewissen gewesen, erfuhr erst am Nachmittag vom Tod ihres Geliebten. Sie stellte Maxim R. telefonisch zur Rede. Der stritt eine Tatbeteiligung ab.
Auch Viktor S., seit mehr als zehn Jahren „der beste Freund“ des Angeklagten, wunderte sich sehr, als dieser am Tattag frühmorgens um 6 Uhr erst bei ihm anrief und dann plötzlich vor der Tür stand. Er solle ihn ins Krankenhaus zu seiner Tochter fahren, bat der, was er dann auch tat. Als sie gegen Mittag nach Elmshorn zurückkehrten, wurde Maxim verhaftet.
Viktor S. berichtete noch, dass Maxim R. ihn und einen anderen Kumpel mehrfach aufgefordert hätte, nach den neuen Freunden seiner Ex „Ausschau“ zu halten, was diese aber verweigert hätten. Diese Hilfe bräuchte er aber eigentlich nicht, so der Zeuge. Da Maxim R. von seiner neuen Wohnung, die offenbar genau gegenüber der seiner Ex-Frau lag, diese sehr genau beobachten und so wissen konnte, wann sie mit wem nach Hause kam.
Öfters habe der Angeklagte angekündigt, dass er die neuen Freunde seiner Ex-Frau aufsuchen und ihnen „auf die Schnauze hauen“ wollte. Einmal habe er auch auf Russisch zu ihm gesagt: „Wenn er nicht weggeht, bringe ich ihn um.“ Er habe das aber nicht ernst genommen, beteuerte der Zeuge. Der Prozess wird fortgesetzt.