Elmshorn. Arbeitnehmervertreter und Unternehmensführung haben lange verhandelt. Nun wurde ein erster Kompromiss erreicht. Das sind die Details.
Der Arbeitsplatzabbau beim Elmshorner Autozulieferer Autoliv ist nicht zu verhindern – und wird noch in diesem Jahr beginnen. Das ist das Ergebnis nach zähen, monatelangen Verhandlungen zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Arbeitgeber. Am Montag wurde den Beschäftigten demnach mitgeteilt, dass bis zum Ende des Jahres 100 Arbeitsplätze gestrichen werden. Das bedeutet: Bis zu 78 Beschäftigte der Stammbelegschaft werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Dennoch zeigten sich sowohl Arbeitnehmervertreter als auch das Unternehmen zufrieden mit der gefundenen Lösung.
Nachdem das international tätige Unternehmen vor knapp einem Jahr angekündigt hatte, die Produktion von Sicherheitsgurten in Elmshorn bis Mitte des Jahres 2023 schließen zu wollen und nach Ungarn zu verlagern, waren Streiks und Verhandlungen gefolgt. Nun gab es eine erste Einigung über die geplante Personalreduktion am Standort mit einem Sozialplan und einem Interessenausgleich.
Bis Ende des Jahres werden etwa 100 Arbeitsplätze inklusive der befristeten Verträge und Leiharbeitskräfte sozialverträglich abgebaut. Nach Gewerkschaftsangaben besteht das Paket aus insgesamt sechs Vereinbarungen. Etwa die Hälfte der gestrichenen Arbeitsplätze betreffe den gewerblichen Bereich, die andere Hälfte betrifft Tätigkeiten in Entwicklung, Vertrieb, Einkauf und Verwaltung.
Autozulieferer Autoliv baut 100 Arbeitsplätze in Elmshorn ab
Der Sozialplan sehe ein Freiwilligenprogramm und Abfindungszahlungen sowie unterschiedliche Transfergesellschaften vor. Autoliv biete die einvernehmliche Aufhebung des Arbeitsverhältnisses unter Zahlung einer Abfindung an. Damit verbunden sei die Möglichkeit, bis zu zwölf Monate in einer Transfergesellschaft zur Qualifikation und Jobsuche zu verbleiben. Das Freiwilligenprogramm soll schon bis Ende Juni abgeschlossen sein. Der IG Metall sei es zudem gelungen, für die Gewerkschaftsmitglieder bei Autoliv einen zusätzlichen Nachteilsausgleich zu vereinbaren.
Doch es sind weitere Verhandlungen über Maßnahmen in den Jahren 2022 und 2023 geplant. Dabei soll es um weitere Aktionen zur Beschäftigungssicherung sowie einen zweiten Sozialplan gehen. Autoliv werde aber den Standort Elmshorn als Technologie-Center erhalten, der „weiterhin eine weltweite Bedeutung für die Entwicklung von Sicherheitsgurten einnehmen wird“, so das Unternehmen.
„Wir sind froh, dass wir nun eine Einigung mit der Arbeitnehmerseite und der Gewerkschaft erzielen konnten“, sagt Jens Eisfeld, Geschäftsführer der deutschen Autoliv-Tochter Autoliv B.V. & Co. KG. „Wir haben zu Großteilen konstruktive, aber auch intensive und lange Verhandlungen geführt.“ Ergebnis der Kompromisse sei nun „ein Stück Planungssicherheit“ für die Beschäftigten.
Freiwilligenprogramm für alle Beschäftigten
Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Brüggemann sagt, es sei gelungen, die Entscheidung über die Produktionsschließung aufzuschieben und mit dem Arbeitgeber ein Freiwilligenprogramm für alle Beschäftigten zu vereinbaren: „Damit kann jetzt zwar etwa ein Drittel der Produktion verlagert werden, aber wir haben weitere Gespräche vereinbart, um über Alternativen zum endgültigen Verlust aller Arbeitsplätze in der Produktion zu verhandeln.“
Autoliv halte grundsätzlich an der Neuorganisation der Unternehmensstruktur an allen Standorten fest. Dabei wird von der deutschen Geschäftsführung darauf hingewiesen, dass es sich um eine Entscheidung des europäischen Managements handele. Das Unternehmen wolle europaweit Produktivität und Effizienz verbessern und den Betrieb langfristig sichern. Autoliv hat weltweit 65.000 Mitarbeiter an Standorten in 27 Ländern. Das Technologie-Center mit 780 Mitarbeitern am Standort Elmshorn war bislang Kompetenzzentrum der Sicherheitsgurtentwicklung.