Kreis Pinneberg. „K 22 – jetzt“ will die Blockade der Interessengemeinschaft Südtangente aufbrechen, die den Bau der Trasse seit 40 Jahren verhindert.

Ihr Ziel ist es, die Blockadehaltung der Interessengemeinschaft Südtangente aufzuweichen, die mit ihrer Klage gegen den Bau der Kreisstraße 22 für das tägliche „Verkehrschaos“ im Nadelöhr Tornesch verantwortlich sei. Mit ihrer Bürgerinitiative „K 22 – jetzt“, aus der im Dezember ein Verein wurde, wollen Wolfgang Bätcke aus Tornesch und Veit Ghiladi aus Moorrege und ihr Dutzend Mitstreiter positive Stimmung für den seit Jahrzehnten geplanten Straßenbau zwischen Uetersen und Tornesch zur A 23 verbreiten.

„Wir appellieren an die IG Südtangente, ihre Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zurückzuziehen, damit wir aus dieser Lethargie heraus- und mit dem Ausbau der K 22 vorankommen“, sagt Ghiladi. „Vielleicht wäre es an der Zeit, die seit Jahrzehnten festgefahrenen Gleise zu verlassen und die Sache mit heutigen Maßstäben neu zu analysieren und zu bewerten“, ist Bätckes Meinung, die er jetzt auch Jürgen Mölln, einem der beiden klagenden Grundeigentümer aus Tornesch, geschrieben hat.

Zum Jahreswechsel hatte „K 22 – jetzt“ 2500 Flyer in Esingen verteilt, in der Verein die Vorteile der ausgebauten K 22 für Tornesch und Uetersen beschreibt und die Befürchtung äußert, dass ohne den K-22-Tunnel die Esinger Straße zum Autobahnzubringer nach Pinneberg werden könnte. „Die durchweg positive Resonanz aus der Esinger Bevölkerung, viele zustimmende E-Mails sowie zahlreiche eingegangene Spenden machen uns Mut weiterzumachen und dieses für Tornesch wichtige Projekt wieder in das Bewusstsein der gesamten Tornescher Bevölkerung zu bringen“, so der Erste Vorsitzender Bätcke.

Deshalb hat der Verein jetzt zusammen mit mehreren Anliegern der Esinger Straße Banner gestaltet und aufgehängt. Weitere Gespräche mit Anliegern des Ossenpadd in Uetersen und der Hauptstraße in Prisdorf laufen, um weitere Banner aufzuhängen. Auf ihnen machen die Anlieger ihrem Unmut über die nunmehr fast 40 Jahre andauernde Blockade der Interessengemeinschaft Südtangente gegen die K 22 Luft. Auf anderen Bannern steht „weniger Verkehr durch Tornesch“ oder „Tornesch will die K 22“.

Bätcke argumentiert, dass sich mit dem Bau der K 22 nicht nur der tägliche Verkehrsstau auf der Jürgen-Siemsen- und Ahrenloher Straße zur Autobahn auflösen ließe. Vielmehr sei es auch für den Stadtteil Esingen das Beste. „Die K 22 bringt Esingen kein Unheil, wie die IG-Südtangente behauptet“, sagt Bätcke. Vielmehr drohe den Anwohnern entlang der Esinger und Pinneberger Straße eine erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastung, wenn in den nächsten Jahren der Bahnübergang nach Prisdorf untertunnelt werden sollte, ohne dass die K 22 bis dahin ausgebaut sei. Jetzt stellten die sich ständig senkenden Bahnschranken an der Ortsgrenze zu Prisdorf für die Esinger Anwohner noch „einen Segen“ dar. Ohne diese aber würden jene 42 Prozent der täglich etwa 20.000 Fahrzeuge, die sich täglich durch Tornesch quälten, „voll durch die Esinger Straße und die Pinneberger Straße fließen“, warnt Bätcke. Demnach würde die K 22 „mit Sicherheit das kleinere Übel für Esingen“ sein und „den geringsten Eingriff für die Schutzgüter Mensch und Natur bedeuten“.

Promovierter Bauingenieur leitet den Verein

Der Tornescher Rentner kennt sich mit Straßenbauvorhaben gut aus. In seinem Berufsleben war der promovierte Bauingenieur im Hamburger Tiefbauamt beschäftigt, wo er federführend den S-Bahnbau zum Flughafen Fuhlsbüttel plante und die Autobahnen auf dem Hamburger Stadtgebiet leitend betreute. Vor etwa 20 Jahren habe er in dieser Funktion auch dem damaligen Tornescher Bürgermeister Roland Krügel eine Fußgängerbrücke seiner Behörde angeboten, um sie Badefreunden über die Pinnauwiesen von Tornesch zum Freibad Oberglinde zu setzen. Krügel wollte sie lieber am Bahnhof eingesetzt haben.

Aus dieser Berufserfahrung wisse er, wie Straßenbauvorhaben heutzutage abgewogen werden. Sie würden aus Umwelt- und Naturschutzgründen grundsätzlich entlang bereits vorhandener Trassen gebaut werden. „Die Zeiten sind vorbei, in denen man quer durch die Natur Straßentrassen legen konnte“, erteilt Bätcke der Alternativtrasse der IG Südtangente eine klare Absage. Die schlägt vor, vom Tornescher Weg in Uetersen eine 3,8 Kilometer lange neue Straße durch unbebautes Gebiet zum Bahnübergang Prisdorf zu bauen, was ein viel größeres Stück freier Natur zupflastern würde als jene 250 Meter vom Wischmöhlenweg bis zum Bahntunnel in Tornesch, wie es die vom Land planfestgestellte K-22-Trasse vorsieht.

„Die Pläne der IG Südtangente sind aus heutiger Sicht schlicht nicht umsetzbar“, urteilt Bätcke. Zumal vom Bau der K 22 in Esingen etwa 15 Häuser betroffen wären, die aber von einer 3,80 Meter hohen Wand vom Lärm geschützt wären, während in Prisdorf wohl um die 100 Anlieger erheblich mehr Lärm ertragen müssten, wenn das erhöhte Verkehrsaufkommen bei ihnen vorbei durch die Hauptstraße zur Westumgehung Pinneberg führen würde.

Jenen Ärger auf Nachbarn abzuwälzen, den man selbst nicht ertragen möchte, sei keine Verhandlungsposition, auch wenn sie den Bau der K 22 mit der Klage vor dem Verwaltungsgericht verzögere, so Bätcke. „Aber verhindern wird auch die IG Südtangente die K 22 nicht.“

Die „K 22 jetzt“ erfahre viel Zuspruch, nicht nur von Tornescher und Uetersener Bürgern und Politikern. Das ganze Hinterland bis in die Haseldorfer Marsch befürworte die K 22, ist der ehemalige CDU-Kreistagsabgeordnete Ghiladi überzeugt. Für ihn spricht auch der geplante neue Radweg entlang der K-22-Trasse für den Bau. Endlich könnten Radler sicher von Uetersen nach Tornesch bis nach Ahrenlohe fahren, was zurzeit am radweglosen Wischmöhlenweg und dem engen Ossenpadd wegen des Schwerlastverkehrs unmöglich sei.

Bätckes Appell an die IG-Südtangente, ihre Klage gegen die K 22 zurückzuziehen und somit nicht mehr „die gesamte Region lahmzulegen“, verhallt allerdings beim Adressaten. „Wir kommentieren die Aussagen nicht“, sagt IG-Südtangentensprecher Michael Krüger auf Abendblatt-Anfrage. Die Tornescher CDU, der Bätcke seit Februar 2020 angehört, stelle „keinen fairen Verhandlungspartner“ dar, sagt Krüger und betont: „Wir halten an unserer Klage fest.“ Erst recht, nachdem im September das vom Verwaltungsgericht vorgeschlagene Mediationsverfahren zwischen dem Land und Kreis als Straßenbaubehörden mit den K-22-Gegnern „ergebnislos“ gescheitert ist. Damit wird wohl Bätcke auch vergeblich auf eine Antwort auf seinen Brief an den Kläger Mölln warten, der im Kreis Plön lebt, etwa 90 Kilometer von Tornesch entfernt.